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Seine erste Revue. Für Jean Paul Gaultier hat sich mit der Arbeit für den Friedrichstadt-Palast ein Traum erfüllt.

© Tobias Hase/dpa

Neue Zehn-Millionen-Euro-Show The One: Kostüme von Jean Paul Gaultier für Friedrichstadt-Palast

Der Friedrichstadt-Palast ist groß in Mode – auch die nächste Show wird von einem Designer ausgestattet. Für Jean Paul Gaultier wird ein Traum in wahr

Wer kennt ihn nicht, Madonnas berühmten Kegel-BH: Entworfen hat ihn Jean Paul Gaultier, der nicht nur für die Queen of Pop schneiderte, sondern auch für jede Menge anderer Stars – von Kylie Minogue über Depeche Mode bis Beyoncé. Wobei es wohl eher für die Musiker eine Ehre gewesen sein dürfte, mit Gaultier zu arbeiten als umgekehrt. Auch Conchita Wurst schlüpfte schon in seine Kleider, wobei es in ihrem Fall eine Frage der Ehre für den französischen Designer war: Der 63-Jährige, der einst Matrosenstreifen tragbar machte, ist bekennender Fan der bärtigen Sängerin. „Ich habe 73 SMS abgeschickt“, sagte er nach der Abstimmung beim Eurovision Song Contest vor zwei Jahren, bei dem die Dragqueen mit einem glamourösen Auftritt den Sieg geholt hatte. Die große Show liegt dem französischen Designer, und demnächst ist das auch in Berlin zu erleben. Denn Gaultier stattet die neue Produktion des Friedrichstadt-Palastes aus.

Mit Netzstrumpfhose. Die Entwürfe sind schon weit gediehen.
Mit Netzstrumpfhose. Die Entwürfe sind schon weit gediehen.

© Zeichnung: Marc-Antoine Coulon

Nicht weniger als „The One Grand Show“ heißt die Produktion, die am 6. Oktober startet und eine doppelte Premiere ist. Denn Gaultier entwirft erstmals in seiner mehr als 40-jährigen Karriere Kostüme für eine Revue. Für ihn sei damit ein Traum wahr geworden, sagte der Modeschöpfer: „Ich hatte bei meiner Großmutter im Fernsehen die Premiere von Folies Bergère gesehen. Am nächsten Tag bekam ich Ärger in der Schule, weil ich die Mädchen mit Federn und Netzstrümpfen zeichnete.“ Ein Gutes hatte das aber auch: „Ich merkte, dass ich für meine Zeichnungen bewundert wurde, denn plötzlich war ich bei meinen Klassenkameraden sehr beliebt.“

Rund zehn Millionen Euro investiert der Friedrichstadt-Palast nach eigenen Angaben in die neue Show. Mehr als 100 Künstler aus 26 Nationen wirken mit, und Intendant Berndt Schmidt verspricht den Zuschauern schon mal einen „poetischen wie ekstatischen Traum“ in seinem Haus. Damit dieser wahr wird, hat er außer Gaultier auch den Showmacher Roland Welke und Emmy-Preisträger Peter Morse in sein Dream-Team geholt.

Thierry Mugler war auch schon an Bord

Während Welke bereits für die derzeit laufende Show „The Wyld“ mitverantwortlich ist (die mit Kostümen von Modeschöpfer Thierry Mugler glänzt), entwirft Morse spektakuläre Lichtdesigns. Wie Gaultier hat er mit lauter berühmten Künstlern zusammengearbeitet: unter anderem mit Michael Jackson, Barbra Streisand, Prince, Bette Midler, Christina Aguilera, Jennifer Lopez – und Kegel-BH-Trägerin Madonna. Für den Friedrichstadt-Palast gestaltet Morse „Das Licht“, eine künstliche Hauptfigur, die in der Geschichte um ein nach langem Leerstand wiedererwachtes Revue- Theater mitspielt. Dieses wird aus dem Tiefschlaf gerissen, als dort eine Underground-Party stattfand. Ein junger Partygänger erlebt dort einen Wachtraum, in dem Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen.

Star und Stripes. Auch Gaultiers Matrosen-Look wird zu sehen sein.
Star und Stripes. Auch Gaultiers Matrosen-Look wird zu sehen sein.

© Zeichnung: Marc-Antoine Coulon

Für Jean Paul Gaultier heißt das im Vorfeld, dass er etwa 500 Kostüme zu entwerfen hat. Und das braucht seine Zeit. Intendant Berndt Schmidt: „Wer jemals einen Blick in Gaultiers Terminkalender werfen konnte, weiß: Es ist eine Sensation, dass sich dieser legendäre Couturier wochenlang Zeit nimmt.“ Und der Designer ist sich seiner Verantwortung bewusst: „Die erste Revue, für die ich die Kostüme entwerfe, findet in Berlin statt. Diese Stadt hat das Kabarett der Zwanziger- jahre definiert, und der Palast ist ein Ort mit einer reichen und wechselvollen Geschichte, der sich mehr als einmal neu erfand.“ Und sagt noch bescheiden: „Ich fühle mich geschmeichelt und geehrt, dass ich Teil dieser Produktion sein darf“ — ganz Gaultier, der trotz seiner Prominenz wenig Starallüren hat.

Gaultier für die Deutsche Oper

Das allererste Mal ist es allerdings nicht, dass Gaultier für eine Berliner Bühne arbeitet: Als es 2009 eine Neuaufführung von „Schneewittchen“ an der Deutschen Oper gab, entwarf er die Kostüme fürs Staatsballett.

Tickets sind ab sofort erhältlich unter www.palast.berlin oder unter Telefon 2326 2326.

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