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Die bildungspolitisch riskante Entmischung der Berliner Grundschulen schreitet fort.

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Soziale Entmischung in Berlins Schulen: Immer weniger Schüler sprechen Deutsch als Muttersprache

In immer mehr Schulen sprechen weniger Kinder Deutsch als Muttersprache. Über die Leistungen entscheidet aber noch stärker die soziale Herkunft.

Die bildungspolitisch riskante Entmischung der Berliner Grundschulen schreitet fort. Im laufenden Schuljahr gibt es bereits 44 Grundschulen, in denen mehr als 80 Prozent der Schüler Deutsch nicht als Muttersprache sprechen. In 18 Schulen liegt der Anteil sogar bei über 90 Prozent. Laut Bildungsverwaltung nehmen die Nachteile für die sprachliche Entwicklung der betroffenen Kinder zu, „je weiter der prozentuale Anteil der Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache in den Schulen über 50 Prozent liegt“, weil das „Anregungsmilieu“ leidet.

Anlass für diese Feststellung ist eine Kleine Anfrage des grünen Abgeordneten Özcan Mutlu. Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD) schreibt in seiner Antwort, dass die Entmischung weiter zunimmt, weil bildungsnahe Familien dazu übergehen, die Grundschule ihres Wohnumfeldes zu meiden, wenn sie nicht ihren Erwartungen entspricht. Hingegen geben sich laut Rackles „bildungsferne Eltern, überwiegend mit Migrationshintergrund“ deutlich öfter mit der Grundschule vor der Tür zufrieden – ungeachtet ihrer Qualität. Dies war schon das Ergebnis einer bundesweiten Studie des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen.

Zwar betont Rackles, dass der Migrationshintergrund nicht allein „Ursache für unbefriedigende Schulabschlüsse und Verhaltensnormen von Zuwandererkindern ist“. Vielmehr spiele der Migrationshintergrund nur eine „sekundäre Rolle“ im Vergleich zur sozialen Herkunft. Dass beides aber in Berlin sehr stark gekoppelt ist und daher zu geringeren Bildungserfolgen der Migrantenkinder führt, zeigen die Schulabschlüsse. So haben im vergangenen Schuljahr 13,4 Prozent der Kinder nichtdeutscher Herkunft keinen Schulabschluss geschafft. Bei den deutschstämmmigen Schülern waren es 5,7 Prozent. Das Abitur schafften 34,4 Prozent der Migrantenkinder, aber 60 Prozent der deutschstämmigen.

Für die Bildungsverwaltung beginnen die Probleme schon, wenn in einer Klasse mehr als 40 Prozent der Kinder zu Hause kein Deutsch sprechen. Deshalb erhalten diese Klassen zusätzliches Personal. Die Zahl der Grundschulen, in denen mehr als 60 Prozent der Kinder Deutsch nicht als Muttersprache angeben, lag im vergangenen Schuljahr bei 85 von rund 350 staatlichen Grundschulen.

Mutlus Frage, wie weit die Segregation an den Oberschulen vorangeschritten ist, beantwortet Rackles nicht. Dafür gibt es einen Hinweis auf die Situation in den Kitas: Rund 30 Prozent der Kitakinder nichtdeutscher Herkunft besuchen Kitas, in denen über die Hälfte der Kinder zu Hause nicht Deutsch spricht: „Kinder mit Migrationshintergrund bleiben zunehmend schon in der Kita unter sich“, schlussfolgert die Jugendverwaltung.

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