zum Hauptinhalt

Gemeinsame Sache in Charlottenburg-Wilmersdorf 2017: Vom Klassenzimmer bis zur Kiezinsel: Engagement im ganzen Bezirk

Ob in der Friedensburg-Oberschule oder am Leon-Jessel-Platz, Charlottenburg-Wilmersdorf putzt sich raus für den Aktionstag.

Saubermachen in der Schule

Mit fast 1200 Schülern aus etwa 70 Ländern und rund 130 Lehrern ist die Friedensburg-Oberschule an der Charlottenburger Goethestraße eine der größten allgemeinbildenden Schulen Berlins. Eine Besonderheit ist der deutsch-spanische Europaschulzweig.

Beim Aktionstag machten viele Sieben- und Achtklässler mit – sie strichen ihre Unterrichtsräume im Schulgebäude aus den 1990er Jahren, räumten auf, säuberten Tische und Stühle und den Hof.

Aktion Gemeinsame Sache 2017 in Charlottenburg-Wilmersdorf: Friedensburg-Oberschule, Goethestraße in Charlottenburg.
Aktion Gemeinsame Sache 2017 in Charlottenburg-Wilmersdorf: Friedensburg-Oberschule, Goethestraße in Charlottenburg.

© Cay Dobberke

Zwei Klassen rückten außerdem zu Reinigungseinsätzen im Grunewald und an der Havel aus. Laut Schulleiter Sven Zimmerschied hat man sich schon mehrmals an der „Gemeinsamen Sache“ beteiligt – vor vier Jahren wurde dabei beispielsweise ein Teich im Schulgarten angelegt.

Aus dem Piaggio über Engagement informieren

Mit einem knallroten, dreirädrigen Piaggio-Kleintransporter rollte das Team des Stadtteilzentrums Nord am Heckerdamm vor die Einkaufspassage am nahen Heckerdamm – nicht nur, um die Angebote des Zentrums vorzustellen, sondern vor allem, um über zahlreiche Möglichkeiten für bürgerschaftliches Engagement im Kiez zu informieren.

Tische putzen in der Friedensburg-Oberschule.
Tische putzen in der Friedensburg-Oberschule.

© Cay Dobberke

Dieses ist Charlottenburg-Nord besonders wichtig, denn insbesondere im Bereich der Paul-Hertz-Siedlung gilt die Gegend als sozialer Brennpunkt. Zum Stadtteilzentrum gehören ein Nachbarschaftscafé, ein Jugendclub mit Bühnensaal sowie Räume für Beratungen und Kurse.

Auch sonst ist der Standort ein wichtiger Anlaufpunkt, denn im selben Haus gibt es eine Außenstelle des Bürgeramts und eine Filiale der bezirklichen Stadtbibliothek.

Frisch gestrichen in Wilmersdorf

Der Leon-Jessel-Platz liegt in einer idyllischen, verkehrsberuhigten Wilmersdorfer Wohngegend, aber auch dort ist nicht immer alles schick. Seit fast 20 Jahren engagiert sich der Stadtteilverein „Miteinander im Kiez“ rund um den Platz und hat auch schon mehrere Male bei der „Gemeinsamen Sache“ mitgemacht.

Der Verein beteiligte sich außerdem an der gestrigen Stolpersteinverlegung in der Gieselerstraße. Einen der vier verlegten Steine hat "Miteinander im Kiez" finanziert.

Bei der diesjährigen Herbstaktion wurden Sitzbänke vor der Comenius-Schule in der Sigmaringer Straße ebenso neu gestrichen wie mehrere Bänke gegenüber, die von Unbekannten mit Graffiti besprüht worden waren. Außerdem pflegten Anwohner die Beete im Kiez und befreiten diese von Unkraut und Müll.

Zwei erfahrene Helfer am Leon-Jessel-Platz.
Zwei erfahrene Helfer am Leon-Jessel-Platz.

© Cay Dobberke

"Zukunftsstadt" Mierendorffplatz

Die Gegend um den Mierendorffplatz ist auch als „Mierendorff-Insel“ bekannt, weil sie rundum von der Spree und dem Charlottenburger Verbindungskanal umgeben ist. Nun ist der Kiez auf dem Weg zur „Zukunftsstadt“. So heißt ein Bundeswettbewerb, hinter dem unter anderem die Bundesregierung steht.

Mit dem Projekt „Nachhaltige Mierendorff-Insel 2030“, das der Verein „Dorfwerkstadt“ vorantreibt, hat man es in die zweite Runde des Wettbewerbs geschafft. Am Freitag wurde ein „Insel-Kiezfest“ gefeiert.

An Infoständen präsentierten sich viele Initiativen, während auf der Bühne unter anderem Grundschüler, eine Band der Musikschule Black & White und andere Gruppen auftraten. Dazu gab es Kinderattraktionen wie ein Karussell, eine Hüpfburg, ein Bungee-Trampolin und eine Märchenstunde.

Das Stadtteilzentrum Nord mit Infostand und Infomobil am Heckerdamm in Charlottenburg
Das Stadtteilzentrum Nord mit Infostand und Infomobil am Heckerdamm in Charlottenburg

© privat

Initiativen von City West bis Lietzenseepark

Das "Insel-Kiezfest" auf dem Mierendorffplatz in Charlottenburg. Hier der Stand der Jugendkunstschule Charlottenburg.
Das "Insel-Kiezfest" auf dem Mierendorffplatz in Charlottenburg. Hier der Stand der Jugendkunstschule Charlottenburg.

© Cay Dobberke

Irene Fritsch engagiert sich für den Lietzenseepark

Der an sich idyllische Lietzenseepark in Charlottenburg ist ein beliebtes Ausflugsziel, was aber oft zur Vermüllung der denkmalgeschützten Anlage führt. Zudem fehlt dem Bezirk das Geld für eine gründliche Grünpflege.

Deshalb besteht seit 13 Jahren der Verein „Bürger für den Lietzensee“ mit heute rund 200 Mitgliedern. Jede Woche treffen sich Gruppen von Anwohnern, um verschiedene Teile des Parks zu pflegen – so natürlich auch am Aktionstag.

Diesmal ging es um die Beete und Wege im südlichen Bereich unterhalb der evangelischen Kirchengemeinde Am Lietzensee.

Eine Helferin hat am Lietzenseepark Hopfen gepflückt.
Eine Helferin hat am Lietzenseepark Hopfen gepflückt.

© Cay Dobberke

Mit dabei war die Schriftstellerin Irene Fritsch, die nicht nur zu den langjährigen Vereinsmitgliedern gehört, sondern auch Führungen um den See veranstaltet und Krimis geschrieben hat, die im Kiez spielen.

Bereits vor einigen Jahren erhielt der Verein den Erwin-Barth-Preis, mit dem das Bezirksamt ehrenamtliche Grünpflege würdigt. Das passt beim Lietzenseepark besonders gut, schließlich geht dessen Gestaltung vor ungefähr 100 Jahren hauptsächlich auf den berühmten Charlottenburger Gartenbaudirektor Erwin Barth (1880 bis 1933) zurück.

Krimi-Autorin Irene Fritsch (l.) ist schon lange Jahre für den Lietzenseepark engagiert.
Krimi-Autorin Irene Fritsch (l.) ist schon lange Jahre für den Lietzenseepark engagiert.

© Cay Dobberke

Übrigens geschieht in der Grünanlage bald noch mehr: Eine zweite Anwohner-Initiative, der Verein „ParkHaus Lietzensee“, beginnt in wenigen Tagen mit der Sanierung des alten Parkwächterhauses.

Einen lebenswerteren Bundesplatz

Kein Aktionstag ohne die Initiative Bundesplatz: Seit engagierte Wilmersdorfer Bürger den Verein vor rund sieben Jahren gründeten, hat er sich mit inzwischen mehr als 220 Mitgliedern zu einer der aktivsten Bürgergruppen in der City West entwickelt.

Jetzt wurde wieder einmal die Grünanlage in der Platzmitte von Müll und Unkraut befreit. Die Initiative hat eine „Pflegevereinbarung“ mit dem Bezirksamt, das die Beete aus Geldmangel nicht derart gut instand halten könnte. Die Bürgerinitiative wurden bereits mit dem Deutschen Naturschutzpreis und dem Erwin-Barth-Preis des Bezirks ausgezeichnet.

Die fleißigen Helfer der "Bürger für den Lietzensee".
Die fleißigen Helfer der "Bürger für den Lietzensee".

© Cay Dobberke

Doch Grünpflege ist nur ein Teil ihrer Arbeit. Der Verein hat sich das Ziel gesetzt, den vom starken Autoverkehr geprägten Kiez um den Bundesplatz „lebenswerter“ für Anwohner und andere Fußgänger zu machen.

Den Verkehr will man zurückdrängen. Dafür wurden in Workshops eigene Konzepte erarbeitet und diese Politikern vorgestellt. Die Umsetzung steht allerdings in einigen Punkten noch aus.

Jüngste Erfolge sind die seit April geltende Tempo-30-Regelung auf den oberirdischen Straßen beiderseits des Autotunnels – die wegen ihrer Form auch „Spange“ genannt werden – und der oft gewünschte Umzug des Wochenmarkts aus der Mainzer Straße auf den Bundesplatz. Erstmals fand der Markt dort am vorigen Donnerstag statt.

Selbsthilfe-Zentrum wirbt für sich

Mehr als 200 Selbsthilfegruppen, die sich mit unterschiedlichsten Lebensbereichen beschäftigen, gehören zum Angebot von Sekis, der Selbsthilfekontaktstelle für Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Spektrum reicht von Gesundheitsthemen über die Seniorenhilfe bis zur Unterstützung von Hinterbliebenen nach Todesfällen oder der Integrationsarbeit mit Migranten.

Nun will die Einrichtung in der Bismarckstraße 101 verstärkt auf sich aufmerksam machen. Deshalb lief ein Team mit einem Bollerwagen voller Infomaterial in die Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße, begleitet vom Charlottenburg-Wilmersdorfer Sozialstadtrat Carsten Engelmann.

Drei Freiwillige vor der Statue der "Winzerin" am Bundesplatz.
Drei Freiwillige vor der Statue der "Winzerin" am Bundesplatz.

© Cay Dobberke

Doch was tut man, wenn draußen bei Regenwetter wenig los ist? Dann geht man eben in die Läden.

Unter anderem lernten so Kunden der Feinkosthandlung Rogacki, der Bong-Apotheke und des Karstadt-Kaufhauses die Sozialeinrichtung kennen.

Mona Kerkow ist Landschaftsarchitektin und war an der Gestaltung des Bundesplatzes beteiligt.
Mona Kerkow ist Landschaftsarchitektin und war an der Gestaltung des Bundesplatzes beteiligt.

© Cay Dobberke

Die eigene Stadt neu entdecken

Sozialstadtrat Carsten Engelmann spricht mit Apotheker Thomas Borg in den Wilmersdorfer Arcaden.
Sozialstadtrat Carsten Engelmann spricht mit Apotheker Thomas Borg in den Wilmersdorfer Arcaden.

© Cay Dobberke

Eine Entdeckertour von Charlottenburg nach Mitte

Vom Charlottenburger Hardenbergplatz bis nach Mitte ins Regierungsviertel führte die „Entdeckertour“, zu der die Stiftung Unionhilfswerk Berlin Flüchtlinge aus einer Gemeinschaftsunterkunft in Pankow sowie deren Unterstützer eingeladen hatte.

Die Stiftung organisiert „Integrationspatenschaften“, bei denen Berliner drei bis neun Monate lang das Leben eines Flüchtlings aktiv begleiten – etwa bei Behördengängen oder der Job- und Wohnungssuche. Jetzt leitete die Stadtführerin Rita Hübenthal-Montero die Tour mit rund 20 Teilnehmern, die mit einem Reisebus und zu Fuß unterwegs waren.

Zu den Stationen gehörten der Potsdamer Platz und das Sony-Center, das Holocaust-Mahnmal sowie das Brandenburger Tor und der U-Bahnhof darunter, in dem eine Ausstellung die Geschichte der Berliner Mauer und des Tores als Symbol der Teilung und Vereinigung Deutschlands zeigt.

Von der Sucht loskommen

Selbsthilfekontaktstelle Selis verteilt Flyer in der Wilmersdorfer Straße, hier in der Feinkosthandlung Rogacki (Links: Rogacki-Prokurist Andreas Reuter, 2 v.l: Sozialstadtrat Carsten Engelmann).
Selbsthilfekontaktstelle Selis verteilt Flyer in der Wilmersdorfer Straße, hier in der Feinkosthandlung Rogacki (Links: Rogacki-Prokurist Andreas Reuter, 2 v.l: Sozialstadtrat Carsten Engelmann).

© Cay Dobberke

Seit 30 Jahren gibt einen Berliner Verein mit Hauptsitz an der Neufertstraße 14 nahe dem Klausenerplatz, der Alkoholikern dabei hilft, von ihrer Sucht loszukommen beziehungsweise nach einem Entzug nicht wieder mit dem Trinken anzufangen.

Doch was unterscheidet den „Verein für alkoholfreies Leben“ (VAL) von den international bekannten „Anonymen Alkoholikern“? Sprecherin Ulrike Voigt betont, dass es „bei uns nicht anonym zugeht“.

Die Teilnehmer der Selbsthilfetreffen lernen sich näher und namentlich kennen. Der Verein ist gemeinnützig und unabhängig, auch wenn er sich dem Paritätischen Wolhfahrtverband als Dachorganisation angeschlossen hat; Fördergelder kommen vom Senat.

Es gibt rund 250 zahlende Mitglieder, darunter vor allem Ex-Alkoholiker und deren Angehörige, sowie etwa 250 weitere Mitwirkende, die man als „Gäste“ betrachtet. Süchtige können alle Angebote kostenfrei nutzen.

Dabei kann es auch um Medikamenten- oder Drogenmissbrauch gehen. „Mehrfachabhängigkeiten“ seien keine Seltenheit, sagt Voigt. In ganz Berlin gibt es 28 Gruppen des Vereins.

Fluoreszierendes Theater

Die "Entdeckertour" des Unionhilfswerk Berlin führt vom Hardenbergplatz bis ins Regierungsviertel.
Die "Entdeckertour" des Unionhilfswerk Berlin führt vom Hardenbergplatz bis ins Regierungsviertel.

© Cay Dobberke

Für erwachsene Menschen mit Behinderungen betreibt das Unionhilfswerk das „Wohnheim Wilmersdorf“ an der Rheinbabenallee 28, zu dem das „Inklusive Schwarze Theater 28“ gehört.

Gemeinsam mit der Künstlerin Hanna Mauermann erarbeiten die Darsteller, von denen einige in dem Wohnheim leben, seit dem Jahr 2010 neue Inszenierungen. Ein Beispiel ist „Magno Periculo“, eine Reise in geheimnisvolle Unterwasserwelten.

Wie in einem sogenannten Schwarzen Theater üblich, spielen dunkel gekleidete Akteure vor schwarzem Hintergrund. Sichtbar sind ihre fluoreszierende Masken oder Handschuhe und Gegenstände, die sie in den Händen halten.

Am Aktionstag wurden die Darsteller von ehrenamtlichen Assistenten unterstützt, die beispielsweise Requisiten vorbereiteten oder auch kurz mit auftraten.

Zur Startseite