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Bunte Trauer. Schwulenbars sind Zufluchtsorte, sagten sie in Orlando – bis jetzt. Nach dem Attentat ist die Community vor allem eines: fassungslos.

© REUTERS

Nach Anschlag auf LGBT-Club in Orlando: Wenn der Freiraum zur tödlichen Falle wird

Angel Santiago hat überlebt, weil er sich versteckte. Dabei sollte das „Pulse“ in Orlando ein Ort sein, an dem genau das nicht nötig ist. Unsere Blendle-Empfehlung.

Angel Santiago Jr. sitzt aufrecht in einem Krankenbett, seinen Kopf an ein weißes Kissen gelehnt. Vor drei Tagen lag er in einer dreckigen Pfütze aus Blut neben einem Freund in einem Nachtclub in Orlando. Ein Club, dessen Name eigentlich Leben, nicht Tod verspricht: „Pulse“, Pulsschlag. „Ich blutete, Jeff blutete stark. Das Blut musste von ihm sein. Ich sah die Schusswunde in seiner Brust, er schwitzte und sah aus, als habe er große Schmerzen. Aber alle haben versucht, so still wie möglich zu bleiben. Keiner wollte, dass der Attentäter zurückkommt“, erzählt er.

Angel Santiago war dabei, als Omar Mateen am vergangenen Sonntag in einen Club für Schwule und Lesben 49 Menschen getötet und 53 verletzt hat, bevor er von Spezialkräften erschossen wurde. Die Tat gilt als das blutigste Massaker eines Einzeltäters in der US-Geschichte.

Durch die Tat von Omar Mateen prallen nun gleich drei der strittigsten Themen der US-amerikanischen Gesellschaft aufeinander: Terrorismus, Rechte Homosexueller und Waffengesetze. Halbautomatische Gewehre wie Omar Mateen eins benutzt hat, können Bürger in den USA als Sportwaffen kaufen.

Zwei Tage nach der Tat steht Jeff Prystajko vor dem Orange County Administration Building, wo sich in 40 Minuten der Stadtrat um Oberbürgermeisterin Teresa Jacobs trifft. Prystajko ist Vorstandsmitglied von „Come Out With Pride Orlando“, einer Organisation, die eine jährliche Pride-Parade veranstaltet und sich „für die Belange der LGBTQ+ Community einsetzt“. LGBTQ+ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer. Das Plus steht für alle anderen Formen von Sexualität. „Ich habe keinen blassen Schimmer, warum man ein Sturmgewehr besitzen sollte. Außer aus einem einzigen Grund: Wenn man jemanden töten will.“, sagt er. Überall flattern Regenbogenfahnen. Kerzen und Beileidsbekundungen liegen aus, Menschen umarmen sich.

Prystajko, Kurzhaarschnitt, Hemd in der Hose, eine Aktenmappe im Arm, fängt an zu erzählen. Von der Community, wie groß, aber wie klein sie dann doch in Orlando sei. Man kennt sich, man unterstützt sich. Nun mehr denn je. Der Zuspruch aus dem Rest der Bevölkerung sei überwältigend: „Die Aufstände von Stonewall vor 40 Jahren hätten der Welt damals nicht egaler sein können“, sagt er. Damals gingen Schwule und Lesben in der Nähe der Gay Bar Stonewall Inn in New York gegen Diskriminierung und Homophobie auf die Straße. Jährlich erinnert der Christopher Street Day daran. „Heute sehen wir, wie die ganze Welt ...

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