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Ein Sträßlein zur Zitadelle soll bald Wladimir Galls Namen tragen.

© Mike Wolff

Straßenname in Spandau: Wladimir Gall soll geehrt werden

Die Verbindung zwischen der Straße Am Juliusturm und der Zitadelle soll nach Wladimir Gall benannt werden. Ein würdiger Spandauer Namenspate.

Mitunter sind erst nach Jahrhunderten die ganzen Folgen zu erkennen, die sich aus einer Entscheidung, sagen wir, über einen Bauplatz ergeben. Nehmen wir an, die Zitadelle, Baubeginn Mitte des 16. Jahrhunderts, wäre nicht im späteren Spandau errichtet worden, sondern in einem der Berliner Bezirke, die sich einer Ehrung männlicher Personen der Zeitgeschichte durch Benennung von Straßen und Plätzen bis auf Weiteres strikt verschlossen haben

Ein Tagesordnungspunkt wie der hier vorzustellende, der heute Thema der BVV Spandau ist, wäre damit ausgeschlossen. Denn Wladimir Gall, ehemaliger Soldat der Roten Armee, gestorben im September 2011, war eindeutig männlich. Nach ihm aber soll die Verbindung zwischen der Straße Am Juliusturm und der Zitadelle benannt werden, das Bezirksamt möge dies prüfen, heißt es in dem gemeinsamen Antrag von SPD, Linken und Grünen. Die Umbenennung – jetzt ist das Sträßlein namenstechnisch noch Teil von Am Juliusturm – solle am 20. Januar 2019, dem 100. Geburtstag Galls, erfolgen und gebührend gefeiert werden, schließlich sei Gall ein „Sinnbild der Völkerverständigung“.

Besondere Verbindung zur Zitadelle

Zu der Stummelstraße hatte Gall, ehemals Hauptmann der Roten Armee, eine besondere Beziehung: Am 1. Mai 1945 standen er und als zweiter Parlamentär Major Wassili Grischin vor dem verschlossenen Tor der Zitadelle, in der Hand eine weiße Fahne, während von oben die Mündungen von Maschinengewehren und Karabinern auf sie gerichtet waren. Die beiden Russen sollten die Besatzung der Zitadelle zur Übergabe bewegen. Das war ein zusammengewürfelter Haufen aus Volkssturm, Wehrmacht und uniformierten Wissenschaftlern des auf der Zitadelle gelegenen Heeres-Gasschutzlaboratoriums, dazu Hunderte von Alten, Frauen und Kindern, die hinter den dicken Mauern Zuflucht gesucht hatten.

Ein Himmelfahrtskommando für die beiden Russen, allzu oft hatten deutsche Soldaten Parlamentäre erschossen. Und der Kommandant der Zitadelle, der zunächst zu ihnen herabgeklettert war, befürchtete, auch ihm werde dies so ergehen, sollte er sich ergeben. Gall und Grischin ließen sich nicht entmutigen, kletterten selbst zu den uneinsichtigen Offizieren hinauf, schilderten ihnen die militärische Lage und setzten ein letztes Ultimatum. Das wirkte: Die Zitadelle wurde ohne Kampf übergeben.

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