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Wahlwerbung findet man nicht nur offline auf den Straßen, sondern auch online in Dating-Portalen. Gehören sie dorthin?

© Kai-Uwe Heinrich

Tinder, Gayromeo, Grindr: Wahlkämpfer auf Dating-Portalen nicht erwünscht

Wo andere die Liebe oder Spaß suchen, bringen Politiker ihre Kampagne unter. Manchen Anbietern scheint das egal, manche verbieten es explizit - allerdings mit wenig Erfolg.

Man swipt nach links, dann nach rechts, wieder nach links ... und plötzlich sieht man einen Politiker samt Wahlplakat-Hintergrund auf dem Display grinsen? Will er ein Date und wenn ja, wie viele? Oder will er nur Werbung für seine Partei oder seine Person machen? Und wie sieht es mit Privat-Nutzern aus, die auf ihrem Profil von Dating-Portalen ein Wahlplakat zeigen?

Wahlkampf in solchen Portalen ist zwar üblich, aber nicht unbedingt gerne gesehen - und teilweise auch von den AGBs ausgeschlossen. Beim schwulen Dating-Portal "Gayromeo" beispielsweise werden Nutzer gesperrt, die Wahlwerbung betreiben. Bei Twitter und Facebook hat man damit ja bekanntlich kein Problem.

Bei "Gayromeo" heißt es hingegen, man wollte kein politisches Forum sein, "auch wenn uns die Rechte der Schwulen sehr am Herzen liegen. Wir schätzen auch jegliches politisches Engagement diesbezüglich!" Politische Aktivitäten dürften auch im Profiltext erwähnt werden, "das Profil sollte jedoch nicht ausschließlich zur Darstellung dieser erstellt worden sein." Nutzer, die sich dem widersetzen, werden von "Gayromeo" gesperrt.

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Twitter-Nutzer "franz" veröffentlicht eine dementsprechende Erklärung des Dating-Portals. Viele andere kommentieren, es sei ihnen Ähnliches widerfahren. So zum Beispiel Maximilian Bierbaum, Landessprecher der Grünen Jugend Hamburg: Die Dating-App "Grindr" habe seinen "Wahlkampf 2015" auch "nicht nur super gefunden".

Zwar wurde er nie von Grindr direkt darauf hingewiesen, dass er sein Profil dort nicht zu Wahlkampfzwecken verwenden darf, wie Bierbaum auf Nachfrage erklärte. Auch wurde sein Wahlkampfplakat zunächst immer als Vorschaubild akzeptiert. Dennoch wurde er in der Zeit mehrfach gesperrt. Bierbaum nimmt an, dass andere Nutzer sein Profil gemeldet hatten. Nach der Profilsperrung kontaktierte er mehrfach den Support der Plattform und wurde zunächst auch immer wieder freigeschaltet - bis dann ein paar Tage später die nächste Sperrung kam. "Schade eigentlich, weil ich dort echt gute Gespräche geführt habe. Irgendwann hatte ich dann aber keine Lust mehr."

Tinder sperrte Unterstützerinnen von Bernie Sanders

Marcel Rohrlack, Sprecher der Grünen Jugend München, twitterte, auf Tinder (ebenfalls eine Dating-App) sei das alles dagegen kein Problem. Ein anderer Nutzer kommentiert jedoch, die Richtlinien von Tinder würden dies verbieten. Tatsächlich sperrte Tinder im Jahr 2015 das Profil einer Schweizer Nationalrätin von den Grünen, nachdem deren Wahlkampf auf der Plattform von Nutzern gemeldet worden war. Auch Unterstützerinnen von Bernie Sanders wurden im US-Vorwahlkampf laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters von Tinder gesperrt, nachdem sie an potenzielle Dates Botschaften für ihren Kandidaten versendeten.

Andere Politiker blieben dagegen bei Tinder unbehelligt - so etwa im vergangenen Jahr bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl der SPD-Politiker Alexander Freier. Konsequent umgesetzt wird die Praxis also zumindest nicht. Daher: Viel Glück bei der Partner*innen-Suche. Stimmzettel werden aber weiterhin im Wahllokal abgegeben - vielleicht auch ein guter Ort für ein Date.

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