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In Berlin-Lichtenberg wurde von französischen Künstlern das größte bewohnte Wandbild der Welt geschaffen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Städtewachstum Berlin: Senat korrigiert Einwohnerprognose nach unten

Die Hauptstadt wird 2030 wohl doch nicht die Vier-Millionen-Marke knacken. Immer mehr Berliner fliehen aufs Land.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Berlin wächst auch in den nächsten Jahren, allerdings weniger dynamisch als bisher angenommen. Unter dem Eindruck der großen Flüchtlingszahlen ging der Senat im vergangenen Jahr noch davon aus, dass die Hauptstadt 2030 eine Vier-Millionen-Metropole sein wird. Jetzt hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen die amtliche Bevölkerungsprognose etwas nach unten korrigiert. Die Statistiker rechnen damit, dass Berlin 2030 rund 3,85 Millionen Einwohner haben wird. Aktuell sind es 3,7 Millionen.

Viele Faktoren beeinflussen das Wachstum

Die Gründe für das voraussichtlich geringere Wachstum sind vielfältig und widersprüchlich. Einerseits hat die Zuwanderung aus dem Ausland deutlich nachgelassen. Im vergangenen Jahr hielt es der Senat noch für möglich, dass die Einwohnerzahl Berlins von 2015 bis 2020 durch die Flüchtlinge um 135 000 bis 215 000 Menschen steigen könnte. Von diesen Szenarien wurde Abstand genommen. Die Demoskopen rechnen nun mit einem flüchtlingsbedingten Wachstum von nur noch 65 000 bis 2020.

Andererseits sind die natürliche Bevölkerungsentwicklung und die Wanderungsbewegung innerhalb Deutschlands für Berlin positiver als bisher geschätzt. Es werden mehr Kinder geboren und es sterben weniger Menschen als prognostiziert. Warum das so ist, müssen die Statistiker erst noch herausfinden. Außerdem ist der Wanderungssaldo zwischen Berlin und den alten bzw. neuen Bundesländern (ohne Umland) deutlich positiver als bisher geschätzt. Vor allem aus den West-Ländern kommen mehr Menschen in die Hauptstadt. Die Zahl der „Stadtflüchtlinge“, die ins Umland ziehen, nimmt dagegen stärker zu als bisher vorausgesehen. Die Kerngruppe sind 30- bis 40-jährige Berliner mit Kindern.

Verlässliche Zahlen gibt es noch nicht

Die Stadtentwicklungsverwaltung räumt ein, dass diese Wanderungsbewegungen „in ihrem weiteren Verlauf derzeit nicht eingeschätzt werden“ können. Ob es sich um kurzfristige Schwankungen oder einen „Trendbruch“ handele, sei offen. Sobald die realen Einwohnerzahlen für dieses Jahr vorliegen, soll nachgebessert werden. Denn die Politik braucht verlässliche Prognosen für eine passgerechte Daseinsvorsorge. So wuchsen Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg im vergangenen Jahr langsamer als gedacht, Neukölln schrumpfte sogar außerplanmäßig. In anderen Bezirken, allen voran Lichtenberg, Tempelhof-Schöneberg und Reinickendorf lag das Bevölkerungswachstum über den amtlichen Prognosen.

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