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Ein Brummi aus Litauen parkte auf voller Breite des Radstreifens an der Kiefholzbrücke in Treptow.

© Angelo Bienek

Falschparker in Treptow-Köpenick: Wenn der Radweg-Blockierer ein Laster ist

Muss die Polizei einen Falschparker vom Radweg entfernen, wenn es ein großer Sattelschlepper ist? Ein aktueller Fall aus Treptow zeigt: Da besteht noch Klärungsbedarf.

Ein großer roter Sattelschlepper versperrte am vergangenen Donnerstag den Radstreifen an der Kiefholzbrücke in Treptow. Der Fahrer wird wohl schlafen, dachte Angelo Bienek. Die Vorhänge des Lasters aus Litauen waren zugezogen, das Fenster offen. Vielleicht hatte sich der Mann nach einer langen Fahrt aus dem Baltikum zu müde gefühlt, um einen Parkplatz zu suchen und kurzerhand auf dem Radstreifen gehalten. Ohne sich darum zu kümmern, dass es verboten ist und er dadurch Radfahrern das Leben schwer macht. Bienek lenkte sein Rad nicht um die gefährliche Situation: Der 25-Jährige aus Kreuzberg rief die Polizei. Die wimmelte ihn ab: Abschleppen sei zu teuer, hieß es. Ein einfaches Strafmandat in Höhe von 25 Euro für Falschparken auf einer Sperrfläche sollte genügen, dann stiegen die Beamten wieder in ihren Streifenwagen und ließen den ärgerlichen Radfahrer zurück.

Leider verschwand der Laster in den kommenden Tagen nicht. Der Fahrer kampierte auch nicht in seiner Kabine, das verriet ein Blick hinter die Gardinen des offenen Fensters. Die Führerkabine war leer. Unterdessen hatte auch das Ordnungsamt vorbeigeschaut und einen weiteren Strafzettel unter den Scheibenwischer geklemmt.

Kein Regelfall, kein Interesse

Das Thema erreichte den Berliner Falschparker-Aktivisten Andreas Schwiede, der sich in seiner nachdrücklichen Art dafür einsetzte, den Radstreifen frei zu räumen. Aber auch Schwiedes Telefonate und ein Besuch in Begleitung eines Kamerateams des ZDF erreichte nichts. Beim zuständigen Polizeiabschnitt 65 in Treptow habe man einfach den Hörer aufgelegt, als er einen Abschleppwagen für den Falschparker einforderte. Der Vorgang sei „kein Regelfall“ erzählte man ihm bei einem weiteren Anruf. Mit anderen Worten heißt das wohl: Bitte lassen Sie uns in Ruhe!

Überraschende Wendung

Zwischenzeitlich waren sechs Tage vergangen. Telefonate zwischen Ämtern und Aktivisten, verärgerte Tweets. Irgendwer bei der Berliner Polizei muss dann doch eine andere Linie durchgesetzt haben: Denn an diesem Montag teilte die Pressestelle überraschend mit, dass der Brummi vom zuständigen Polizeiabschnitt 65 in Treptow am 19. Juli umgesetzt worden sei. Mindestens sechs Tage behinderte das Fahrzeug also Radfahrer auf der Kiefholzbrücke. Mehr war von der Polizei nicht zu erfahren. Schwiedes Reaktion: Die Beamten scheinen nicht viel zu tun zu haben, wenn sie vier Mal zum Ort fahren und so viel Zuspruch brauchen.

Erst in der vergangenen Woche war ein anderes schweres Fahrzeug auf einem Radstreifen in Hohenschönhausen auffällig geworden: Ein Leiterwagen der Berliner Feuerwehr parkte auf einem benutzungspflichtigen Radstreifen in der Konrad-Wolf-Straße. Ein Radfahrer entdeckte die Besatzung in einem Eiscafé gegenüber.

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