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Demonstranten vor der Russischen Botschaft

© Ronja Straub

Update

Kundgebung in Berlin-Mitte: Schriftsteller demonstrieren vor Russischer Botschaft

Am Mittwochnachmittag demonstrierten Schriftsteller am Boulevard Unter den Linden gegen Putins Syrienpolitik. 50 Teilnehmer waren angekündigt, über 300 sind gekommen - die Polizei musste die Straße sperren.

Sie wollten ein Zeichen setzen gegen den entsetzlichen Bombenkrieg in Syrien und die Zerstörung der Stadt Aleppo. Mehr als 250 Schriftsteller aus über 60 Ländern haben zu einer Kundgebung vor der Russischen Botschaft aufgerufen. Seit 13 Uhr lief die Veranstaltung, zu der offenbar deutlich mehr Teilnehmer gekommen sind, als angemeldet waren. Die Polizei sprach von rund 300 Teilnehmern. Unter dem Motto "Schluss mit dem Massenmord in Aleppo!" wollten sie ihre Empörung über Russlands Syrienpolitik zum Ausdruck bringen.

Auch die Schriftstellerin Grit Poppe war vor Ort. „Ich habe schon lange auf eine Demo wie diese gewartet“, so die Potsdamer Autorin. „Endlich passiert etwas“, setzt sie nach. Direkt neben ihr standen einige Jugendliche aus Syrien. Mohammed AlMujawer und Mohammad Wanli leben in einem Wohnheim in Berlin-Lichenrade. Sie tragen die syrische Flagge über den Schultern. "Wir müssen hier stehen und protestieren", da waren sich die 20-Jährigen einig.

Auch pro-russische Demonstranten versammelten sich vor der Botschaft

Nach und nach versammelten sich auch pro-russische Demonstranten vor der Botschaft. Laut Augenzeugen lieferten sie sich Wortgefechte mit syrischen Aktivisten. Die Polizei hat sich zwischen den beiden Gruppen positioniert. Alles verlief friedlich, so Augenzeugen. Allerdings musste die Polizei die Fahrbahn Unter den Linden in Richtung Alexanderplatz sperren. Die Straße war laut Polizei ab 14.30 Uhr wieder befahrbar.

Dima Kalaji (43) und Bassam Dawood (40) waren auch auf der Demonstration. „Wir haben das Gefühl, nichts gegen die Situation tun zu können“, sagt Kalaji. Vor drei Jahren kam das Paar aus seiner Heimat Syrien nach Berlin. „Wir fragen uns, warum alle still sind, während dort so viele Menschen sterben", sagt Dawood. Mit ihrer kleinen Tochter hielten sie sich am Rand der Veranstaltung auf.

Andere, wie zum Beispiel Linda Mattes, mischten sich unter die Menschenmenge. „Befreit Syrien von Assad und Putin“ steht auf dem Plakat, das die Menschen in die Luft hielt. „Ich bin vor allem hier, weil ich Wut und Frust spüre“, sagt die 25-Jährige. „Mir reicht es nicht, auf Facebook einen Like abzugeben. Ich will vor Ort sein.“

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Zu den Unterzeichnern gehörten unter anderem der deutsch-iranische Autor Bahman Nirumand, die Literaturnobelpreisträgerinnen Herta Müller und Elfriede Jelinek, der britische Schriftsteller Ian McEwan und Peter Schneider, der in einem Beitrag für den Tagespiegel das untätige Zuschauen der Weltgemeinschaft kritisierte.

Bei der Polizei wurden zwei Kundgebungen mit 30 und 50 Teilnehmern angemeldet

Wie viele von ihnen tatsächlich zur Kundgebung vor der Botschaft Unter den Linden kommen sollten, war am Morgen unklar. Bei der Polizei wurden zwei Veranstaltungen angemeldet. Eine mit 50 Teilnehmern und eine andere ist mit 30 Personen angemeldet worden. Auf Facebook hatten bis Mittwochvormittag 125 User ihr Kommen angekündigt, weitere 370 hatten Interesse an der Veranstaltung bekundet.
Angesichts der geringen Teilnehmerzahl und des breit angelegten Mittelstreifens ging die Berliner Polizei ursprünglich nicht davon aus, dass es zu Straßensperrungen kommt. "Wenn es nicht notwendig ist, werden wir den den Verkehr nicht stoppen", sagte eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel. Sollten wider Erwarten aber doch deutlich mehr Demonstranten kommen, könne es durchaus zu kurzzeitigen Einschränkungen kommen.

Lob aus allen Fraktionen

Politiker aus allen Lagern äußerten sich erfreut über den Protest. Unionsfraktionschef Volker Kauder begrüßte die geplante Kundgebung: „Die massiven Verletzungen der Menschenrechte und des Völkerrechts im syrischen Bürgerkrieg müssen in der Öffentlichkeit noch viel stärker diskutiert werden“, sagte der CDU-Politiker dem Tagesspiegel. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann lobte ebenfalls die Demonstration: „Es ist gut, wenn sich Menschen für ein Ende des Krieges engagieren.“

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