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Bismarcks Kürzel. Dieses Gästebuch aus dem Jahr 1884 mit vielen Einträgen Prominenter wurde jetzt gefunden.

© Mike Wolff

Treptow: Wo schon Preußens Prominenz einkaufte

Die "Späth’schen Baumschulen", älteste Firma Berlins, feiern an diesem Wochenende ein seltenes Jubiläum: 290-Jähriges Bestehen.

Im September 1720 gründete Christoph Späth vor dem Halleschen Tor eine Blumen- und Gemüsegärtnerei. Aus diesem Gartenbaubetrieb, der in der Folgezeit von einer Späth-Generation auf die nächste überging, wurde eine international bekannte Baumschule, die mit ihren Produkten die Welt grüner und damit schöner macht. Sie gibt ab 1890 einem nahe gelegenen S-Bahnhof den Namen Baumschulenweg. Damals war Späths grünes Paradies die größte Baumschule der Welt. Heute ist die 290 Jahre alte Firma der älteste Gewerbebetrieb Berlins mit 50 Gärtnern. Sie verkaufen eigene Züchtungen, gestalten Gärten, Straßen und Plätze und haben auf ihrem Gelände Späthstraße 80/81 über 80.000 lieferbare Pflanzen. Beim Traditionsfest, das heute vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnet wird und bis Sonntag dauert (9–18 Uhr), kann man sich nicht nur in einer Ausstellung über die wechselvolle Betriebsgeschichte informieren, sondern viel Nahrhaftes aus der Region genießen: Gärtnereien, Handwerker und Naturprodukte-Hersteller kommen nach Baumschulenweg, präsentiert werden 290 Apfelsorten, 290 verschiedene Clematis und 100 unterschiedliche Tomaten. Auch Sanddorn wird bei Späths gezüchtet und verkauft.

Von einer kleinen Sensation spricht Geschäftsführer Christoph Rechberg, wenn er ein verschollen geglaubtes, aber jüngst bei einem Berliner Bauunternehmer aufgetauchtes Gästebuch von 1884 präsentiert. Wer den roten, metallbeschlagenen Ledereinband aufschlägt, findet gleich auf der ersten Seite Preußens Prominenz versammelt: Bismarck, Reichskanzler, steht da unter dem Datum 26. Juni 1884, darunter Helmuth Graf von Moltke. Minister, Prinzen, und Staatsgäste aus Jamaika, Japan, Lettland, Budapest, Kabul und Hongkong schlossen sich an. Otto von Bismarck pflanzte damals eine Bismarck-Linde, später, zu DDR-Zeiten, war das mit den Namen für Neuzüchtungen nicht ganz so einfach. Ein Rittersporn sollte auf den Namen Späth getauft werden, aber da Späth ein Privatunternehmer war, gab man der Pflanze einen unverfänglichen Namen: „Völkerfriede“.

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