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Metertief für Wasser. Laut Unicef verbringen Frauen und Mädchen weltweit täglich 200 Millionen Stunden nur damit, Wasser zu sammeln. Viele Bohrlöcher und Wasserspeicher sind ausgetrocknet. Die Welthungerhilfe hilft wie hier in Chifiri, Kenia.

© Brockmann/Welthungerhilfe

Tagesspiegel-Spendenaktion: Gemeinsam gegen den Hungertod in Ostafrika

In Ostafrika sind mehr als 20 Millionen Menschen vom Tod durch Hunger und Durst bedroht. Der Tagesspiegel bittet seine Leser, gemeinsam mit der Deutschen Welthungerhilfe, um Spenden.

Da war dieser Moment der Panik vor zwei Jahren, als der kenianische Fahrer das Auto auf der Schlaglochpiste durch die Wüste am Salzwassersee Lake Magadi zurück nach Nairobi nicht mehr anbekam. Im Land der Massai sirrte die Hitze, und im Fond lag für jeden nur noch eine kleine Plastikflasche Limo. Sieben Stunden Fahrt vor uns, es wurde dunkel, und da kann man auch bei der wilden Tierwelt gar nicht mehr in Schrittgeschwindigkeit durch die tiefen Gräben ruckeln. Und so einen Durst!

Ein einmaliges Urlaubserlebnis – für unzählige Einheimische ist so ein Verlangen aber der Alltag. Als Touristin aus Berlin kann man sich auch heute selbst im von extremer Dürre gepeinigten Ostafrika eine Flasche des begehrten, teuren Trinkwassers leisten. Doch die 21 Millionen durstenden und hungernden Menschen, die auf dem Kontinent geboren wurden, haben dieses Privileg nicht. In Kenia führen die Massai ihre durstenden Rinderherden schon in die Hauptstadt Nairobi. In Somalia erreichen täglich Lastwagen mit hunderten Menschen die Hauptstadt Mogadischu, weil sie aus Angst zu sterben die Dürregebiete verlassen. „Sie brauchen Lebensmittel, sauberes Wasser und Medikamente. Wir können das Ausmaß ihres Leidens nicht mit wenigen Worten beschreiben“, sagt Bürgermeister Yusuf Hussein Jimale.

Nach Angaben des katholischen Hilfswerks Missio kommen in den Flüchtlingslagern Nordugandas, Kenias und Äthiopiens Tag für Tag vor dem Hungertod flüchtende Menschen aus dem Südsudan an. Dort sei es Bürgerkriegsparteien und der Regierung gleichgültig, ob ihre Bevölkerung verhungere. Die Staatengemeinschaft greife jedoch nicht ein, klagt der Missio-Präsident Klaus Krämer. Die Weltgemeinschaft müsse jetzt „vom Reden ins Tun kommen, alles andere, wenn ich an die Hungerkatastrophe denke, ist Mord“ – so formuliert es Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU).

Doch Menschen sterben, und auch das für das Überleben so wichtige Vieh verendet. „Ich sehe Kühe auf dem Weg zur Wasserstelle zusammenbrechen. Die Tiere sind durch Unterernährung und Krankheiten geschwächt und haben nicht mehr die Kraft, die zunehmend längeren Wege zu den Wasserstellen zu bewältigen. Verzweifelt versuchen die Menschen immer wieder, ihre Kühe aufzurichten“, berichtet Andrea Padberg, die stellvertretende Regionaldirektorin bei der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH), aus Äthiopien. In Ostafrika bahnt sich laut den Vereinten Nationen eine Hungerkatastrophe verheerenden Ausmaßes an. Schon im dritten Jahr in Folge bleibe der dringend notwendige Regen aus oder sei viel zu gering, um die Ernährung für die Kleinbauern und Viehzüchter sicherzustellen.

"Extreme Wasserknappheit" in 36 Ländern

In 36 Ländern der Welt herrsche bereits heute eine „extreme“ Wasserknappheit. Doch der Klimawandel werde „die schreckliche Lage gerade auch für hunderte Millionen Kinder noch verschärfen“, prognostiziert ein am Mittwoch anlässlich des Weltwassertages in New York vorgestellter Report von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Auf der einen Seite des Globus ergießen sich Wasserfluten, auf der anderen ist es staubtrocken. Im Zuge des Klimawandels nehmen Wetterextreme zu, und zwar nicht nur Hitzewellen. Wenn es dann in der Regenzeit wieder schütte, können Überflutungen sogar verheerend für die Wasserversorgung sein. Starkregen kann Toiletten oder Latrinen überschwemmen, warnt Unicef: „Bis 2040 werden fast 600 Millionen Kinder in Regionen mit extrem begrenzten Wasserressourcen leben – jedes vierte Kind weltweit.“ Solche Nachrichten rütteln auch die Tagesspiegel-Leser auf, sie rufen bei ihrer Zeitung an und fragen: Wie können wir helfen? Und sie bewegen auch den Spendenverein des Tagesspiegels mit seiner Aktion „Menschen helfen!“ zum Handeln. Selbst das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, das World Food Programm (WFP) – die größte humanitäre Organisation der Welt und einer der Förderer der DWHH –, hat jetzt beim Tagesspiegel aus dem Holtzbrinck-Verlag nachgefragt, ob und wie man bei einer Spendenaktion für Ostafrika kooperieren könne.

Das kleine Team von „Menschen helfen!“ im Tagesspiegel-Gebäude am Askanischen Platz prüft das, in jedem Falle informiert das WFP den Tagesspiegel schnell über aktuelle Entwicklungen. Die DWHH übernimmt als Nichtregierungsorganisation auch oft die Registrierung und Verteilung der Hilfsgüter des WFP.

Am Ende. Kein Fleisch, keine Milch mehr. Hier gehen Dorfbewohner im kenianischen Bandarero, an der Grenze zu Äthiopien, am Kadaver eines Rindes vorbei.
Am Ende. Kein Fleisch, keine Milch mehr. Hier gehen Dorfbewohner im kenianischen Bandarero, an der Grenze zu Äthiopien, am Kadaver eines Rindes vorbei.

© Ben Curtis/AP/dpa

Wir bitten nun Sie, liebe Leserinnen und Leser, um eine Spende, die, selbst wenn sie klein ist, lebensrettend sein kann. Die Ostafrika-Hilfsaktion starten wir mit unserem jahrelang eingespielten Partner bei Auslandshilfeprojekten, der Deutschen Welthungerhilfe. Schon rund 25 Euro reichen, um 100 Männer, Frauen und Kinder mit sauberem Trinkwasser, Reinigungstabletten, Behältern und Flaschen eine Woche lang zu versorgen, rechnet dort Vera Schernus vor. Geholfen wird flexibel, je nachdem, wie die Lage sich entwickelt. Wie immer bei einem Auslandsprojekt – so war es bei den Tagesspiegel-Aktionen nach dem Taifun auf den Philippinen und auch nach dem Tsunami in Sri Lanka – verteilen wir die Hilfen auf mehrere Regionen beziehungsweise Länder, um möglichst effektiv helfen zu können. Der Hilfebedarf sei in Somaliland, im Südsudan, in Äthiopien und in Kenia am größten, berichten DWHH-Helfer.

Auch Jemen, Uganda und Nigeria litten. Experten befürchten, dass das Leid der Menschen sogar noch das der Hungerkrise von 2010/11 übertreffen könnte. Damals starben am Horn von Afrika eine Viertelmillion Männer, Frauen und Kinder. Es müsse sofort qualvolles Sterben verhindert werden, langfristig müssten die Kleinbauern und Viehzüchter am Horn von Afrika bei Strategien unterstützt werden, „widerstandsfähiger gegenüber Dürren und plötzlich auftretendem Starkregen zu werden. Etwa durch moderne Anbaumethoden, Gemüsegärten, alternative Einkommensmöglichkeiten, Brunnen und Wasserspeicher“, so die Welthungerhilfe. Die UN haben bei der Entwicklungshilfe erst ein Zehntel der versprochenen Hilfen für Südsudan erhalten. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat ein neues System zur Bekämpfung der Krise gefordert: „Jedes Jahr sind zu Jahresbeginn bei Unicef und anderen UN-Organisationen die Töpfe leer. Wir brauchen einen Weltkrisenfonds der UN, der zu mindestens 50 Prozent grundfinanziert ist.“

Minister Müller fordert neues Handelssystem

Den Finanzbedarf ihrer Organisationen zur Krisenbekämpfung beziffern die UN laut Müller auf etwa 22 Milliarden Euro. „Das ist nicht viel, große Konzerne machen ein Vielfaches an Gewinn.“ Mit einem Marshallplan solle Afrika stabilisiert werden. Chinesische Firmen erwirtschaften dort große Gewinne. Hilfsverbände fordern Maßnahmen gegen Korruption und Krieg. Die Globalisierung dürfe nicht nur den reichen Ländern nützen, die die Erderwärmung durch die Industrialisierung verursachten und die einst durch die Kolonialisierung Machtgefüge in Afrika verschoben.

Ein wichtiges Mittel, um die Globalisierung gerechter zu gestalten, sei ein neues Handelssystem, fordert Minister Müller. Afrika müsse ohne Zoll- und Handelsschranken in den Weltmarkt integriert werden, es müsse „mehr Wertschöpfung wie Kaffee- oder Textilverarbeitung in Afrika vor Ort“ möglich gemacht werden, damit die Länder nicht nur vom Rohstoffexport abhängig seien. Fairere Löhne seien geboten. „Wir leisten uns Luxus auf dem Rücken der Menschen vor Ort. Und hier müssen wir neu teilen lernen, um vor Ort Arbeitsplätze und Zukunft zu schaffen.“ Sonst werde sich die afrikanische Jugend aufmachen „auch in Richtung der Wohlstandszonen der Welt, nämlich in Richtung Europa“. „Wenn die Katastrophe zur Normalität wird und uns kalt lässt, dann haben wir als Menschen und als Christen versagt“, betont Missio-München-Präsident Wolfgang Huber.

Angesichts der Milliardensummen, die weltweit fehlen, können Tagesspiegel-Leserspenden nur ein kleiner Beitrag sein. Aber jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. (mit epd, KNA, dpa)

Spendenkonto: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, BIC: BELADEBE, IBAN: DE43 1005 0000 0250 0309 42. Name und Anschrift für Spendenbeleg notieren. Online-Banking möglich.

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