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Der Auftrag lautete aus Sicht der Bundesanwaltschaft, Ziele für mögliche Anschläge gegen israelische oder jüdische Einrichtungen sowie deren Repräsentanten auszuspähen.

© Thilo Rückeis

Prozess wegen Spionage für den Iran: Ehemaliger Wehrbeauftragter Robbe wurde massiv ausgepäht

Am Montag wurde der Prozess gegen einen Pakistaner fortgesetzt, der für den Iran spioniert haben soll. Der Angeklagte hat scheinbar auch eine Ehefrau, Kinder und Enkelkinder frei erfunden.

Der mutmaßliche Spion des Iran lächelte verlegen, als Reinhold Robbe den Gerichtssaal betrat. Treffen die Vorwürfe zu, kennt der Pakistaner die Bewegungen des 62-jährigen Zeugen ganz genau. Wochenlang soll Haider Syed M. den SPD-Politiker und damaligen Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) ausgespäht haben. Er durchforstete laut Ermittlungen das Internet und kundschaftete Orte aus, die Robbe aufsuchte. Hunderte Handy-Fotos, 32 Videos und elf Power-Point-Präsentationen soll M. gefertigt haben. Dichtung und Wahrheit entdeckte Reinhold Robbe in dem Material.

Die Anklage geht von Spionage bis ins Familiäre aus: Robbe mit seiner angeblichen Ehefrau oder Urlaubsfotos mit dem besten Freund. Er habe viele Dinge „staunend zur Kenntnis genommen“, sagte der Zeuge. Verwandte seien ihm da angedichtet worden – Ehefrau, Söhne, Enkelkinder seien „konstruierte Geschichten“. Andererseits seien zutreffend Wege von der U-Bahn oder dem Bus ins Büro beschrieben worden. Ein Bewegungsprofil?

Angeklagter soll für iranische Revolutionsgarden gearbeitet haben

Der Angeklagte, der 2012 als Student nach Deutschland gekommen war, soll spätestens im Juli 2015 begonnen haben, für eine Spezialeinheit der iranischen Revolutionsgarden zu arbeiten. Der Auftrag lautete aus Sicht der Bundesanwaltschaft, Ziele für mögliche Anschläge gegen israelische oder jüdische Einrichtungen sowie deren Repräsentanten auszuspähen. Dabei soll M. sowohl in Deutschland als auch Frankreich tätig geworden sein. Seit Juli 2016 befindet er sich in U-Haft. Vor den Richtern schweigt er bislang – „auch aus Angst“, so ein Verteidiger.

Ob er den mutmaßlichen Spitzel bemerkte? Nein, sagt Robbe. Es habe auch keinen Versuch der Einflussnahme auf seine politische Meinung gegeben. Als er hörte, dass er im Fokus des iranischen Geheimdiensts stehe, sei er aber „mehr als erstaunt“, gewesen.

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