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Lehrer gesucht. Berlin wirbt, um gegen den Pädagogenmangel anzukämpfen.

© dpa

Berlin-Kampagne gegen Pädagogenmangel: Lehrerwerbung auf Bayerisch

Bei der Suche nach Lehrern sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Jetzt versucht es der Senat mit einer regional zugeschnittenen Kampagne und spricht sogar Bayerisch.

"Da werd ned nur o'zapft. Da werd aa eigstellt. Berlin sucht Lehrer. Berlin sucht dich". Mit Aufrufen wie diesem setzt Berlin seine Suche nach Lehrern jetzt fort. Sie sollen in auswärtigen Zeitungen und gezielt auch in Lehrerzeitschriften geschaltet werden. Außerdem geht Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mit der Kampagne auch in die sozialen Netzwerke sowie in Lehrer- und Referendarsportale. Dies kündigte ihre Sprecherin Beate Stoffers gegenüber dem Tagesspiegel an. Noch nicht entschieden ist, ob die Aufrufe auch als Plakate in bundesdeutschen Städten hängen werden.

"Revierwechsel gefällig? Kohle gibt's auch bei uns!"

Die Suche konzentriert sich auf Bundesländer, die zurzeit einen Lehrerüberhang haben, und zwar Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, aber auch auf Nordrhein-Westfalen: Den dortigen Lehrern gilt der Slogan "Revierwechsel gefällig? Kohle gibt's auch bei uns!" Eher auf Lehrer aus Baden-Württemberg gemünzt ist der Spruch "Hochdeutsch? Können hier auch nicht alle". Er soll wohl an die Imagekampagne erinnern, die die Werbeagentur Scholz&Friends vor etlichen Jahren für das Ländle erdachte ("Wir können alles. Außer Hochdeutsch").

Von Bayern lernen. Das Plakat der Berliner Kampagne zur Lehrersuche.
Von Bayern lernen. Das Plakat der Berliner Kampagne zur Lehrersuche.

© TSP

Ansonsten wird noch mit Fotos von Schülern geworben, über denen als Sprechblase "Der Hauptstadt was beibringen? Berlin sucht dich" steht. Am Fuß der Plakate steht noch "Starkes Einstiegsgehalt mit dem Flair der spannendsten Stadt Europas. Wir freuen uns auf dich". Auf den anderen Aufrufen wird mit "starkem Einstiegsgehalt, günstigen Lebenshaltungskosten und toller Infrastruktur für Familien".

Wie berichtet, haben sich bereits 5650 Interessenten in der Bildungsverwaltung beworben, darunter rund 2300 ausgebildete Lehrer, von denen erfahrungsgemäß nur ein Teil ankommt, da Mehrfachbewerbungen üblich sind. Zudem gibt es für einige Fächer kaum Nachwuchs auf dem Markt. Schwierig ist es besonders in Physik und Informatik. In allen Fächern außer Geschichte, Sozialkunde und Geographie wird es knapp - sogar in Deutsch, da dieses Fach in allen Klassenstufen Pflicht ist.

Über "Teach first" kommen gut eingearbeitete Seiteneinsteiger

Im Übrigen häufen sich die kritischen Stimmen zu der Einstellung von Quereinsteigern ohne Zweitfach: Sie sollen parallel zu einer 19-stündigen Unterrichtsverpflichtung - pro Woche - ihr zweites Fach nachstudieren und erst anschließend das Referendariat berufsbegleitend nachholen. Kritisiert wird auch, dass es bereits reichen soll, wenn ein Bewerber für das Zweitfach nur 20 Semesterwochenstunden vorweisen kann und in diesem Fall dennoch dieses Fach unterrichten können soll. Eigentlich sind etwa 60 Wochenstunden vorgeschrieben. Inzwischen sind auch die Berliner Bildungspolitiker im Abgeordnetenhaus - fraktionsübergreifend - alarmiert. Möglicherweise hat auch diese Sorge über unzureichend kompetente Seiteneinsteiger dazu beigetragen, dass Scheeres die Suche nach "richtigen" Lehrern jetzt nochmals verstärkt.

Der Leiter der Moabiter Heinrich-von-Stephan-Schule, Jens Großpietsch, wies am Freitag aber darauf hin, dass es sehr wohl auch gut qualifizierte Seiteneinsteiger gebe. Bei ihm wollen drei anfangen, die bereits über die Initiative "Teach first" viele Erfahrungen in Schulen gesammelt haben.

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