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Musikproduzent Swizz Beatz (l) und das französische Model Baptiste Giabiconi 2013 in Berlin

© Jens Kalaene/dpa

Streetart in Berlin-Rummelsburg: Junge Kunst im Alten Kraftwerk Rummelsburg

Der Mann von Alicia Keys, Musikproduzent Swizz Beatz, fördert junge Künstler und Sammler. Sein neues Projekt "No Commission" stellt er an einem für ihn typisch berlinerischem Ort vor: einem alten Heizkraftwerk.

Seit acht Jahren kommt Swizz Beatz immer wieder nach Berlin, und seine Begeisterung ist ungebrochen. Gerade hat der Musikproduzent und Kunstsammler den Teufelsberg entdeckt und zückt sein Smartphone. Da hat er gleich ein paar Videos gedreht. Großartig findet er es da. Kunst in einer ehemalige Spionagestation! So etwas kann nur Berlin.

Manchmal, wenn er in Berlin ist, legt der Grammy-Preisträger in Clubs auf, aber am liebsten unerkannt. Er singt auch durchaus gern, nur nie mit seiner Ehefrau Alicia Keys: „Dazu ist sie viel zu gut.“

Die in New York geborene Soulsängerin hat nicht nur 15 Grammys gewonnen und 30 Millionen Alben verkauft, sondern auch, was Männer betrifft, einen guten Geschmack. So höflich, sanft und inspiriert, wie Swizz Beatz auftritt, würde man nie denken, dass er in der Bronx groß geworden ist.

Diesmal ist er nach Berlin gekommen, um sein neuestes Projekt zu etablieren. „No Commission“ heißt seine innovative Kunstplattform. Damit will er junge Künstler fördern und gleichzeitig junge Leute, die sich Kunst normalerweise nie leisten könnten oder wollten, verlocken, sich doch mal früh ein Original zuzulegen. „Bei uns geht es ab 50 Dollar los“, sagt er. Normalerweise kassieren die Galeristen einen Batzen vom Verkauf, in seinem Projekt fließt alles Geld in die Taschen der Künstler, die am Anfang oft noch völlig mittellos sind.

Ein für Berlin typischer Ort

Für die Berliner Premiere hat er sich das alte Heizkraftwerk Rummelsburg ausgesucht, in seinen Augen auch so ein typisch berlinischer Ort. Das ist wie bei den Häusern von Berliner Freunden: „Von außen sehen sie ziemlich runtergekommen aus, und innen ist alles ganz schön.“

Er legt viel Wert darauf, den Künstlern eine perfekte Einstiegsplattform zu geben. Die seien auch immer fasziniert von der Präsentation. Damit hat er sich auch im Heizkraftwerk Mühe gegeben – nach dem für ihn typischen Berliner Prinzip: außen pfui, innen hui. Zuvor hat er „No Commission“ schon nach London und Schanghai gebracht und natürlich in die Bronx.

Seit er das vor zwei Jahren erfunden hat, seien schon vier Millionen Dollar in die Taschen der Künstler geflossen, 90 Prozent der Kunstwerke seien verkauft, und in den sozialen Medien interessieren sich Millionen dafür. Er setzt sich gewissermaßen dafür ein, dass die Kunst aus der Enge der Galerien und Messen herausgeholt wird und ein breiteres Publikum findet als die immer gleichen Millionäre, dass sie demokratisiert wird.

Berlin ist für ihn ein Lieblingsziel für künstlerische Experimente und eine Quelle der Inspiration. Er ist ja nicht nur in der Kunst unterwegs, sondern produziert auch Musik, und nebenbei entwirft er Mode. Sein persönliches Lieblingsteil ist eine alte Armeejacke, der er mit Stickereien und Aufnähern seinen sehr persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Zum Interview im Hotel Zoo kommt er mit rosa Turnschuhen und einem weißen Hoodie mit lässigen Pastellstrichen drauf.

Zu den Charity-Aktivitäten, auf die er besonders stolz ist, gehört der 300 Millionen Dollar teure Kunst-Pavillon des Harlem Hospital. Für die New Yorker Krankenhäuser ist er globaler Botschafter, um vor allem Männern zu zeigen, dass es cool sein kann, zum Arzt zu gehen und sich checken zu lassen.

Natürlich kann Kunst eine Investition sein, aber für ihn ist es das nicht in erster Linie, dazu liebt er sie zu sehr. Zusammen mit seiner Frau hat er die Dean Collection aufgebaut, die später seinen fünf Kindern zugutekommen soll. Bis dahin sind die Werke unverkäuflich, werden zusammengehalten und manchmal an die Künstler sogar ausgeliehen.

Auch Werke von Berliner Shootingstars

Neben den Arbeiten junger Künstler, den Berlin Masters, zeigt er im Heizkraftwerk auch Werke von Berliner Shootingstars wie Jonas Burgert, Jaybo Monk und Jens Einhorn. Auch Künstler aus den USA, England und Argentinien werden erwartet. Er liebt die Interaktion bei einer Vernissage, beobachtet gern die Reaktionen von Künstlern und neuen Sammlern. Dass man gemeinsam isst und trinkt und die neue Idee feiert, ist ihm auch wichtig. Am Freitag gibt es ein großes Dinner für die teilnehmenden Künstler und für prominente Gäste, zu dem vielleicht auch seine Frau kommen will.

Wie viele Amerikaner betrachtet er die Stadt als perfekten Ort für Kreative. Dazu gehören für ihn die Offenheit für Kunst und Graffiti, die Bezahlbarkeit des Lebens und vor allem „die vielen geheimen verwunschenen Locations“. Nur einen Fehler hätten die Berliner gemacht. Nach dem Abbau der Mauer hätten die Teile in Berlin bleiben und auf Dauer ausgestellt werden sollen, ist er überzeugt.

Bis Samstag können Kunstinteressierte die Ausstellung anschauen, Donnerstag und Freitag von 19 bis 24 Uhr und am Samstag von 14 bis 20 Uhr in der Rummelsburger Landstraße 2. Wenn die Ausstellung wie eine Einstiegsdroge für die Sammelleidenschaft wirkt, dann hat Swizz Beatz sein Ziel erreicht.

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