zum Hauptinhalt
Still soll es werden. Ein Modell von Landschaftsplanern zeigt die Maaßenstraße aus Richtung Winterfeldtplatz.

© Simulation: Büro Breimann-Bruun

Stadtentwicklung in Berlin-Schöneberg: Maßhalten an der Maaßenstraße

Wie beruhigt man eine verkehrsberuhigte Zone? Darüber diskutierten Schöneberger Politiker und Stadtplaner jetzt erneut mit Anwohnern der Gegend zwischen Nollendorf- und Winterfeldtplatz.

In der Schöneberger Maaßenstraße sollen Autos langsamer fahren, Fußgänger mehr Raum erhalten und Aufenthaltsflächen jenseits der Lokale entstehen. Über die in der zweiten Jahreshälfte geplante Umgestaltung zur „Begegnungszone“ diskutierten Bezirkspolitiker und Stadtplaner am Mittwochabend mit rund 100 Anwohnern. Vorgestellt wurden überarbeitete Konzepte, nachdem Bürger bei einem Treffen im November und in einem Online-Forum viele Vorschläge gemacht hatten. Rundum zufrieden zeigte sich nun aber kein Teilnehmer.

Die meiste Zustimmung bekam Eckhart Heinrichs vom Verkehrsplanungsbüro LK Argus, als er mehrere Varianten einer Fahrbahnverschwenkung vorstellte, die dazu beitragen soll, dass sich Autofahrer an die geplante Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h halten. Zwar gilt Tempo 30. Doch speziell nachts seien viele Raser unterwegs, sagen Anwohner. „Die gerade Fahrbahn lädt zu hohen Geschwindigkeiten ein“, sagte Heinrichs.

Sein Büro hat auch Kreisverkehre an der Ecke Nollendorfstraße oder am Winterfeldtplatz geprüft, aber wegen des „hohen Flächenverbrauchs“ verworfen.

Anwohner in der Maaßenstraße fordern mehr Parkplätze

Kritik gab es daran, dass 50 Parkplätze entfallen sollen. Heinrichs argumentierte, in der Umgebung gebe es 1900 Parkplätze. Doch nicht nur eine Seniorin forderte, dass Anwohner ihre Autos nahe am Haus parken können, um schwere Einkäufe auszuladen. Außerdem befürchteten Bürger, die Straße werde noch mehr durch Lieferwagen blockiert, die in zweiter Spur halten.

Im März übergeben die Planer ihr Konzept dem Bezirk. Dann beginne die Diskussion in der Bezirksverordnetenversammlung, kündigte die Tempelhof-Schöneberger Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) an.

Egal wie das ausgeht: Klar ist, dass die „Begegnungszone“ wenig mit Vorbildern in der Schweiz und den Niederlanden zu tun haben wird. Die deutsche Straßenverkehrsordnung (StVO) lässt nicht zu, dass Fußgänger Vorrang haben oder zumindest gleichberechtigt mit dem Autoverkehr sind.

Radfahrer sollen die Autofahrbahnen benutzen. Radstreifen darauf erlaubt die StVO ebenfalls nicht, wenn das Gebiet verkehrsberuhigt ist.

Gastronomen nutzen immer mehr Fläche

Auch Kinder und Jugendliche haben in einem Workshop ihre Wünsche geäußert, die Ideen reichen vom „Kletterland“ bis zum „City-Baumhaus“ am Straßenrand. Die Gestaltung dürfe aber nicht zu sehr einem Spielplatz gleichen, damit Kinder nicht auf die Straße rennen, schränkte Heinrichs ein.

Zur Sprache kam außerdem die „überbordende“ Gastronomie, ein Anwohner verglich sie mit dem „Ballermann“ auf Mallorca. Einig waren sich alle darin, dass frei werdende Flächen nicht Wirten überlassen werden dürften. Schöttler will dies in einer Gestaltungssatzung festschreiben.

Der Bezirk genehmigt seit 2012 keine neuen Lokale mehr. Ärger gibt es um winterliche Einhausungen der Schankterrassen. Das Ordnungsamt „geht konsequent dagegen vor“, sagte Schöttler, aber die Situation ändere sich ständig. Am Donnerstag waren drei Lokale mit Zeltkonstruktionen zu sehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false