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"Ist der von hier?", fragt eine Passantin. "Der bin ich", sagt Renner.

© Jan Philip Welchering

SPD-Kandidat für Charlottenburg-Wilmersdorf: Tim Renner hat noch alles und jeden cool gemacht

Wo ich bin, ist vorne. So eilt Tim Renner durchs Leben: als Musikmanager, Radiomacher und zuletzt Kulturstaatssekretär. Nun kämpft er für die SPD um ein Bundestagsmandat. Warum eigentlich? Unser Blendle-Tipp.

Da will einer verändern, modernisieren, umkrempeln – und legt erst einmal Andrea Berg auf. „Du hast mich tausendmal belogen.“ Ein Lied wie eine Zeitreise ins mollig warme Gemütlichkeitsdeutschland, das irgendwann existiert haben muss, wenn auch nur in den Köpfen der Anwesenden. Allesamt SPD-Mitglieder. In der Mitte des Raumes schwingt einer von ihnen, ein einsamer Grauhaariger – das muss jetzt mal so gesagt werden –, keck das Tanzbein. Verantwortlich dafür ist der Mann, um den es heute geht: Tim Renner.

Renner will in den Bundestag. Er ist der Kandidat der SPD für Charlottenburg-Wilmersdorf. Bekannt wurde er als gefeiertes Musikindustriewunderkind, als Deutschland-Chef von Universal. Er brachte Rammstein in die Hitparade, als man die Teutonenrocker noch für gefährlichen Abschaum hielt. Es folgten der krachende Ausstieg, die Gründung von Motor FM, der krachende Ausstieg. Er war auch mal Journalist gewesen, schrieb dann Bücher über den Wandel des Pop. Kürzlich erst hat er aufgehört, Berliner Kulturstaatssekretär zu sein. Und an diesem Abend, da die Sozialdemokraten aus dem Westen in den Mai tanzen, ist er laut Veranstaltungsflyer: DJ Renner.

Er ist ein Typ, der noch alles und jeden cool gemacht hat. Eine Partei, die schon viel zu lange in einer Abwärtsspirale steckt, könnte einen wie Tim Renner jetzt brauchen. Oder?

"Der weiß sogar, wo der Darkroom ist"

An diesem Abend steigt die Fete in einem Restaurant unweit des Olympiastadions, das ein bisschen so aussieht, wie sich Andrea Berg anhört: sympathisch von gestern. Die Wände sind teilweise mit Holz getäfelt, auf jedem Tisch stehen eine straff gefaltete rote Serviette und eine rote Tulpe. Die Genossen trinken Bier, begutachten Renner, wohlwollend bis neugierig. Einer von uns, keiner von uns?!

Der Kreisvorsitzende sagt in seiner Eingangsrede: „Unser bekannter, beliebter und wählbarer Tim Renner!“ Ein junger Genosse erzählt später in kleiner Runde: „Mein erstes Gespräch mit Tim war übers Berghain. Der weiß sogar, wo der Darkroom ist!“ Eine ältere Parteidame findet Renner „prickelnd“.

Was nach Champagner klingt. Er nimmt einen Schluck aus seinem Bierhumpen, wischt sich über die verschwitzte Stirn. Renner trägt weiße Sneaker, als Einziger, in einem Meer aus braunen Halbschuhen. Dazu eine schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Seine Nase ist bluthochdruckrot. Er lächelt, den Kopf leicht nach vorne gereckt, und erklärt, wie Andrea Berg in diesen Abend hineingeraten ist. „Mein Ziel ist, dass jeder tanzt!“ Er eilt weiter. Was die ältere Parteidame wieder auf den Plan ruft. Sie zeigt auf Renner. „Hmmmm! Alleine wie er durch den Raum tänzelt!“

Jeden tanzen zu lassen, es also jedem recht zu machen, ist in der Politik nicht leicht und in der SPD schon gar nicht. Nicht wenige fragen sich, warum Tim Renner jetzt Bundestagskandidat ist, warum er sich das antut, warum er überhaupt macht, was er macht?

Weiß er es selber denn? Die Reportage über einen getriebenen Mann, Gelegenheits-DJ und Politiker in Turnschuhen, können Sie in voller Länge im Online-Kiosk Blendle lesen. Oder in der Ausgabe vom 17. Juni 2017 des Tagesspiegel-Samstagsmagazin Mehr Berlin.

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