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Der linke der beiden neuen Blöcke (gelb) nimmt die heute allein stehende Schweizer Botschaft auf. Auf der Spreeseite des neuen Quartiers sollen Wohnungen entstehen, ergänzende Regierungsbauten am Südrand.

© Simulation: Bernd Albers

Spreebogen in Berlin-Mitte: CDU plädiert für Wohnungsbau am Kanzleramt

Die Berliner CDU setzt sich für die Bebauung des Spreebogens ein und nimmt es ins Wahlprogramm auf. Wie finden Sie den Entwurf?

Die CDU setzt den Neubau eines Stadtquartiers im Spreebogen zwischen Kanzleramt und Hauptbahnhof möglicherweise auf die Agenda der nächsten Legislaturperiode. Nach den Wahlen soll laut Programmentwurf ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt werden, um die besten Vorschläge zur Errichtung von Wohnhäusern und Verwaltungsbauten an der Spree zu finden. „Parlamentsviertel 2.0“ nennen die Christdemokraten das Projekt in ihrem Wahlprogramm, weil das Quartier auch Flächen für den Bund schafft, dessen Restumzug von Bonn nach Berlin beschleunigt werden soll.

Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) hat bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Konsequenz ziehen soll aus dem bereits laufenden, schleichenden Umzug von immer mehr Bundesbehörden nach Berlin. Im Bundestag zeichnet sich eine Mehrheit ab für den Restumzug der in Bonn verbliebenen Ministerien. Und hinter vorgehaltener Hand heißt es, wenn Bonn und dem Land Nordrhein-Westfalen im Gegenzug die Ansiedlung von Bundesämtern oder anderer Einrichtungen als Kompensation angeboten wird, könnten diese ihren Widerstand gegen die gegenwärtige Aufteilung des Regierungssitzes aufgeben, die viele Millionen an Reisekosten verschlingt.

Bund hat wenig Interesse

Den Neubau von Wohnungen im Spreebogen macht die Berliner CDU dem Bund schmackhaft, indem sie hier Diensträume für Parlament und Behörden anbietet. Denn ohne Bund dürfte sich das Großprojekt nicht realisieren lassen. Zumal der Bebauungsplan von Axel Schultes und Charlotte Frank für das Gebiet dort bisher keine Häuser vorsieht. Nur der Bau des bisher nicht realisierten „Bürgerforums“ zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus ist noch geplant.

Doch an der Realisierung des Bürgerforums hat der Bund wiederum wenig Interesse – einerseits weil er ein Besucherzentrum nicht dort plant, sondern am südlichen Rand des Areals, in der Nähe des Reichstags. Andererseits werden auch Sicherheitsprobleme angeführt wegen der Nähe des einst geplanten Bürgerforums zum Reichstag.

Das nun von der CDU vorgeschlagene Quartier am Spreebogen dagegen ist weit genug entfernt von den Regierungs- und Parlamentsbauten. Außerdem könnte die erste Reihe der Neubauten ergänzende Flächen für die Neuberliner der Regierung anbieten – und das könnte wiederum dem Bund das Projekt schmackhaft machen.

„Wo heute Ödnis herrscht, können wir ein urbanes Viertel schaffen mit Kneipen und Cafés am Spreeufer, um das Regierungsviertel wieder mit der Stadt zu verbinden“, sagt Stefan Evers, Stadtplanungsexperte der CDU und deren stellvertretender Fraktionschef. Neubauten für Berliner könnten vor allem am Spree-Ufer entstehen, die bisher verlassen sind, von Strandcafés in den Sommermonaten abgesehen. „Wo niemand wohnt und nichts passiert, geht auch niemand hin“.

Ein Ortstermin am Spreebogen bestätigt das: Einzelne Touristen verirren sich auf der Grünfläche, auf ihrem Rundgang vom Reichstag zum Kanzleramt. Auch Reisende, die am Hauptbahnhof nicht gleich in die Taxe oder die U-Bahn springen wollten, hasten hier vorbei, den Rollkoffer hinter sich herziehend. Wo niemand wohnt, hält sich niemand auf.

Politische Debatte sei nötig

Der Vorstoß der CDU ist inspiriert von den Bildern, die der Berliner Architekt Bernd Albers erzeugt hat. Auf den Simulationen sind zwei Größe Blöcke direkt im Spreebogen zu sehen, in deren unterer Rand die Schweizer Botschaft integriert ist. In einem ersten Entwurf zur Bebauung des Gebietes hatte er außerdem die Siegessäule zwischen Kanzleramt und Löbe-Haus aufgestellt – „aber das haben wir gestrichen, weil dann nur über die Siegessäule diskutiert wird“, sagt Albers. Zudem sei die Versetzung der Siegessäule nicht die Pointe seines Entwurfs, sondern „wie wir den historischen Stadtgrundriss Berlins mit dem Städtebau von Schultes versöhnen“, sagt Albers.

Mit dem „Band des Bundes“ hatten Kanzleramt-Architekt Axel Schultes und Charlotte Frank eine Achse von Bauten geschaffen, die von West nach Ost reicht und damit zugleich auch die Wiedervereinigung der einst geteilten Stadthälften symbolisiert. Dieser Brückenschlag wird zurzeit vollendet durch die Erweiterung des Lüders-Hauses. Das Quartier im nördlich gelegenen Spreebogen würde wiederum das historische Berlin an diesem Ort rekonstruieren und das städtebauliche Gedächtnis über die Jahre des kalten Krieges hinaus aktivieren.

Dass die Planspiele am Sicherheitsbedürfnis des Bundes scheitern könnten, glaubt Evers nicht: „Am Pariser Platz gibt es auch Wohnungen“, sagt er und Heerscharen von Touristen und Neugierige. „Außerdem gehören die Grundstücke im Spreebogen dem Land Berlin“. Bisher seien diese allerdings als Grünfläche ausgewiesen. Um dies zu ändern, sei eine „politische Debatte“ nötig, in die der Bund als wichtigster Nutzer des Areals aber einbezogen werden müsse.

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