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Winterfertig. Bahn-Techniker fetten die Kupplung ein.

© Bernd Settnik/dpa

S-Bahn-Verkehr bei Schnee und Eis: So bereitet sich die Bahn auf den Winter vor

Mit Sand und Fett wappnen Schienenfahrzeugtechniker in der Bahn-Werkstatt Lichtenberg ihre Züge vor der kalten Jahreszeit.

Manchmal reicht ein bisschen Fett, um das nötige Maß an Zuneigung zu erzeugen. Einer, der weiß, wie man das macht, ist Sven Rothe. Er arbeitet als Schienenfahrzeugtechniker in der Bahn-Werkstatt Lichtenberg und steht am Donnerstagmorgen an einem roten Regionalexpress. Mit einem Kollegen fettet er die Kupplung des Zuges ein: „Das Fett braucht es, damit wir reibungslos kuppeln können.“

Denn eines ist sicher: Auch dieser Winter wird kommen. Schnee, Eis und Wind dürften Chaos auslösen. Zwei potenzielle Opfer: die Deutsche Bahn und ihre Kunden. Die Bahn hat sich darauf vorbereitet. Zumindest hat sie das Pressevertretern gestern in ihrer Werkstatt in Lichtenberg gezeigt.

Die „DB Regio Nordost“ ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn und für den regionalen Zugverkehr in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zuständig. In Berlin verfügt sie über 200 Züge. Sie alle werden seit September in Lichtenberg gewartet. Genauer: winterfest gemacht.

Jeden Winter führt die Bahn mehrere Maßnahmen durch, um die Züge fit zu machen. Eine davon ist die Ergänzung des Bremssandes. Schienenfahrzeugtechniker Sven Rothe dockt eine Art Zapfhahn an den Zug. Über einen Schlauch kommt Sand aus einer Maschine – dem „Sandfloh“. „Im Winter werden die Haftverhältnisse zwischen Schiene und Rad schlechter“, sagt Rothe. Dann müsse der Reibwert des Rades erhöht werden. Das geschehe, wenn man Sand in das fahrende Rad hinzufüge. Damit keine Feuchtigkeit in die Räder gelangt, gibt es sogar eine Sandrohrheizung, die ab fünf Grad Celsius anspringt.

Fünf Minuten dauert die Sandhinzufügung. Doch sie ist nur ein kleiner Teil der Wartungsarbeiten. Gut zwei Wochen arbeiten die Techniker an den Zügen. Neben Sand gibt es viel Fett. Etwa für Türgummis, für die Kupplungen, oder den Stromabnehmer auf dem Dach.

„Das Dach ist die anfälligste Stelle im Winter“, erklärt Björn Rothe, der ältere Bruder von Sven und Verantwortlicher für den Bahn-Standort in Lichtenberg. Ist der Stromabnehmer defekt, kann die Bahn nicht mehr weiterfahren. Deswegen müsse dieser besonders gründlich kontrolliert werden.

Aber nicht nur die Fahrzeuge erhalten eine gründliche Überprüfung. Auch Schienen und Weichen werden mit Fett eingeschmiert. Für die Weichen gibt es eine eigene Heizung. Sind diese mal defekt oder blockiert, kommen Räumkräfte zum Einsatz. Für die Berliner S-Bahn sind es allein 186.

Bahn-Sprecher Burkhard Ahlert sieht sein Unternehmen für die kommenden Monate gerüstet, auch aus der Erfahrung der vergangenen Jahre: „Unsere Fahrzeuge sind gut durch die letzten Winter gekommen.“ Er weiß, dass auch an den milden Temperaturen und ruhigen Winden lag.

Dass die Bahn anfällig für Wetterkapriolen ist, haben die vergangenen Wochen gezeigt. Die Stürme „Xavier“ und „Herwart“ ließen Bäume auf Schienen stürzen und Bahnreisende warten. Die beschwerten sich über schlechte Kommunikation seitens der Bahn.

Wird auch die jetzt winterfest gemacht? Burkhard Ahlert windet sich etwas; es werde ja schon gut über Twitter kommuniziert, außerdem habe man nach „Xavier“ eine „Task Force“ in Sachen Kundeninformation eingerichtet. „Die sitzt relativ regelmäßig zusammen.“ Bei extremen Witterungen werden auch extra Teams auf den Bahngleisen eingesetzt.

Nach Verbesserung klingt das nur bedingt. Dabei wäre das dringend nötig, damit der Winter auch wirklich kommen kann. Michael Graupner

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