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Mitglieder der „Grünen Liga e.V.“ pflegen den Georgen-Parochial-Friedhof I in Prenzlauer Berg.

© Tsp

Gemeinsame Sache in Pankow 2016: Blumen, Pflanzen und Medaillen

In Pankow packten viele fleißige Hände mit an, um ihren Kiez schöner zu machen. Es wurde viel geputzt, aber auch Neues geschaffen.

Carsten Meyer ist ein Mann der Tat. Auf dem Arnswalder Platz im Prenzlauer Berg hält er am Samstag ein wenig das Zepter in der Hand, leitet seine rund fünfzehn Mitstreiter auch mal an. Der 65-Jährige und die anderen Helfer der "GärtnerInitiative" jäten Unkraut und kehren Platz und Wiesen. Gegen die Hitze wässern sie Pflanzen und Beete. "Der Platz wurde erst vor sechs Jahren eingeweiht. Wir wollen, dass er so schön bleibt. Schließlich verbringen wir gerne unsere Zeit hier", sagt Meyer.

Ursprünglich haben sich die Engagierten vor vier Jahren über die Aktionstage des Tagesspiegels kennengelernt – der Startschuss für die Initiative: "Seit 2013 treffen wir uns nun schon regelmäßig, um den Platz durch Gartenarbeit zu verschönern", sagt er. "Uns ist aber auch das soziale Miteinander im Kiez sehr wichtig", so Meyer. Gesagt, getan: Ab 15 Uhr gibt es unter dem Motto "Schnack über’n Gartenzaun" Kaffee und Kuchen. Gefeiert wird auch: "Zu unserem vierjährigen Bestehen haben wir uns auch Sekt mitgebracht", sagt Meyer. 

"Jede Leistung wird honoriert"

Kugelstoßen, Weitwurf, Laufen und Weitsprung: Das ist am Samstagnachmittag das Programm im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark im Prenzlauer Berg. Mit dem Internationalen Sportfest, für Menschen mit und ohne Behinderung, findet eine der größten Sportveranstaltungen Europas für Erwachsene mit geistiger Behinderung statt.

Internationales Sportfest für Menschen mit Behinderung im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg.
Internationales Sportfest für Menschen mit Behinderung im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg.

© Tsp

"Über 1.000 Sportlerinnen und Sportler aus fünf europäischen Ländern sind vor Ort", freut sich Christiane Müller Zurek von der "Lebenshilfe Berlin e.V.". Auch Bürgermeister Michael Müller (SPD) war in der Mittagszeit kurz vor Ort und eröffnete das Fest. Für den "Sportclub Lebenshilfe" (SCL), der das Fest zusammen mit dem Verein ausrichtet, ist es bereits die 36. Veranstaltung dieser Art. "Integration können wir auch dadurch erreichen, dass Menschen mit geistiger Behinderung durch ihre sportlichen Leistungen in ihrem gesellschaftlichen Umfeld akzeptiert und respektiert werden", sagt sie und ergänzt: "Jede Leistung wird honoriert und alle Teilnehmer erhalten eine Urkunde und eine Medaille."

Tomate sucht Gießkanne

Die Ärmel sind schon hochgekrempelt, als etwa zehn Mitglieder der "Grünen Liga e.V." am Vormittag den Georgen-Parochial-Friedhof I betreten. Sie entfernen Wildwuchs auf den Freiflächen und Beeten, basteln Schilder mit Informationen zu den Pflanzen. Und: Sie ernten frei verfügbares Obst. "Es geht uns um das Erlebnis in der Natur und die Entspannung", sagt Anke Kuettner, 37 Jahre alt und ergänzt: "Wir wünschen uns eine ökologische Umgestaltung Berlins."

Der Verein unterstützt umweltrelevante Bewegungen, richtet Aktionen und Projekte aus, die ein grünes Bewusstsein bei den Menschen bilden sollen. Die heutige Aktion trägt den Titel "Tomate sucht Gießkanne". Cyra Mehrer, die frisch ihr freiwilliges soziales Jahr beim Verein begonnen hat, baut gerade eine Hecke aus. Sie sagt: "Dass man Kindern auch etwas über Natur und Umweltschutz beibringen kann, ist schön". 

Tai-Chi und Theater

Im Kulturhaus der Danziger Straße 50 herrscht am Mittag bereits Hochbetrieb. Es wird Laub gekehrt, Müll eingesammelt, eine Bühne sowie Info- und Essensstände aufgebaut. Dort, wo auch sonst Kultur- und Bildungsangebote wahrgenommen werden, Menschen sich engagieren, findet ab 14 Uhr ein Sommerfest statt.

"Dafür soll natürlich alles gut aussehen", sagt Barbara Schwarz vom Kulturverein Prenzlauer Berg. Seit über 25 Jahren engagiert sich der Verein für Kunst, Kultur und soziale Projekte im Viertel. 100 Mitglieder und Helfer hat er derzeit. Später präsentieren sich junge Musikbands, eine Tai-Chi- sowie eine Impro-Theatergruppe. Dazu gibt es ein Buffet: "Wir freuen uns immer, neue Gesichter zu sehen und junge Menschen zu begeistern", sagt Schwarz.

Aktionen am Freitag

Einfach sauberhaft, der Mauerpark.
Einfach sauberhaft, der Mauerpark.

© Tsp

Schon 8.15 Uhr war die Pankower Konrad-Duden-Schule beim ersten Aktionstag am Freitag am Werk. Von weitem konnte man bereits die vielen roten Besen von "Kehrenbürger" über das Schulgelände fegen sehen. Über 200 fleißige Schüler der 8. und 9. Klasse packten mit an. Sie möchten die Schule, die Wege herum und ein Teil des angrenzenden Schloßparks von Müll und Schmutz befreien. "Ich finds toll", sagt Martin. "Vielleicht werd ich selbst mal Gärtner", sagt der 14-Jährige und trägt einen großen Sack voll Laub zur Seite. Am Ende des Tages wird das ganze Schulgelände wieder schön sauber sein.

Auch die Grundschüler in Berlin Berlin-Buch waren fleißig mit dabei

Zwei Mal schon haben die Kinder der Gruppe "Buchfinken" aus dem Bürgerhaus Buch an dem Aktionstag teilgenommen. Die acht Grundschüler im Alter von acht bis zehn Jahren sind mit ihrer Nachmittagsbetreuung in dem Haus untergebracht und reinigten diesen Freitag nach der Schule den Vorplatz des Hauses.

"Das Bürgerhaus ist ein beliebter Treffpunkt bei Jugendlichen, da bleibt schon auch mal Müll liegen", sagt der Leiter Holger Greiffendorf. Weil die acht Buchfinken dort keine Schmutz möchten, haben sie zu den Besen gegriffen. "Die Kinder kennen die Aktion schon seit zwei Jahren und übernehmen hier richtig Verantwortung für ihren Ort", sagt Greiffendorf.

Schon das dritte Jahr in Folge machen die "Tegener Strolche" ihren Spielplatz sauber

Das dritte Jahr in Folge sind die fleißigen Helfer der Kita "Tegener Strolche" schon bei dem Aktionstag dabei. Neun Kinder und sechs Erwachsene fegen den Sand von den Wegen zurück in den Buddelkasten und machen den Lieblingsspielplatz der Strolche in der Seelowerstraße wieder sauber. "Die Kinder finden die Aktion toll und uns ist es wichtig den Kleinen beizubringen, dass man verantwortungsvoll mit seiner Umgebung umgehen muss", sagt die Erzieherin Melanie Robke. Und nach der Arbeit? Erst einmal sandeln.

Die Tegner Strolche räumen in Seelowerstraße in Pankow ihren Lieblingsspielplatz auf.
Die Tegner Strolche räumen in Seelowerstraße in Pankow ihren Lieblingsspielplatz auf.

© Tsp

"Manchmal sieht der Spielplatz schlimm aus"

"Wenn wir Mittags manchmal ankommen, sieht es schon schlimm aus", sagt die Erzieherin Irene Gerso über die Spielplätze in der Garibaldistraße und Beethovenstraße in Pankow. Das wollen die 30 Kinder und Erzieherinnen des evangelischen Kindergartens Wilhelmsruh heute ändern. "Wir möchten ein Zeichen setzen und andere ermutigen auch was zu tun", sagt Gerso. Also fegen die Kleinen Laub, sammeln Müll und pflanzen Blumen. Und natürlich gibts für die fleißigen Helferchen auch eine Belohnung: Süßigkeiten und ein leckeres Picknick.

Gutes Tun steckt an

Wie ansteckend Gutes tun sein kann, zeigt die Putzaktion im Mauerpark. „Am Anfang waren wir nur ein paar Leute“, sagt Anja Seugling, die Pressesprecherin von „visit Berlin“. Doch die Helfer in den blauen T-Shirts fielen auf. Eineinhalb Stunden später waren schon rund 35 fleißige Helfer am Werk, die gemeinsam den Mauerpark von Scherben, Müll und Zigarettenstummeln reinigten. Mülltüten, Zangen, Besen und die hellblauen T-Shirts stellten die Veranstalter. „Sogar Touristen aus Italien und zwei syrische Jungs sind stehengeblieben und haben einfach mitgemacht“, sagt Seugling begeistert.

Mit der Aktion möchte „visit Berlin“ dafür werben, Berlin sauber zu halten. Dabei geht die Aktion bewusst an Orte, an denen das nicht oft der Fall ist. „Uns ist klar, dass wir damit den Mauerpark nicht dauerhaft sauber halten, aber es geht darum, ein Zeichen zu setzten und das Bewusstsein für unsere Umwelt zu schärfen“, sagt Seugling. Bei den Passanten kam die Aktion gut an. Viele haben sich an dem Infostand von „visit Berlin“ über die Initiative „Berlin. Einfach sauberhaft“ informiert und möchten auch bei weiteren Aktionen teilnehmen.

Der Kindergarten putzt sich für den Tag der offenen Tür raus

Auch die ganz kleinen packen am Aktionstag mit an. Rund 70 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren fegen, putzen und sammeln heute rund um den Kindergarten "La Cigale" in Französisch Buchholz. Denn pünktlich zum Tag der offenen Tür am Samstag soll das Gelände wieder glänzen. "Jedes Kind das mag, darf mitmachen", sagt die Leiterin Petra Junghans. "Aber die meisten Kinder finden das total spannend und freuen sich schon gleich loszulegen."

Ein Bewohner darf sich auf seinen Wohlfühlgarten freuen

Engagierte Mitarbeiter des GIB e.V., einer Wohn-und Arbeitsgemeinschaft für Erwachsene mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung, arbeiten an beiden Aktionstagen mit. Ziel: einen "Wohlfühlgarten" für einen ihrer 27 Bewohner anzulegen. Denn oft sei es dem Mitte 40-Jährigen zu laut hier, sagt die Leiterin des Förderbereichs, Andrea Baars.

"Er braucht einfach einen Ort, an dem er ganz für sich sein kann und niemand ihn stört." Da kam ihnen die Idee, das brachliegende Gelände zu roden. Wo vorher nur Gestrüpp war, wird der Mitbewohner ab Sonntag seinen eigenen kleinen Bereich samt Rasen, Blumen und großer Hollywoodschaukel haben. Für Samstag sind übrigens noch Helfer willkommen. 

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