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© Mike Wolff

Pariser Platz: Amerikaner und Berliner feiern die neue US-Botschaft

Die US-Botschaft ist zurück an ihrem angestammten Platz. Mit dem großen Festakt auf dem Pariser Platz am Freitag und einem Volksfest am Samstag feiern Amerikaner und Berliner nicht nur die transatlantische Freundschaft.

Gefeiert wird auch die Tatsache, dass mit dem Neubau eine der markantesten Kriegslücken im Stadtbild verschwindet. Das Karree am Brandenburger Tor ist komplett, der Pariser Platz nimmt endgültig wieder die Funktion ein, die er vor dem Zweiten Weltkrieg hatte: Entrée und gute Stube der Stadt zugleich zu sein.

Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) durchschnitten der frühere US-Präsident George Bush senior sowie US-Botschafter William R. Timken und seine Frau Sue Timken das Band zum Eingang des 130 Millionen Dollar teuren Neubaus direkt neben dem Brandenburger Tor. Damit kehrt die diplomatische Vertretung nach 69 Jahren an ihren alten Platz zurück. Nach Reden und einem Kulturprogramm sollte ein Feuerwerk über dem Brandenburger Tor den Abschluss der Feierlichkeiten zum 4. Juli, dem Nationalfeiertag der USA bilden.

Rund 4500 Gäste hatte die US-Botschaft für den Festakt am Freitag geladen mit dem ehemaligen Präsidenten George Bush senior und Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Spitze. Auch ehemalige Piloten der Luftbrücke, unter ihnen der legendäre Gail Hailvorsen, waren geladen. Aus Gründen der Sicherheit, aber auch, weil gar nicht so viele Gäste in den Neubau der Botschaft hineinpassen, haben die Amerikaner die wichtigsten Teile der Feier auf den Pariser Platz verlegt.Laut Polizei gab es rund um die Veranstaltung keine Zwischenfälle. Das Areal war bereits am Nachmittag weiträumig abgesperrt und von Spürhunden nach Sprengstoff durchsucht worden.

Inoffiziell begannen die Festlichkeiten, die mit dem US-Nationalfeiertag zusammenfallen, am Donnerstagabend. Eine ausgewählte Schar hochkarätiger Gäste versammelte sich in der American Academy in Wannsee. Zunächst, um den Henry-Kissinger-Preis zu verleihen (wir berichteten), aber auch, um sich auf die Eröffnung der Botschaft einzustimmen.

Als George Bush senior auf einem weißen Golfwagen davonrollte, brachen die Gäste auf dem Rasen und der Terrasse der American Academy in Applaus aus. Nach dem feierlichen Festakt mit der Verleihung des Henry Kissinger Awards an den früheren US-Präsidenten gab es einen Empfang. Anwesend war auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Der frühere US-Präsident Bush hatte ihm ausdrücklich für einen offenbar besonders netten Willkommensbrief gedankt. George Bush senior ist immerhin Ehrenbürger von Berlin, daran hat er selbst erinnert. Bush machte aus seiner Freude keinen Hehl, dass viele von den alten Mitstreitern dabei sind, Richard von Weizsäcker an der Spitze und Hans-Dietrich Genscher. Aber auch Volker Schlöndorff, John Kornblum, Klaus Schütz, DHM-Direktor Hans Ottomeyer, Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm, Antonio Puri Purini, Bernhard von der Planitz und Israels Botschafter Yoram Ben-Zeev sind gekommen. Gahl Burt, die stellvertretende Vorsitzende der American Academy hat noch einmal an das Berlin vor zwanzig Jahren erinnert. „Wenn Sie nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen wären, gäbe es das heutige wiedervereinigte Deutschland nicht“, sagt sie dem früheren US-Präsidenten. Der antwortet: „Die Deutschen lieben ihre Freiheit. Sie haben es verdient, einen Platz im Herzen Europas zu haben.“

1931 hatten die USA das alte Palais Blücher im Zentrum Berlins gekauft, das ihre neue Auslandsvertretung in Deutschland werden sollte. Noch vor dem Umzug in den 1930er Jahren brannte das Haus am Brandenburger Tor völlig aus. 1939 konnte die Adresse kurzzeitig als Botschaft genutzt werden, bevor das Gebäude im Krieg zerstört wurde. Erst nach der Wiedervereinigung konnte das im Mauerstreifen gelegene Areal wieder bebaut werden. Der Neubau im Berliner Regierungsviertel nahe dem Reichstag kostete rund 130 Millionen US- Dollar (etwa 82 Millionen Euro).

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