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Das Queer-ABC* des Queerspiegels erklärte Begriffe rund um die Geschlechter - alle Beiträge finden Sie hier.

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Das Queer-Lexikon: Was bedeutet Cisgender?

Als Cis-Mann/Cis-Frau werden diejenigen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Eine neue Folge unseres Queer-Lexikons.

Als Cisgender werden Menschen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität demjenigen Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Dies trifft auf die große Mehrheit zu. Dass es für die Mehrheit überhaupt eine Bezeichnung gibt, wird deren Mitglieder möglicherweise erstaunen. Die Mehrheit betrachtet sich ja als „Normalbevölkerung“, die keiner besonderen Bezeichnung bedarf.

An diesem Anspruch, selbst „normal“ zu sein und andere mit Begriffen als nicht normal markieren zu können, setzt die Kritik an, die erst den Begriff Cisgender hervorbrachte. Denn es ist eben nicht selbstverständlich, dass alle Menschen im Einklang mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht leben, wie die Existenz von Trans* zeigt.

Den Begriff "zissexuell" prägte Volkmar Sigusch

Um dies sichtbar zu machen, prägte Volkmar Sigusch, der langjährige Direktor des inzwischen aufgelösten Instituts für Sexualwissenschaft am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, darum 1991 den Begriff „zissexuell“ in Analogie zu „transsexuell“: Die Vorsilbe „trans“ bedeutet lateinisch „jenseits“, „darüber hinaus“, die Vorsilbe „cis“ „diesseits“.

Der Begriff Cisgender ist heute über Deutschland hinaus in genderinformierten Kreisen, besonders im akademischen Milieu, durchaus gebräuchlich und ist auch ins Oxford English Dictionary – aber noch nicht in den Duden - aufgenommen worden. Von manchen Transsexuellen und Transgender wird er auch etwas abfällig gebraucht.

Eine Unterscheidung, die kritische Fragen aufwirft

Allerdings wirft die kritische gemeinte Unterscheidung zwischen „cis“ und „trans“ selbst kritische Fragen auf. So werden mit dem binären Begriffspaar Lesben, Schwule und Bisexuelle zur Masse der genderkonformen Heterosexuellen gezählt, obwohl sie durch ihre Orientierung und oft auch durch ein nicht normkonformes Auftreten davon abweichen und dafür von der Mehrheit auch sanktioniert werden. Sind die LGB in der Kategorie „Cis“ also wirklich gut aufgehoben? Auch Intersexuelle, die unter hohem Normierungsdruck stehen, müssen sich in der Kategorie „Cis“ nicht unbedingt zu Hause fühlen.

Das gesamte Queer-Lexikon finden Sie hier. Wir ergänzen es in lockerer Folge. Das Queer-ABC erscheint auf dem Queerspiegel, dem Blog des Tagesspiegel über LGBTI-Themen. Den Queerspiegel finden Sie hier. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an: queer@tagesspiegel.de.

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