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Rettung in Sicht. Alle freuen sich über den gelungenen Abschluss des Rettungsschwimmerprojektes im FEZ.

© Foto Annette Kögel

Pilotprojekt im Berliner FEZ: Geflüchtete sind jetzt Rettungsschwimmer

Zum Finale gab es ein Zertifkat: Geflüchtete aus Syrien haben ihre Rettungsschwimmer-Ausbildung im FEZ geschafft. Gesucht werden jetzt Vereine und Paten.

Einer der stolz und erfüllt wirkenden jungen Männer konnte noch nicht schwimmen, als er Deutschland übers Mittelmeer kommend im völlig überfüllten Boot erreichte. Jetzt sind insgesamt sechs Geflüchtete aus Syrien von der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuz zertifizierte Rettungsschwimmer: Am Donnerstag wurde das Pilotprojekt "Rettung in Sicht" im Kinder-, Jugend- und Familienzentrum FEZ in der Wuhlheide abgeschlossen - und auch Berlins Integrationsbeauftragter Andreas Germershausen gratulierte.

Für zwei von ihnen, Mohammad Mahmoud und Ramadan Al Zaher, gibt es sogar die Aussicht auf eine Stelle - denn Rettungsschwimmer werden von den Berliner Bäderbetrieben händeringend gesucht, hieß es bei der feierlichen Zertifikats-Übergabe. Nun müssen die Lebensretter aber noch ihre Deutschkenntnisse verbessern und auch aufenthaltsrechtliche Bürokratievorgänge lähmen teils noch den praktischen Einsatz der Männer, die laut Trainer Renè Moegelin das Prüfungssoll übererfüllten. Maher Hussein und Ahmad Hasan waren bereist in Syrien als Rettungsschwimmer tätig.

Mit Willen und Ehrgeiz

"Die von den Jungs erzielte Außenwirkung bei einigen Badegästen im FEZ ging von Ablehnung über Staunen bis hin zu begeisterter Anteilnahme", erinnert sich Moegelin an die halbmonatige Ausbildungsphase im regulären Schwimmbetrieb. Gesonderte Trainingsbahnen konnten die Männer nicht nutzen, die sind zu begehrt. "Die Rettungsschwimmer haben Ehrgeiz und Willen gezeigt und sind beste Botschafter", sagt Moegelin. Ingo Nordmann, Ausbilder vom Deutschen Roten Kreuz, fügte hinzu: "Ich habe es in den vergangenen Jahren selten erlebt, dass ich leistungsmäßig so in Grund und Boden geschwommen worden bin."

Einer der Rettungsschimmer-Schüler ist Mohammad Ezzat Mardini, früherer Trainer der syrischen Nationalmannschaft Schwimmen und Vater von Yusra Mardini. Die junge Syrerin rettete gemeinsam mit ihrer Schwester vielen Menschen das Leben, als die beiden jungen Frauen ein Billigboot, dessen Motor ausgefallen war, mit Flüchtlingen stundenlang durchs Mittelmeer bis ans rettende griechische Land zogen. Yusra Mardini nahm auch im Refugee-Team an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro teil.

Vereine und Paten gesucht

So groß das Lob und die Begeisterung im FEZ war, so sehr wünschten sich Beobachter, dass all die Empathie und all die Anstrengung nun nicht etwa im Nichts verpuffen. So würden sich alle Projektbeteiligten freuen über Anfragen von Berliner Schwimmvereinen, die die hochqualifizierten Rettungsschwimmer beispielsweise bei der Schwimmausbildung von jungen oder erwachsenen geflüchteten Nichtschwimmern in Berlin einsetzen können. Zudem werden dringend auch sportinteressierte Paten und Mentoren gesucht, die die jungen Männer beim Deutschlernen unterstützen. Laut Germershausen seien einige junge Geflüchtete zudem bereits im Bundesfreiwilligendienst in Kooperation mit dem Landessportbund aktiv, da gibt es immerhin auch ein kleines Taschengeld im Monat.

Laut Renè Moegelin könnte es für die Leistungstrainer Schwimmen in Deutschland zudem ein großes Versäumnis sein, wenn sie eine Koryphäe wie den auch englischsprachigen Mohammad Ezzat Mardini nicht im Ausbildungsbetrieb integrieren würden. Unterdessen geben die frisch gebackenen Rettungsschwimmer teils schon ehrenamtlich Schwimmkurse für geflüchtete Kinder. Als alle Sportler nach dem Pressetrubel durch die FEZ-Gänge marschierten, gab es von etlichen FEZ-Mitarbeitern Schulterklopfen und herzliche Gratulation. Das ist vielleicht eines der größten Verdienste des Projektes. Dass die Geflüchteten dort ganz normale Berliner Wasserratten sind.

Kontakt für Paten oder Schwimmvereine mit Stichwort "Rettung in Sicht" über Email: info@fez-berlin.de

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