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Lichtenberg steht in der Statistik ganz oben.

© dpa, Tsp

Schulen in Berlin: Gewalt gegen Lehrer nimmt zu – aber nicht überall

100 Angriffe auf Lehrer hat es dieses Jahr allein an Schulen in Lichtenberg gegeben. Doch nicht überall in Berlin zeigt sich das gleiche Bild.

Lehrer in Lichtenberg und Mitte leiden am stärksten unter Übergriffen durch Schüler. Dies belegt die Antwort auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Joschka Langenbrinck. Demnach waren 2015/16 100 Lehrer in Lichtenberg und 76 in Mitte betroffen, während Tempelhof-Schöneberg nur 17 Fälle meldete. Insgesamt haben sich die verbalen Entgleisungen oder Gewaltvorkommnisse, von denen Lehrer betroffen waren, innerhalb von fünf Jahren verdoppelt – von 300 auf 636.

Einen erheblichen Anstieg gibt es auch bei der schweren körperlichen Gewalt: Hier wurden im vergangenen Schuljahr 743 Vorfälle registriert, im Vorjahr waren es 587. Zugenommen hat auch der Vandalismus von 73 auf 110 Meldungen. Gewalt in der Familie wurde 25 Mal gemeldet; dies ist insofern auffällig, als es in allen Vorjahren immer weit unter 20 Fälle gewesen waren. Auch der Waffenbesitz wurde öfter als sonst gemeldet: Hier stieg die Zahl der Fälle von 52 auf 79.

Weit über 2000 Fälle von Beleidigung, Drohung oder Tätlichkeit wurden dieses Jahr schon gemeldet

Wie bereits in der vergangenen Woche berichtet, melden sie Schulen auch zunehmend Fälle, die gar nicht meldepflichtig sind. Dies wird als Zeichen dafür gewertet, dass die Lehrkräfte auf die prekäre Lage an ihren Schulen hinweisen wollen. Durch die freiwilligen Meldungen wurde bekannt, dass es zuletzt weit über 2000 Fälle von Beleidigungen und Drohungen oder Tätlichkeiten gab.

Nicht 10 Übergriffe, sondern Platz 10 - wir haben die Grafik und die Angaben zu Pankow nun korrigiert.
Nicht 10 Übergriffe, sondern Platz 10 - wir haben die Grafik und die Angaben zu Pankow nun korrigiert.

© Ulla Schilli

Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden knapp 1700 Zwischenfälle gemeldet. An Todesfällen von Schulangehörigen wurden sieben genannt. Ob darunter auch die Lehrerin und die zwei Schülerinnen erfasst wurden, die beim Anschlag in Nizza zu Tode kamen, beantwortete die Bildungsverwaltung bis Redaktionsschluss nicht.

Auch personelle und bauliche Probleme tragen zur Problematik bei

Was die Gewaltbereitschaft der Schüler für einzelne Schulen bedeutet, machten zuletzt Lehrer der Ernst-Reuter-Sekundarschule in Gesundbrunnen deutlich: Hier wurden im vergangenen Schuljahr allein elf Fälle von Körperverletzung und fünf Beleidigungen bei der Polizei registriert. Wie berichtet, ist diese Schule nicht nur durch ihre Lage im sozialen Brennpunkt benachteiligt, sondern auch durch personelle Probleme und ihre bauliche Situation: Seit Jahren werden dringend notwendige Sanierungen mit dem Hinweis auf eine "große Lösung" vertagt.

Diese "große Lösung" ist allerdings nicht in Sicht. Mittes neuer Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) sagte am Mittwoch auf Anfrage, dass es zwar inzwischen eine "Machbarkeitsstudie" gebe, aber noch keine Entscheidung, wie der allzu weitläufige Campus aufgeteilt werden könnte.

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