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#reichstag - der Journalist Tin Fischer und der Informatiker David Goldwich haben eine Hashtag-Karte für Berlin erstellt.

© Britta Pedersen dpa

Projekt "Tags and the City": Berliner U-Bahn-Netz als Hashtag-Karte

Wie würden U-Bahn-Stationen heißen, wenn es nach Instagram geht? Eine Webseite zeigt Berlin aus der Perspektive der Fotoplattform.

Der Anhalter Bahnhof? Heißt eigentlich Martin-Gropius-Bau. Und den Potsdamer Platz könnte man eigentlich in "Sony Center" umbenennen. Zumindest zeigt das die Stadtansicht, die der Journalist Tin Fischer und der Informatiker David Goldwich erstellt haben. Vor zwei Jahren begannen sie, Daten der Fotoplattform Instagram zu analysieren.

Im Fokus dabei: Wo werden welche Hashtags – diese mit Raute versehenen digitalen Schlagwörter – am häufigsten verwendet? Aus den Ergebnissen basteln Fischer und Goldwich bunte Diagramme und zeichnen nach, wie Berlin im Netz aussieht. "Tags and the City" nennen sie ihr Projekt. Heraus kam zum Beispiel das: Am U-Bahnhof Warschauer Straße posten die User vor allem Partybilder aus dem "Matrix", am Ku'damm findet man die meisten Posts unter #hardrockcafe.

Aus "Französische Straße" wird "Rittersport", aus "Hallesches Tor" der "Karneval der Kulturen".
Aus "Französische Straße" wird "Rittersport", aus "Hallesches Tor" der "Karneval der Kulturen".

© #tagsandthecity

Besonders die Clubs und Bars der Stadt sind vertreten, vom #brunnen70 an der Voltastraße bis zur About-Blank-Partyreihe #homopatik am Ostkreuz – nur das Berghain fehlt, doch gegen die historischen Stadtmauern der East Side Gallery anzukommen ist auch für den bekannten Technoclub schwer, denn die meistfotografierte Sehenswürdigkeit Berlins ist eben #streetart. "Der Hashtag selbst kommt aber nicht im U-Bahn-Plan vor, weil er sich über die ganze Stadt verteilt", erklärt der Datenjournalist Tin Fischer.

"Die Idee von ‚Tags and the City‘ ist, den Stationen jene Bilder zuzuweisen, die Menschen mit ihnen verbinden." Und zu zeigen, was Berlin zu bieten hat: Von der Internationalen Funkausstellung (#ifa) bis zum Stasimuseum (#stasi) an der Magdalenenstraße. Gerne hätte Fischer die Posts von Touristen und Einheimischen getrennt analysiert, doch das übersteigt seine Möglichkeiten. Eingebettet sind die Hashtags in die Metrokarte des Architekten Jug Cerovic.#

In London, Paris, New York und San Francisco gibt es bereits Hashtag-Karten

Neben Berlin haben Tin Fischer und David Goldwich auch Hashtag-Bahnkarten für London, New York, Paris und San Francisco mit Tags wie #purelondon, #monalisa oder #ghostbusters versehen. Da kann die Hauptstadt mit #thaipark, #kadewe und #hamburgerbahnhof gut mithalten.

Fischer, der seit zehn Jahren in Moabit zu Hause ist, fühlt sich zwischen Hansaplatz (#hansaviertel), Turmstraße (#markthalle) und Bellevue (#baumkuchen) ganz wohl. Vielleicht würde die Karte heute auch anders aussehen, denn die verwendeten Daten beruhen auf Angaben von 2014.

Die Berlin-Hashtag-Karte gibt es unter www.tagsandthecity.net. Von den Projektmachern ebenfalls erschienen: "Nach dem Wochenende bin ich erst mal #krank: Was Instagram über uns verrät", 208 Seiten, Piper, 12 Euro.

Natalie Mayroth

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