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Wespen haben wieder Hochsaison.

© dpa

Schwarz-Gelb ist zurück in Berlin: Wie Sie sich vor Wespen in der Großstadt schützen

Nach ruhigen Jahren steht jetzt wieder Stress mit den Wespen bevor. Es gibt viele Gegenmittel, doch alle haben ihre Tücken. Und Wespen tun sogar Gutes: Sie fressen Mücken.

Sie sind die lästigen Schwestern der Bienen und der letzte Gruß jedes alternden Sommers: Wenn die Beeren gepflückt, die Sonnenbrände kuriert und die Urlaubsfreuden Vergangenheit sind, kommen die Wespen. Und diesmal wohl mit Macht. Täglich wird das Gesumm am Esstisch größer und die Stimmung aller Beteiligten – nicht nur der schwarz-gelben – gereizter. Die nächsten drei, vier Wochen dürften ziemlich anstrengend werden, prophezeien Fachleute. Beim Naturschutzbund Nabu heißt es, 2014 sei ein starkes Wespenjahr. Derk Ehlert, Wildtierexperte des Senats, sieht die Sache etwas gelassener: „ Es ist kein außergewöhnliches. Wir haben nur einfach mal wieder eins.“ Letztlich ist es der Preis dieses angenehm milden Winters, den wir jetzt zahlen müssen: kein wochenlanger Frost, keine späten Kälteeinbrüche – das freut die Wespenköniginnen und ihre etwa 4000 Untertanen starke Völker.

Ein wirklich wespenfreies Leben ist fast nicht machbar, aber die Liste der hilfreichen Tricks ist lang und stimmt hoffnungsvoll. Sozusagen als Paragraf 1 gilt, die Wespen nicht unnötig zu reizen, weil sie normalerweise nur stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Diesen Eindruck kann man nicht nur durch heftiges Herumfuchteln erwecken, sondern auch durch Wegpusten der Tiere: Den erhöhten CO2-Gehalt der ausgeatmeten Luft empfinden die Tiere als Alarmsignal. Und wer sich gut unter Kontrolle hat, sollte einfach cool bleiben, denn auch Angstschweiß macht die Tiere aggressiv.

Genau genommen sind die Bösen gar nicht die Wespen an sich, sondern nur zwei von acht hier heimischen Arten, die den Ruf der ganzen Familie ruinieren, nämlich die Deutsche und die Gemeine Wespe. Pech für ihre harmlosen Artgenossen, deren in Gebüsch oder unter Vordächern befindlichen Nester dann sinnlos ausgeräuchert werden.

Wespen essen Süßes, Fettes - und sogar Bienen und Mücken

Genervte Zeitgenossen greifen je nach Gemüt und Budget zur handfesten Selbsthilfe oder zu elektrisch unterstützter Bekämpfung. Letztere erleichtert vor allem in Bäckereien das Leben. „Diese Lampen sind sehr wirksam“, sagt Johannes Kamm, Geschäftsführer der Bäckerinnung. Genau genommen handelt es sich meist um ein UV-Licht mit tödlichem Elektrodrahtgitter und einem Ventilator, der die Gebeine in die Sammelbox saugt. Die stromsparende, aber ebenso finale Alternative für den Hausgebrauch: Wespen mit Sprühregen aus dem Zerstäuber zur Notlandung zwingen und dann mit der Fliegenklatsche ins Jenseits befördern.

Von der ebenfalls bewährten Ekelflasche mit Zuckerrand rät der Nabu wegen der Tierquälerei und des auf ältere Tiere beschränkten Erfolges ab. Stattdessen empfehlen die Wespenversteher eine Ersatzfütterung in einigen Metern Entfernung vom Esstisch. In einem Experiment für „Jugend forscht“ hätten zwei Schülerinnen überreife Weintrauben als erfolgreichste Ablenkung ermittelt.

Der Appetit der Wespen hängt allerdings von deren Tagesform und dem Entwicklungsstadium ab. „Mal Pizza und mal Cola“, beschreibt Derk Ehlert das Problem, dass Wespen oft nicht nur an Süßes, sondern auch an Fettiges gehen. „Wespen leben eher in den Tag hinein, die haben im Gegensatz zu Bienen keine großen Vorräte.“ In ganz schlechten Zeiten helfen sie sich als Fleischfresser notfalls mit den eigenen Larven über die Runden. Auf dem Land fressen sie auch Bienen, aber die stationäre Nahrung im Umfeld der Menschen ist natürlich komfortabler erreichbar.

Wer doch gestochen wurde, kann den Schmerz zwar kurzfristig lindern, wenn er sofort kaltes Wasser über die Einstichstelle laufen lässt. Auch Zwiebel- und Rhabarberstücke sowie Zitronenscheiben gelten als brauchbare Abhilfe. Aber als wirksamste Abhilfe gegen die schmerzhafte Entzündung rät Ehlert zu Stichheilern, die in Apotheken zu bekommen sind. Mit ihnen lässt sich die Einstichstelle gezielt erhitzen. Das tut zwar ebenfalls heftig weh, aber die Hitze zerstört die für die Entzündung verantwortlichen Eiweiße, so dass der Schmerz dann schneller nachlässt als ohne Behandlung. Für Menschen mit Allergie und bei anhaltenden Problemen mit dem Stich – Wespen können Infektionen übertragen – empfiehlt sich ein Arztbesuch.

Als Wildtierfreund kann Ehlert allerdings selbst den Wespen etwas abgewinnen: „Sie haben einen gesunden Appetit auf Mücken.“ Und wer Hornissen zu Hause hat, muss keine Wespen fürchten, denn vor denen hüten sie sich.

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