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Gemeinsame Sache in Lichtenberg 2017: Aktionen auf dem Wasser und zu Land

In Lichtenberg ernten Kinder Mirabellen und Helfer paddeln für einen sauberen Rummelsburger See. Es werden außerdem noch Patengroßeltern gesucht.

Mirabellen ernten in der Kita

Die Früchte der eigenen Arbeit konnten die Kinder der Kita "The Animal House" am Freitag ernten. Schon den Sommer über haben sie bei der Pflege des Gartens im Innenhof der Kita geholfen. Zum Aktionstag "Gemeinsame Sache" stand nun die Ernte von Pfirsichen und Mirabellen auf dem Programm. "Besonders das Gießen lieben die Kleinen", sagt Projektleiterin Mandy Kosel, deren Tochter die Kita besucht.

Mandy Kosel und die Kinder mit der Ernte.
Mandy Kosel und die Kinder mit der Ernte.

© Felix Keßler

Mit der Ernte ist das Gartenprojekt aber noch nicht abgeschlossen: Hochbeete und Kräutergarten müssen für den Winter vorbereitet werden. Dafür freut sich der Kindergarten auf helfende Hände. 

Rummelsburger See müllfrei

Mirabellen pflücken im Kitagarten.
Mirabellen pflücken im Kitagarten.

© Felix Keßler

Trotz Nieselregen, Wind und Wolken finden sich am Steg des Bootsverleihs Ahoi Ostkreuz nach und nach zahlreiche Helfer ein. Ihre Aufgabe: Den Rummelsburger See und die Spree von Müll und Dreck befreien. Im Gegenzug dürfen sie kostenlos paddeln. "Bei besserem Wetter machen noch viel mehr Leute mit", weiß Chefin Frauke Seeger, die den Kanuverleih mit ihrem Mann Jan betreibt. Denn die Aktion findet seit dem Frühjahr 2015 jeden Monat statt. Der genaue Termin wird meist über Facebook und die Internetseite bekanntgegeben.

Jan und Frauke Seeger betreiben den Bootsverleih "Ahoi Ostkreuz".
Jan und Frauke Seeger betreiben den Bootsverleih "Ahoi Ostkreuz".

© Felix Keßler

Weil die Aktion so erfolgreich ist und manchmal ganze Berge an Müll zusammenkommen, gibt es auch eine Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtreinigung. Die holt den Müll am Ende des Tages ab.

"Von diesem Engagement lebt das Zentrum"

Im Stadtteilzentrum Lichtenberg, beim Verein "Kiezspinne", ist immer reger Betrieb. Senioren essen zu Mittag, im Garten spielen Kinder.

Am Aktionstag war das Programm besonders prall gefüllt. Vormittags lief eine Jobbörse im Foyer, am Nachmittag fand eine große Aufräumaktion statt.

"Fast 30 Ehrenamtler helfen uns jedes Jahr bei der Pflege der Grünanlagen rund ums Haus", sagt Geschäftsführer Michael Kunze. Zweimal jährlich werden so die Garten- und Parkflächen rund um das Haus auf Vordermann gebracht.

Zwei Helfer bei der Clean Up-Aktion.
Zwei Helfer bei der Clean Up-Aktion.

© Felix Keßler

"Wir sind schon seit Jahren dabei", sagen Ingvelde Werner und Gisela Ließ, während sie im Blumenbeet stehen. "Von diesem Engagement lebt das Zentrum", sagt auch Geschäftsführer Kunze.

Begeistert davon zeigte sich auch Bezirksbürgermeister Michael Grunst, der selbst mithalf.

Am Aktionstag ins El Dorado nach Templin

Fünf Jahre alt ist die Begegnungsstätte Haus der Generationen in Lichtenberg geworden – und hat das mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Viele Ehrenamtliche engagieren sich in dem auf Inklusion ausgelegten Haus.

Einer davon ist Firas Bakri. Der Geflüchtete bringt sich seit mehr als einem Jahr in der Einrichtung ein, ursprünglich weil er sein Deutsch verbessern wollte.

Gisela Ließ, Reimer Dunkel, Ingvelde Werner (v.l.n.r.) engagieren sich seit Jahrzehnten für die "Kiezspinne".
Gisela Ließ, Reimer Dunkel, Ingvelde Werner (v.l.n.r.) engagieren sich seit Jahrzehnten für die "Kiezspinne".

© Felix Keßler

Jetzt ist er wichtiger Teil des Hauses geworden und geht am Aktionstag mit einer inklusiven Reisegruppe auf Tour ins Templiner El Dorado. Dafür ist auch Mirko Wall dankbar. Er könnte ohne Helfer wie Bakri sonst möglicherweise nicht auf Reisen gehen.

Hexenhaus in der Notunterkunft

Auch Jugendliche greifen zum Putzlappen

Im Jugend- und Familienzentrum im Weitelkiez sollten nicht mehr nur Gesichter, sondern auch das Haus strahlen. Mit der Putzaktion im Innen- und Außenbereich ist das geglückt.

Mit Feudel und Putzlappen machten sich die Besucher des Zentrums an die Arbeit und sortierten auch die Bestände in der Küche neu. Sogar die Jugendlichen, denen Putzfaulheit ja quasi in den Genen liegt, hatten an Staubsauger und Wischmop ihren Spaß.

Das lag sicher nicht nur daran, dass auf die Kids zur Belohnung Snacks und Getränke warteten. Jetzt glänzt die Einrichtung wieder wie bei der Eröffnung 2013.

Daran können sich auch die Besucher erfreuen, die das Familienzentrum für Beratungen und Themenabende besuchen können.

Es war einmal...

Was mit einer Vorlesestunde für Grimm-Märchen in der Flüchtlingsunterkunft der Volkssolidarität in der Lichtenberger Bornitzstraße begann, hat sich innerhalb weniger Monate zu einem Märchen-Puppentheater entwickelt.

Mirko Wall und Firas Bakri gehen gemeinsam auf Reisen.
Mirko Wall und Firas Bakri gehen gemeinsam auf Reisen.

© Felix Keßler

Was noch fehlte: Ein dazu passendes Hexenhaus, das gleichzeitig als Bühne für das Theater funktioniert. Unter fleißigem Helfen von Ehrenamtlern und Mitarbeitern ist genau das am Aktionstag entstanden; hübsch verziert mit Lebkuchen und Basteleien.

„Die Kinder waren schon von den Märchenstunden begeistert“, sagt Regina von Orlow, die bei der Volkssolidarität die ehrenamtlichen Engagements koordiniert.

Fahrradrecycling vom Feinsten

In rasender Geschwindigkeit wurden in der Gemeinschaftsunterkunft in der Konrad-Wolf-Straße, unterstützt von der Stiftung Unionhilfswerk, ehrenamtlich Fahrräder repariert.

In einer Werkstatt, geleitet von zwei ehrenamtlichen Schraubern und unterstützt von Geflüchteten, wurden auch gebrauchte Fahrräder als Spende entgegengenommen. Ob neue Schläuche, Ventile oder Werkzeug - in der Werkstatt mangelte es an nichts.

Tatsächlich kamen am frühen Abend auch einige Rad-Spenden zusammen. Selbst wenn die Räder nicht mehr im besten Zustand sind, sind sie für die Initiative sehr wertvoll.

Schließlich gibt es kaum etwas, was die Werkstatt in der Gemeinschaftsunterkunft nicht reparieren könnte. Nach getaner Arbeit hatten sich die Ehrenamtler und Spender das internationale Buffet redlich verdient.

Kulinarische Brücken schlagen

Orient und Okzident passen nicht zusammen? Und ob! Völkerverständigung stand im Familienzentrum in der Gensingerstraße nämlich ganz oben auf der Speisekarte.

Der Hintergedanke: Nirgendwo lernt man das Gegenüber und dessen Kultur so gut kennen wie beim gemeinsamen Kochen. Darum kamen einheimische und geflüchtete Familien am Herd zusammen.

Die Jugendlichen haben ihren Spaß an der Putzaktion im JuFaZ.
Die Jugendlichen haben ihren Spaß an der Putzaktion im JuFaZ.

© Oliver Ernst

Selbstverständlich folgte dem freiwilligen Küchendienst auch das gemeinschaftliche Verkosten der Leckereien. Fazit: Schmeckt köstlich!

Damit sind auch die kulinarischen Brücken zwischen den Kulturen im Familienzentrum endgültig gebaut.

Patengroßeltern gesucht

Familienfreunde für Alleinerziehende

Alleinerziehende haben es oft besonders schwer: Auch nach einem langen Arbeitstag verlangt das Kind die volle Aufmerksamkeit.

Das bringt so manchen an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit. Dem will der Verein "Berliner Familienfreunde" entgegenwirken, indem sie das betroffene Elternteil durch Patengroßeltern entlasten.

"Der Anteil der Alleinerziehenden ist in Lichtenberg sehr hoch", sagt die Projektleiterin Birgit Plank, die den Verein vor sieben Jahren gegründet hat.

Mittlerweile gibt es zwar schon 21 Patenschaften, der Bedarf ist aber noch größer. Daher sucht der Verein stets weitere Patengroßeltern, die mit den Kindern Zeit verbringen und beispielsweise Ausflüge unternehmen. Das unterstützt der Verein auch finanziell, etwa mit Fahrtgeldern.

Mit Laib und Seele dabei

Für "Laib und Seele" engagieren sich die Ehrenamtler der Kirchengemeinde Wartenberg in der Falkenberger Chaussee.

Ob im Kontaktcafé für Geflüchtete, beim gemeinsamen Musizieren oder dem Verteilen des Gemeindeblattes: "Kirche funktioniert nur durch das Ehrenamt", sagt die Ehrenamts-Koordinatorin Bettina Cordts.

Märchenaktion in Notunterkunft in Lichtenberg, Bornitzstr. 102.
Märchenaktion in Notunterkunft in Lichtenberg, Bornitzstr. 102.

© privat

Auch wenn schon fast 30 Helfer dabei sind: Besonders für die Versorgung von Bedürftigen im Programm "Laib und Seele" werden noch weitere Ehrenamtler gesucht. Etwa um Lebensmittel von Supermärkten abzuholen und sie an die Bedürftigen zu verteilen.

Erntezeit in der Bornitzstraße

Über mehrere Monate hinweg hat Regina von Orlow von der Volkssolidarität Berlin das Gartenprojekt an der Flüchtlingsunterkunft Bornitzstraße begleitet. Kürbisse wurden gepflanzt und Hochbeete angelegt.

Nun ist die Erntezeit gekommen, bei der die Ehrenamts-Koordinatorin der Volkssolidarität erneut von engagierten Helfern unterstützt wird. Zum Beispiel bei der Kürbisernte, die an diesem Samstag von Julia Köhn und ihrem Sohn Leon übernommen wird.

Koordinatorin Sonja Ruppert und die Freiwilligen von der Aktion "Recycle your bicycle" in Lichtenberg.
Koordinatorin Sonja Ruppert und die Freiwilligen von der Aktion "Recycle your bicycle" in Lichtenberg.

© privat

„Wann gibt es denn endlich essen?“, fragt der Kleine konsequent. Die Antwort lautet: Nach der Ernte.

Dann wird gemeinsam mit den Bewohnern der Notunterkunft Kürbissuppe gekocht. Mit deren orientalischen Köstlichkeiten entsteht so ein echtes Festmahl.

Ausbildungslotsen im Gesundheitsbereich 

Hoffnungsvoll sitzen Michael John und Heidrun Schmidtke am Tisch und warten auf motivierte Anleiter und frustrierte Auszubildende. Sie sind noch in der Startphase, die Mentoren und Mentees, gerade sind die Sommerferien vorbei. Das Ausbildungsjahr beginnt erst und damit das Mentorprogramm für Auszubildende im Gesundheitsbereich.

Hier sind die Abbrecherquoten besonders hoch, höher noch als der Durchschnitt von 33%. Krankenschwestern, Altenpfleger und andere Gesundheitsberufe haben mit vielen Überstunden und psychischer Belastung zu tun, deshalb sollen Auszubildende durch erfahrene Mentoren angeleitet werden.

„Die müssen nicht unbedingt aus dem Gesundheitsbereich kommen“, sagt John. Denn es geht mehr um Beratung zu beruflichen und Lebenskrisen junger Leute als um fachlichen Austausch. 

Erst im Juli begann das Frauentechnikzentrum in Lichtenberg das Programm mit Unterstützung des Senats und sammelte zehn interessierte Mentoren und Auszubildende. Nach einem Vorgespräch mit Persönlichkeitstests matchen sie Mentoren und Mentees, danach soll sich das Tandempaar einmal im Monat treffen.

„Es ist eine Herausforderung, da Vertrauen entstehen zu lassen“, weiß Schmidtke. „Deswegen sind wir hier verfügbar für Fragen.“

Hier kommt Geschichte zum Vorschein

Drei Köchinnen aus dem Familienzentrum "Die Brücke" in Lichtenberg.
Drei Köchinnen aus dem Familienzentrum "Die Brücke" in Lichtenberg.

© Felix Keßler

Museums-Putz im alten Kesselhaus

An Vitrinen, Fenstern und nicht zuletzt an den Exponaten des Museums Kesselhaus auf dem Gelände des Königin Elisabeth Krankenhauses in Herzberge hatte sich einiges an Schmutz und Staub angesammelt. Höchste Zeit zum Putzen für die ehrenamtlichen Museumsunterstützer um Peter Ameis und Bernd Schneider.

Die beiden sind Vorstände des Fördervereins, der das zum Museum umgebaute alte Kesselhaus des Krankenhauses betreibt. Annähernd 15 Jahre gibt es das Museum in dem historischen Bauwerk nun schon.

Ohne die rund 30 Mitglieder des Vereins wäre ein Betrieb nicht möglich. Weitere Helfer werden ständig gebraucht.

„Zum Beispiel für die Jazz-Konzerte, Kunstausstellungen und Führungen brauchen wir immer helfende Hände“, sagt Bernd Schneider.

Zeit nehmen für Geschichte

Für einen kurzen Moment ist es wirklich totenstill zwischen den grauen, würfelförmigen Grabsteinen und den Bäumen auf dem Gräberfeld. So still, wie man es einer Gruppe Zehntklässler gar nicht zugetraut hätte.

Ein Mädchen mit Patengroßmutter des Vereins Berliner Familienfreunde in Lichtenberg.
Ein Mädchen mit Patengroßmutter des Vereins Berliner Familienfreunde in Lichtenberg.

© Birgit Plank

Klaus Leutner hat gerade gemeinsam mit seiner Frau Alina eine Blume am Grabstein des polnischen Zwangsarbeiters, dessen Familie die beiden aufspürten, niedergelegt. Aus Leutners Recherchearbeit erwuchs eine lange Partnerschaft zwischen den Schülern des Manfred-von-Ardenne-Gymnasiums und einer Partnerschule in Glowno, dem Heimatort des Kriegsgefangenen.

Seit zehn Jahren geht der Lehrer Rainer Seefeld mit dem zehnten Jahrgang auf den Lichtenberger St. Pius- und St. Hedwigs-Friedhof, immer um den 1. September herum.

Dabei geht es nicht um Effektivität. „Ihr seid nicht als Hilfskräfte engagiert, sondern als kleine Historiker“, sagt er zu den Schülern. Sie sollten sich ruhig Zeit nehmen, die Grabinschriften zu lesen, die Namen zu verinnerlichen und die Herkunft.

Geschichte am Beispiel eines Einzelschicksals unter dem Motto „Geschichte vor Ort“, darum geht es ihm mit der Aktion. „Es geht nicht nur um Vergangenheitsbewältigung, sondern auch um das Nachdenken für die Zukunft“, sagt er.

Seine Schule ist eine „Schule gegen Rassismus“. Klaus Leutner ist wiederum froh, dass sein Herzensprojekt mittlerweile ein Selbstläufer ist und die Schüler jedes Jahr wiederkommen, um die Gräber zu pflegen.

Familienfest an der Zillepromenade

Bettina Cordts (r.) und ehrenamtliche Helfer im "Laib und Seele" in der Kirchengemeinde Wartenberg.
Bettina Cordts (r.) und ehrenamtliche Helfer im "Laib und Seele" in der Kirchengemeinde Wartenberg.

© Felix Keßler

Wenn in der Rummelsburger Bucht von iKARUS die Rede ist, geht es nicht um griechische Mythologie, sondern um Ehrenamtliche. Denn der Name steht hier für das Stadtteilzentrum „in Karlshorst und Rummelsburger Bucht“. Die dortige Leiterin Susann Kubisch hat auch das Wasserfest an der Zillepromenade organisiert, mittlerweile schon zum siebten Mal.

Mit weiteren, freiwilligen Helfern koordiniert sie das Fest, zu dem traditionell auch ein Drachenbootrennen und eine Optimisten-Regatta gehört. Etliche Stände laden zum Verweilen ein, auch wenn das Wetter in diesem Jahr nicht ganz mitspielt. „Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen dem Bezirksamt und den Bürgern“, sagt Kubisch. Wer sich in der Rummelsburger Bucht ehrenamtlich engagieren möchte, ist bei iKARUS genau richtig. 

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