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Im März hat Maris Hubschmid vom Tagesspiegel einen der neun Vorentscheide gewonnen.

© Andi Weiland

„Reporter Slam“-Jahresfinale: Journalismus auf der Bühne

Am Samstag findet im Heimathafen Neukölln das Finale des Reporter Slams statt. Die Teilnehmer haben zehn Minuten Zeit, um ihre absurdeste Recherche vorzustellen.

Den Journalismus drängt es auf die Bühne. Im Oktober erzählten Reporter im SO 36 bei „Journalism on Stage“ von ihrer Arbeit. Ihre Lieblingsreportagen brachten Journalisten im Dezember zur „Reportagen.fm-Lesung“ in die Neuköllner Kneipe „Frollein Langner“ mit. Und an diesem Sonnabend findet im Heimathafen Neukölln das „Reporter Slam“-Jahresfinale statt. „Allein aufgrund der ganzen Lügenpresse-Debatte ist es unglaublich wichtig, dass das Publikum Journalisten auch mal persönlich erlebt“, sagt Jochen Markett, der die Slam-Reihe Ende 2016 erfunden hat und den Abend im Heimathafen moderiert. „Auf der Bühne können wir den Menschen erklären, wie wir arbeiten.“

Beim „Reporter Slam“ steht die Unterhaltung im Vordergrund. Für je zehn Minuten geben die Teilnehmer ihre absurdesten Recherchen zum Besten: von völlig missglückten Tinder-Bildern und der Suche nach dem kürzesten Fluss der Welt bis hin zu einem Interview in Afghanistan, bei dem ein betrunkener Informant plötzlich eine Waffe zog. „Reporter erleben nebenbei so viele verrückte Geschichten, bei uns auf der Bühne können sie davon erzählen“, sagt Markett. Am Ende der Veranstaltung im Heimathafen kürt das Publikum dann den lustigsten Reporter Deutschlands: Wer den lautesten Applaus bekommt, wird „Slampion“.

Investigative Recherchen überzeugend darstellen

Mit dabei ist Maris Hubschmid vom Tagesspiegel. Wie die anderen fünf Reporter-Slammer – darunter auch Reporter von der „Zeit“ und der „taz“ – hat sie einen der neun Vorentscheide im vergangenen Jahr gewonnen. Der 38-jährige Markett, der mit Andi Weiland den Blog „Realsatire“ betreibt, glaubt, dass die „Reporter Slams“ nicht nur dem Publikum, sondern auch den 40 Journalisten, die bislang mitgemacht haben, viel Spaß gemacht haben. „Reporter können ja gut erzählen. Bei uns entdecken sie dann die Bühne für sich.“

Auf der Bühne, sagt Markett, ließen sich investigative Recherchen überzeugend darstellen. In den USA sei man mit dem „stage journalism“ schon ein ganzes Stück weiter. „Da werden journalistische Recherchen inzwischen völlig selbstverständlich als Theaterstück präsentiert.“

Auch das ist in Berlin schon probiert worden – im vergangenen Jahr mit einem auf Zeitungsrecherchen basierenden Musiktheaterabend in der Neuköllner Oper. Der vielsagende Titel: „Fuck the Facts“.

13. Januar, 20 Uhr, Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Straße 141. Tickets für 11,10 Euro. www.heimathafen-neukoelln.de

Caspar Schwietering

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