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Backstreet Boys: Für immer Jungs

Seit 15 Jahren Mädchenschwarm: Heute Abend spielen die Backstreet Boys in der Max-Schmeling-Halle. Ihre Songs über Liebeskummer darf man ihnen aber glauben.

Sie sind 34, 33, 30 und 28. Und nennen sich immer noch „Boys“. Weil das „Boy- Sein“ doch keine Altersfrage ist, sondern Einstellungssache, sagt zumindest Nick Carter, der Hellblonde in der Gruppe. „Wir werden sicher auch mit 50 noch Backstreet Boys sein, vorausgesetzt die Fans bleiben uns treu. Eine Umbenennung in Backstreet Men kommt jedenfalls nicht in Frage.“

Die Verkaufszahlen geben ihnen recht: Die US-Südstaatler zählen immer noch zu den Großverdienern der Musikbranche. Gerade sind sie auf Deutschlandtournee, heute Abend stehen sie in der Max-Schmeling-Halle auf der Bühne. Sie werden wie immer von Liebe singen. Von unerfüllter Sehnsucht, Trennungsschmerz und romantischen Dates. Zwischen den Songs werden sie mit dem fast ausschließlich weiblichen Publikum flirten und die Sätze auf Deutsch sagen, die man ihnen in den frühen Neunzigern zu Beginn ihrer Karriere beigebracht hat: „Ich möchte Dich küssen“ zum Beispiel oder auch „Ich liebe Dich“. Dafür werden sie – auch das ist sicher – wildes Fan-Kreischen ernten.

Zumindest kann man den Backstreet Boys nicht vorwerfen, dass ihre Texte nicht authentisch seien. Denn mit Liebeskummer kennen sich die Jungs tatsächlich aus. Vor allem Nick Carter. Der klagt seit Jahren darüber, dass man es als Popstar und besonders als berufsmäßiger Frauenschwarm verdammt schwer hat, die Liebe fürs Leben zu finden. „Es ist doch so: Wie kann ich sicher sein, dass mich eine Frau wirklich meinetwegen liebt und nicht wegen dessen, was ich als Backstreet Boy darstelle?“ Das Problem hat ihm so stark zu schaffen gemacht, dass er sich irgendwann eine Strategie überlegt hat: Er fing nur noch Romanzen mit Personen an, die selbst prominent und wohlhabend sind – „die dürften es schließlich nicht nötig haben, einen zu benutzen“. Also traf er sich reihenweise mit Stars, etwa mit Schauspielerin Bai Ling, der „Berlinackten“. Carters große Liebe war aber Paris Hilton. Mit der war es ihm wirklich ernst, er ließ sich sogar ihren Namen auf den Arm tätowieren. Die Geschichte ging übel aus, am Ende traf sich Paris angeblich mit Carters jüngerem Bruder. Inzwischen hat Nick seine Promi-Treff-Strategie aufgegeben („Davon kann ich nur abraten. Das ist keine Lösung“). Jetzt sucht er eine „nette Person, die mich intellektuell fasziniert.“ Über das Paris-Tattoo ließ er sich einen Totenkopf drüberstechen.

Als Motto ihrer aktuellen Tour haben die Backstreet Boys den Albumstitel „Unbreakable“ gewählt – unzerbrechlich. Das darf man wohl als Statement gegen Trennungsgerüchte verstehen, denn zum ersten Mal sind die Backstreet Boys bloß zu viert auf Tour. Gründungsmitglied Kevin Richardson ist nach 13 Jahren ausgestiegen, und obwohl die anderen betonen, dass er jederzeit zur Gruppe zurückkehren könne, ist sein Verlust verschmerzbar. Sein Gesangstalent galt als so bescheiden, dass die Solos meist den anderen überlassen wurden, Richardson konzentrierte sich aufs Tanzen, Flirten und auf die gemeinsamen Refrains.

Dass sich alternde Boygroups auch weit jenseits der 30 gut im Geschäft halten können, hat sich inzwischen herumgesprochen. Deshalb haben sich einige frühere Teeniestars wieder zusammen gerauft. Bei Take That sind bis auf Robbie Williams wieder alle dabei, gerade haben sich auch die New Kids on the Block zurückgemeldet, die den Backstreet Boys früher als Vorbild galten. Bei den New Kids ist der Älteste inzwischen 39 und in der Immobilienbranche tätig. Aber die Fans freuen sich riesig.

Ein paar Boygroups im Ruhestand konnten sich bisher nicht zum Comebackversuch durchringen. Man weiß aber auch nicht, ob die Herzensbrechermasche bei den weiblichen Fans hier noch funktionieren würde. Bei Boyzone, Caught in the Act und NSync etwa haben sich Mitglieder inzwischen als schwul geoutet. Ein Sänger erklärte es seinen weiblichen Fans so: „Sorry Mädels, andere Baustelle.“ Und dann gibt es noch die einstige deutsche Vorzeige-Boygroup Bed & Breakfast. Deren Sänger David Jost hatte „irgendwann keine Lust mehr auf den Retortenquatsch“ und wechselte hinter die Kulissen der Musikbranche, um selbst neue Bands hervorzubringen und vieles besser zu machen. Heute ist er der Manager von Tokio Hotel.

Das Konzert beginnt heute um 20 Uhr. Es gibt noch Karten für 52 Euro an der Abendkasse.

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