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Eine Pädagogin von "Schlaufuchs Berlin" beim Piñatas-Spiel mit einem Flüchtlingsjungen im Barnim-Gymnasium.

© Kitty Kleist-Heinrich

Barnim-Gymnasium in Lichtenberg: Zu Besuch beim Sommercamp für Flüchtlingskinder

Raus aus dem Wohnheim: Ein Sommercamp für Willkommensschüler. Bis auf die Pünktlichkeit läuft alles super. Die Kinder lernen ihren neuen Kiez kennen.

Das größte Problem mit den Kindern aus geflüchteten Familien sei die Pünktlichkeit, erzählt Alexander Möller, Geschäftsführer von „Schlaufuchs Berlin“. Sie würden es einfach nicht schaffen, rechtzeitig zu kommen. Man habe sogar schon überlegt, den Unterricht noch später zu beginnen: „Manche kennen das Prinzip Schule kaum“, sagt Möller. Dennoch würde alles super gelingen.

Zusammen mit sieben anderen Schlaufüchsen und einer Sozialpädagogin betreut Möller ein Sommercamp für die Willkommensklassen des Lichtenberger Barnim-Gymnasiums. „Schlaufuchs Berlin“ wurde dafür engagiert – was möglich wurde, weil der Bezirk 12.000 Euro gab und der Schul-Förderverein etwas beisteuerte. „Das Camp ist in dieser Form in einer Berliner Schule einmalig“, betont Schulleiter Detlef Schmidt-Ihnen.

Die Idee sei entstanden, als ihn Flüchtlingskinder gefragt hätten, was sie denn eigentlich in den Sommerferien tun sollten, erinnert sich Schmidt-Ihnen an die Anfänge 2016. Damals hatte er noch versucht, Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) zu bekommen, was aber aufgrund der – immer wieder kritisierten – BuT-Bedingungen nicht gelang.

„Die Kinder sollen die Region entdecken, in der sie leben“

In diesem Jahr nehmen rund 50 Jugendliche an dem Willkommenscamp teil. Es besteht aus lockerem Unterricht, es geht hauptsächlich um den Spracherwerb. Zudem konnte die Schule für die gesamten zwei Wochen, die das Camp dauert, ein Mittagessen organisieren sowie Ausflüge – in das benachbarte Tierheim beispielsweise, gleich neben der Flüchtlingsunterkunft und der Schule.

„Die Kinder sollen die Region entdecken, in der sie leben“, sagt Möller. Sie waren auch im Tierpark und einer Kunsthochschule, es werden „Kiezralleys“ veranstaltet. Sie sollen lernen, die Zeit sinnvoll zu füllen. Auch, wie man alltägliche Aufgaben bewältigt: einkaufen, Fahrplan lesen und Kochen. Und: Es soll auch Spaß machen. Am Freitag wurden daher erst mal die selbst gebastelten Piñatas geschlachtet, diese mit Süßigkeiten gefüllten Figuren aus Pappmaché, die es in Mittelamerika zu Geburtstagen gibt.

Auch der 13-jährige Zuheil findet die Sommerschule klasse. Er kam vor zwei Jahren mit seiner Familie aus Afghanistan. In Deutschland gefällt es ihm auch ganz gut, nur vermisst er seine Freunde.

Auch hier kann das Camp Abhilfe schaffen, ist sich Möller sicher. Natürlich müssten kulturelle Unterschiede überwunden werden und es entstünden unerwartete Situationen. So sei es für manche Jungen erst mal nicht üblich gewesen, mit einem Mädchen zusammen fotografiert zu werden oder ein Selfie zu machen.

Und die deutschen Schüler? Viele sind jetzt verreist, aber in der letzten Ferienwoche gibt es auch für sie ein Sommercamp.

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