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© dpa

Am Checkpoint Charlie: Vitrine statt Kantine: Currywurst kommt ins Museum

Ab Sommer wird die Currywurst in ihrem eigenen Museum in einer Schau gezeigt. Erwartet werden pro Jahr 350.000 Besucher. Bernd Matthies hat sich schon einmal umgesehen.

Der Presseauftrieb entsprach einem mittelschweren Senatorenrücktritt – aber wer wollte auch behaupten, dass die Currywurst für die Stadt weniger wichtig sei? Diesmal ging es nicht einmal direkt um die Wurst, sondern um ihr Museum: Die privaten Betreiber um den Unternehmensberater Martin Löwer, die schon 2005 ein Konzept vorstellten, haben nun endlich in der Schützenstraße 70 am Checkpoint Charlie die passenden Räume gefunden.

Und sie setzen sich, wenn sie am 16. August die 1100 Quadratmeter große Schau eröffnen, ein extrem ehrgeiziges Ziel: 350 000 Besucher werden pro Jahr erwartet, rund tausend täglich, und das bei einem Eintrittspreis zwischen sieben und elf Euro, das ist eine optimistische Annahme. Zum Vergleich: Die Alte Nationalgalerie hatte 2007 370.000 Besucher.

Die passende Verpflegung ist im Preis nicht enthalten, wird aber angeboten, denn zum Museum gehört auch ein Imbiss mit allen handelsüblichen Arten von Currywurst, dessen Betreiber bereits feststeht, aber noch nicht unterschrieben hat. Es sei aber klar, dass er aus Berlin komme und sich mit dem Objekt der kulinarischen Begierde bestens auskenne, heißt es. Die Fans dürfen also rätseln: Curry 195? Curry 36? Krasselt? Konnopke?

Zwei andere Namen werden aber schon genannt: Die Berliner Küchenchefs Kolja Kleeberg und Thomas Kammeier haben fürs Museum ein paar spezielle Saucen komponiert. Wer sie probieren will, muss nicht automatisch auch Eintritt zahlen, denn der Museumsimbiss bleibt wie der Museumsshop von außen zugänglich.

„Museum“ klingt überdies ein wenig irreführend: Das originale Fett, in dem Herta Heuwer 1949 am Stuttgarter Platz die Currywurst gebraten hat, steht nicht mehr zur Verfügung, und auch ihr patentierter Ketchup, den sie „Chillup“ nannte, hat angesichts einer Fülle von Variationen ein wenig an Reiz verloren. Doch immerhin konnte sich Museumsleiterin Birgit Breloh die Unterstützung der Erben sichern, die nun mit Rat und Tat bei der Konzeption einer modernen Multimedia-Schau helfen, in der es darum geht, „sämtliche Dimensionen der Currywurst zu beleuchten“ (Breloh).

Dazu gehören eine begehbare Imbissbude, Hörstationen in Form einer Ketchupflasche, an denen Prominente Auskunft über einschlägige Vorlieben geben, ein Themenraum über das Leben der Erfinderin, ein Kinosaal sowie eine „Kinderspur“, in der spezifische Informationen weiter unten angeordnet sind als im Rest des Museums. Die privat aufgebrachte Investitionssumme beläuft sich auf fünf Millionen Euro, 24 Beschäftigte sollen sich um Gäste und Wurst kümmern.

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