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Taucher reinigen den Tegeler See in Reinickendorf.

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Gemeinsame Sache in Reinickendorf 2016: Nach Plastik tauchen

Auch in Reinickendorf waren kleine und große Helfer im Einsatz, den Kiez schöner und sauberer zu machen.

Der bereits 1899 gegründete Naturschutzbund "NABU" ist eine der ersten Anlaufstellen für die Bewahrung und Wiederherstellung der Biosphäre in Berlin und Deutschland. Heute treffen sich Mitglieder und freiwillige Helfer der Bezirksgruppe des Naturschutzbundesamt am bunt bemalten Vereinshaus im Volkspark Wittenau (Göschenpark) und machen sich auf den Weg zum Müll einsammeln.

Die Müllentsorgung ist aber nur ein kleiner Teil dessen, was der "NABU" jährlich für seine Umwelt tut. Fast jedes Frühjahr, wenn hunderte Frösche über den viel befahrenen Hermsdorfer Damm zum Laichen zu den Gewässern des Tegeler Fließ wechseln, stellen sich die Naturschützer in grell-gelben Warnwesten an die Straße und lotsen die grünen Quäker sicher über die Straße. Wenn das nicht Hingabe ist!

Am Samstag treffen sich Mitglieder und freiwillige Helfer der Bezirksgruppe des Naturschutzbundes Reinickendorf am bunt bemalten Vereinshaus im Volkspark Wittenau um den Volkspark Wittenau zu putzen.
Am Samstag treffen sich Mitglieder und freiwillige Helfer der Bezirksgruppe des Naturschutzbundes Reinickendorf am bunt bemalten Vereinshaus im Volkspark Wittenau um den Volkspark Wittenau zu putzen.

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Helfen wird Tradition

"Entrümpeln, Säubern und Verschönern des Familientreffs(…) damit schon bald weiteren Familien und Kindern mehr und schönerer Raum zum Austausch und Lernen zur Verfügung steht". Das ist der Aktionsplan zum diesjährigen Herbstputz der Kinder-und Jugendhilfe-Einrichtung des Elisabethstift in Kooperation mit den Wirtschaftsjunioren Berlin.

Schon letztes Jahr hat das Team aus Wirtschaft, Kiezbewohnern und Familien und Kindern aus dem Kiez zur Verschönerung der Einrichtung beigetragen, die 2013 unter aufwändigen Renovierungsarbeiten gegründet wurde. Und wie heißt doch gleich: Beim ersten Mal war es ein Versehen, beim zweiten Mal ist es Gewohnheit und beim dritten ist es bereits Tradition geworden. Wir blicken gespannt auf nächstes Jahr!

Nach Plastik tauchen und Schusswaffen finden

50 Taucher der Tauchschule "Dive'n" und vom Verein "Sharkproject" versammeln sich anlässlich der Berliner Aktionstage zum 10. Mal, um das Wasser vom Tegeler See von allen möglichen Fremdkörpern zu befreien. Bei der Frage, was sie denn alles aus dem Wasser fischen, kommt so einiges zusammen: "Bis jetzt haben wir über 300 Kilogramm Müll aus dem See gezogen", sagt Daniela, Leiterin des Projektes "Taucher in Aktion". Das seien aber hauptsächlich Glasflaschen gewesen.

Anlässlich der Berliner Aktionstage versammeln sich in Reinickendorf Tauicher, um das Wasser vom Tegeler See von allen möglichen Fremdkörpern zu befreien.
Anlässlich der Berliner Aktionstage versammeln sich in Reinickendorf Tauicher, um das Wasser vom Tegeler See von allen möglichen Fremdkörpern zu befreien.

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Letztes Jahr waren bei dem Aktionstag 100 Teilnehmer anwesend und über 500 Kilogramm Müll aus dem See gefischt. Dieses Jahr sind es nur noch fünfzig Teilnehmer: "Das kann verschiedene Gründe haben", vermutet die Leiterin. "Es ist ja auch Urlaubszeit". Der Tag ist noch jung, vielleicht wird die 500-Kilo-Marke vom letzten Jahr sogar noch gebrochen. Mit dabei waren heute schon Eisenstangen, Plastikstühle, Handys, Reifen und, zum Entsetzen der Taucher, oft auch Schusswaffen: "Nur Leichen haben wir glücklicherweise noch nicht gefunden". Bis jetzt.

Fegen in Reinickendorf: Schon letztes Jahr hat das Team aus Wirtschaft, Kiezbewohnern und Familien und Kindern aus dem Kiez zur Verschönerung des Familientreffs in Wittenau beigetragen.
Fegen in Reinickendorf: Schon letztes Jahr hat das Team aus Wirtschaft, Kiezbewohnern und Familien und Kindern aus dem Kiez zur Verschönerung des Familientreffs in Wittenau beigetragen.

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Aktionen Freitag

Putzaktion der Kolumbus-Grundschule am Schäfersee in Reinickendorf.
Putzaktion der Kolumbus-Grundschule am Schäfersee in Reinickendorf.

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Reinickendorf wird bei den Aktionstagen "Saubere Sache - Gemeinsame Sache" schön herausgeputzt. Die Einsatzorte sind Seeufer oder die eigene Nachbarschaft. Der Kiez soll schöner werden und als Belohnung spendiert die Kioskbesitzerin dann auch schon mal ein Eis.

Schüler putzen am Schäfersee

Klassenlehrerin Angela Klaus hatte ihre 5b erst am Vortag mit der Teilnahme an der Putzaktion überrascht und alle waren begeistert. Schon in den vergangenen Jahren hatte sich die Kolumbus-Grundschule aus Reinickendorf beteiligt und das Umfeld der Bildungsstätte auf Vordermann gebracht. Diesmal rückten zwei fünfte und zwei sechste Klassen an, um in Zusammenarbeit mit dem Nabu den Park rund um den Schäfersee vom reichlich vorhandenen Müll zu befreien.

Die kleinen Feger von Borsigwalde

"Unser Kiez soll schöner werden" rief Erzieherin Patricia Flick und bekam ein vielstimmiges "Jaaaaa" zur Antwort. Kleine "Feger" und "Greifer" sammelten rund um die Kita in der Ernststraße in Borsigwalde Papierreste, Zigarettenkippen und anderen Unrat vom Gehsteig und transportierten die Abfälle gleich mit dem "Müllauto" in Form eines Dreirades ab.

"Kann mal jemand mit einer Zange vorbeikommen", ruft Mechthild Kohl, 48. "Hier liegt noch eine Kippe!" Sofort stehen mehrere Kinder in orangenen Warnwesten der BSR um die Erzieherin herum. Selten wurden Zigarettenstummel mit so viel Inbrunst beseitigt. „Faszinierend wie selbst die schwierigeren Kinder, die die sonst immer rumhibbeln, auf einmal ganz konzentriert sind“, sagt die 28-jährige Erzieherin Jasmin Klotzbücher zu ihrer Kollegin. „Manchmal brauchen sie einfach eine sinnvolle Aufgabe“, ist Mechthild Kohl überzeugt. Angelika Otto, Besitzerin von „Geli’s Kiosk“, war so begeistert, dass sie den Kids prompt ein Eis zur Stärkung spendierte.

SPD sammelt Müll im Märkischen Viertel

Eigentlich wirkt das Seggeluchbecken im Märkischen Viertel recht idyllisch. Zwei Schwäne schwimmen am Ufer und in der Mitte des Sees sprudelt eine Fontäne. Das Problem: Immer wieder landet Müll im Wasser. Die lokale SPD um ihren Kandidaten Thorsten Karge hat daher zum Müllsammeln aufgerufen. Etwa zehn Genossen ziehen in den Warnwesten der BSR um den See.

Die Menschen kennen Karge. Er kann kaum einen Schritt gehen, ohne das Anwohner ihn ansprechen. Karge nimmt sich Zeit, redet und erklärt. Wahlkampf eben. Etwas abseits steht Maria-Angeles Eisele und streckt ihre kurze Holzzange in Richtung einer vermodernden Plastiktüte in Ufernähe. Zu kurz. Ins schmutzige Wasser will Eisele dann doch nicht fallen. Stattdessen fischt sie ein paar Flaschen aus der Uferböschung. Eigentlich müsse hier politisch etwas passieren, sagt die Bezirksverordnete, die auch politisch für die Grünanlagen im Märkischen Viertel kämpft. Aber wenn sonst nichts hilft, muss man halt selbst anpacken.

Rund um das Seggeluchbecken im Märkischen Viertel in Reinickendorf sammeln freiwillige Müll ein.
Rund um das Seggeluchbecken im Märkischen Viertel in Reinickendorf sammeln freiwillige Müll ein.

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Die Grünen fegen Spielplatz in Reinickendorf

Bola Olalowo harkt die Sandkiste. „Ich hab immer Angst davor, dass meine Kinder mal auf dem Spielplatz alte Kippen in der Mund stecken“, sagt er. Gemeinsam mit seinen Kollegen von den Grünen hat er beim Quartiersmanagement gefragt, wo die Stadt Unterstützung brauchen könnte. „Und die haben uns dann hier hergeschickt“, erzählt der 45-jährige seit 2012 wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus ist.

Aber so richtig viel zu tun, gibt es auf dem Spielplatz nicht. Aber irgendwo weiter weg, da haben sie ein totes Kaninchen im Gebüsch gefunden. Was macht man mit einem toten Tier? Wo entsorgt man das? Am Ende kommt das Grünflächenamt um das Kaninchen zu bergen. Manchmal braucht es einfach nur Menschen, die sich verantwortlich fühlen und die dann die zuständigen Behörden informieren.

„Wir sehen immer wieder wie viele Berliner bereit sind, sich für ihre Nachbarschaft einzusetzen“, erzählt Olalowo. Aber so ein fester Tag an dem man sich nur dazu trifft, das sei schon was wichtiges, ist er überzeugt.

Kita-Kids – Schlauer als ihre Eltern

“ZI-GA-RE-TTEN”, rufen die Kinder der Kita in der Ernststraße im Chor. "Überall liegen Zigaretten!" Gemeinsam mit ihrer Erzieherin, Patricia Flick, 50, räumen die Kinder ihren Kiez Borsigwalde auf. Stummel für Stummel sammeln sie die plattgedrückten Filter auf. Ihre Eimer sehen aus, wie riesige Aschenbecher. “Mein Papa schmeißt seine Zigaretten auch immer auf die Straße”, sagt eines der Kinder.

"Wo soll er sie denn stattdessen hinschmeißen”, fragt die Erzieherin. “In den MÜ-HÜL”, rufen die Kinder. Aber wo ist der nächste Mülleimer? Die Kinder schauen sich um. Nur ein einziger Eimer in Sicht. “Da müssen wir wohl mal einen Brief an den Bürgermeister schreiben,” schlägt Flick vor. “Sonst können wir morgen ja gleich wieder putzen gehen.”

Die Tietzer-Strolche belassen es nicht beim putzen

Vier Kinder sitzen auf dem gepflasterten Weg vor ihrer Kita. Erst haben sie Zigaretten aus den Ritzen zwischen den Steinen gepult, dann haben sie die kleinen Pflänzchen rausgerupft, schließlich haben sie so tief geputzt, dass auch der Sand zwischen den Steinen fein säuberlich rausgepopelt und über die Einfahrt verteilt liegt und am Ende liegen dann die Pflastersteine lose rum.

Bei so viel Enthusiasmus muss Veronika Werner, 42, stellvertretende Leiterin der Kita doch irgendwann eingreifen. Es geht hier nicht wirklich ums Putzen. Das sehen auch die Erzieherinnen so. Es gehe mehr darum, bei den Kindern ein Bewusstsein zu schaffen.

Kita-Apfelbäumchen

Schon seit einer Stunde durchsuchen die Kinder die Büsche nach Müll. Die Jungs sind müde, die Mädchen müssen mal aufs Klo. „Noch eine Runde dann gibt’s Pause“, verspricht Erzieherin Juliane Möbis, 42. Und schon stürzen sich die Kinder wieder in die Büsche. Wer findet am meisten? Wer findet den größten Müll? Plötzlich gibt es sogar Streit darum, wem der Müll gehört.

„Wir sind schon auch froh, dass es hier nur harmlosen Müll gibt“, meint Möbis. „Höchstens mal ne leere Bierflasche.“ Nachdem auch die letzte Zigarettenschachtel aus den Büschen um die Kita gefischt ist, ziehen die Kinder weiter. „Wir müssen die Warnwesten wieder zurückgeben“, sagt die Erzieherin. „Und unterwegs sammeln wir einfach weiter Müll.“ Aber vorher gibt’s ne Pause.

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