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Spree-Kämpfer. Jan Sputnik in seinem Bootsverleih „Ahoi Ostkreuz“ in Berlin Rummelsburg.

© Doris Spiekermann-Klaas

Gemeinsame Sache in Treptow-Köpenick 2017: Paddeln für eine saubere Spree

In der Rummelsburger Bucht verleiht Jan Sputnik kostenlos Kajaks für die Clean-up-Regatta. Bei schönem Wetter landet besonders viel Müll in der Spree.

An ruhigen Tagen sitzt Jan Sputnik auf seinem Gartenstuhl vor dem Bootshaus und blickt nachdenklich über den Rummelsburger See, den manche für giftig halten. Sputnik aber sieht den Kormoran vorbeischwimmen und die Haubentaucher am Ufer nisten und sagt sich: „Die würden sich hier nicht niederlassen, wenn das Wasser so schmutzig wäre.“

Auch er selbst, der Bootsverleiher von „Ahoi Ostkreuz“, lebt von einer sauberen Spree. Würden die Menschen nicht gerne ihre Freizeit hier zwischen Paul und Paula-Ufer, Plänterwald und Oberbaumbrücke verbringen, könnte er den Laden zumachen. Einmal im Monat lädt Sputnik deshalb zum großen Reinemachen ein. Dann verleiht er seine Kajaks kostenlos an jeden, der auf seiner Paddeltour Müll aus der Spree fischt und zum Bootshaus schafft.

Die erste Clean-up-Regatta fand vor drei Jahren statt. „Vom ersten Tag an haben die Leute begriffen, was ich meine“, freut sich Sputnik über den gelungenen Titel der Aktion. Vor allem Schüler und Studenten ließen sich schnell zum Umweltengagement anstiften, das außerdem Freizeitspaß zum Nulltarif versprach. Wenn das Wetter mitspielt, verlassen bis zu 60 müllsammelnde Paddler den Steg.

Mit dem Kajak auf Sammeltour

An jedem ersten Dienstag im Monat ist Zeit für eine Clean up-Regatta. Deswegen beteiligt Jan Sputnik sich auch an den Aktionstagen für ein schönes Berlin und freut sich über Mitmacher. Wohin sie paddeln möchten, bleibt den Teilnehmern überlassen. Aber Sputnik kann ihnen genau sagen, wo sich die Müllsuche lohnt.

Die Hilfe der Freiwilligen wird vor allem nach einem schönen Sommerwochenende benötigt. Die vielen Besucher zwischen Lichtenberg, Treptow und Friedrichshain hinterlassen nicht nur am Ufer ihre Spuren. Viel Müll landet auch im Fluss. Verpackungen, Plastikplanen und billige Plastikstühle treiben dann in der Spree, zusammen mit unzähligen Einweggrills, die Sputnik am liebsten aus den Supermärkten verbannen möchte. Zwischen neun und 25 große Müllsäcke kann Sputnik am Ende einer solchen Clean-up-Regatta befüllen.

Kajaks eignen sich am besten zum Müllfischen. Denn Wind und Strömung treiben den Abfall oft in Ufernähe, wo er sich in Gebüsch und Wasserpflanzen verheddert. Mit diesen kleinen, wendigen Booten aber kann der Paddler nah heranfahren, mit Greifzangen und Handschuhen den Dreck herausfischen und im Bauch des Bootes verstauen.

Das Sorgenkind Spree

Schon vor über 100 Jahren war die Rummelsburger Bucht ein beliebtes Ausflugsziel für Freizeitpaddler. Das belegt eine Zille-Zeichnung, die Sputnik auf seine „Ahoi Ostkreuz"-Aufkleber drucken lässt. Doch mit dem Mauerbau war für die West-Berliner Schluss. Heute ist der Weg über den Fluss ein Highlight für Touristen und Berliner. An schönen Tagen kreuzen Ausflugsdampfer, Tret- und Schlauchboote, Kanus und Stand-up-Paddler die Spree. So rücke auch der Gewässerschutz wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen, glaubt Sputnik.

Tatsächlich sorgen sich immer mehr Menschen um die Spree. Das zeigen Initiativen wie die an der Museumsinsel, wo Aktivisten das Spreewasser zu badetauglicher Qualität filtern wollen oder das Regenrückhaltesystem am Osthafen, das verhindert, dass überschüssiges Abwasser aus der Kanalisation in die Spree fließt. Dass es solche Systeme nicht schon längst überall entlang in Berlin gibt, hält Sputnik für ein geradezu „mittelalterliches Benehmen“. „Wir kippen immer noch unseren Dreck in den Fluss“, klagt er. Kein Wunder also, dass vom Baden in der Spree weiterhin abgeraten wird.

Auch am Rummelsburger See sitzt das Problem tief, und zwar in den von Schwermetallen belasteten Sedimenten des ehemaligen Industriestandorts, sagt eine Studie der Freien Universität Berlin. Daran wird auch die Clean-up-Regatta nichts ändern können. „Das ist natürlich alles ein Tropfen auf dem heißen Stein, da muss man sich nichts vormachen“, sagt Sputnik über seine eigene Aktion. „Aber es hilft der Spree ein bisschen.“ Und außerdem: Das Plastik, das die Müllfischer hier in der Hauptstadt an Land ziehen, kann schon mal nicht im Ozean landen.

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