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Leuchten die Olympischen Ringe über Berlin?

© dpa

Olympische Spiele in Berlin: Ein Sportfest - vor allem für die Jugendlichen!

Der traditionsreiche "Berliner Sport-Club" aus Charlottenburg-Wilmersdorf sieht die Olympischen Spiele als eine große Chance. Aber der Präsident hat auch Kritik. Ein Gastbeitrag.

Ich bin für eine Olympiabewerbung von Berlin, weil mich als Vereinspräsident das Konzept des Senats überzeugt. Wir sind als Verein informiert worden, und das Konzept ist aus meiner Sicht schlüssig. Wir als Verein profitierten von einem Zuschlag des IOC, weil dann der Senat gezwungen ist, für Trainingsplätze, die bei den Olympischen Spielen benötigt werden, komplett sanieren beziehungsweise auf Vordermann bringen muss.

Diese Gelder kämen dann aus einem Topf, den es im Moment noch nicht gibt und den es ohne Olympia auch nicht geben wird. Das hat Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski ja schon klar gesagt. Und mit den Olympischen Spielen können wir den Nationen auf optimale Weise zeigen, dass wir ein guter Gastgeber sind und dass wir auch solch eine Großveranstaltung gut organisieren können.

Ich denke aber auch an die ganzen Kinder. Die werden durch Olympische Spiele vor der eigenen Haustür dazu motiviert, nicht bloß in erster Linie Fußball zu betreiben. Fußball ist ohnehin ein Selbstläufer, der benötigt keine zusätzliche Motivation. Aber es gibt viele andere Sportarten wie zum Beispiel Leichtathletik, Hockey oder Volleyball, die solch eine Unterstützung gebrauchen können. Es gibt viele Sportarten, die im Moment in Berlin nicht so populär sind, die werden, das sage ich als Vereinspräsident, durch Olympia gepusht.

Es kann ja gut sein, dass viele Kinder sagen, ich kann ja vielleicht ein Teil dieser Olympischen Spiele in Berlin werden. Wir reden ja von den Spielen 2024 oder 2028. Diese Kinder sind dann in einem Alter, in dem sie Mitglied der deutschen Olympiamannschaft sein können. Die Jugendlichen von heute betrifft das natürlich nicht mehr so sehr, für die kommen die Spiele 2024 oder 2028 zu spät. Aber immerhin: Diese Jugendlichen könnten dann als freiwillige Helfer dabei sein, das ist ja auch eine Motivation.

Rückkehr zu den "alten Spielen"

Ein ganz wichtiger Punkt ist auch, dass sich die Spiele, so, wie sie in Berlin geplant sind, wieder an den Traditionen orientieren und quasi wieder „alte Spiele“ sind. Das sind dann keine Spiele des Gigantismus, sondern das ist ein Sportfest, mit dem sich jeder wieder identifizieren kann. Das Geld wird nicht sinnlos aus dem Fenster geworfen, sondern die Sportler stehen wieder im Mittelpunkt. Das ist auch für uns als Sportverein wichtig.

Es gibt aber einen kleinen Wermutstropfen. Der IOC-Präsident Thomas Bach hat mit dem riesigen, einflussreichen Fernsehsender NBC aus den USA einen Olympiavertrag abgeschlossen. Und nach Zeitungsberichten erhält das IOC dafür 7,75 Milliarden Dollar, dann fragt man sich natürlich bei einer Bewerbung von Boston: Wer bekommt eigentlich die Spiele? Boston liegt in den USA, die NBC-Zentrale liegt in den USA, hm. Dann geht es natürlich wieder nur uns Geld. Für uns als Sportler, aber auch für uns als Vereinsmitarbeiter, die ehrenamtlich arbeiten, ist das natürlich betrüblich.

Denn wir sind natürlich davon überzeugt, dass wir die Organisation von Olympischen Spielen in Berlin beherrschen. Wir haben in Berlin sehr starke, sehr große Vereine, die hervorragend arbeiten würden. Wir Vereine haben bereits bewiesen, dass wir dazu in der Lage sind. Wir hatten 2009 die Weltmeisterschaft der Leichtathleten in der Stadt, wir richten 2018 die Europameisterschaften der Leichtathleten aus, wir haben unser Können gezeigt, und wir werden es wieder zeigen.

Jugendliche werden zum Sport motiviert

Und wenn ich in meinem Verein die Mitglieder frage: Liebe Leute, was haltet ihr denn von Olympia? Dann sind die Jugendlichen Feuer und Flamme, weil sie das Thema einfach nur von der sportlichen Seite sehen. Das sollten wir Erwachsenen genauso praktizieren. Wir sollten nicht nur den finanziellen Aspekt berücksichtigen. Wir sollten nicht bloß fragen: Was kostet dies, was kostet jenes? Für sechs Euro kann man nicht Caruso singen lassen. Wenn man sich also für Olympia entscheidet, wenn man sich für den Sport entscheidet, dann muss man auch Geld in die Hand nehmen.

Hans-Joachim Fenske
Hans-Joachim Fenske, 67, ist Präsident des Berliner Sport-Club.

© Frank Bachner

Aber so viel ist das ja gar nicht. Wir haben viele Sportstätten schon, zum Beispiel das Olympiastadion. Außerdem haben wir noch ein Pfund, mit dem wir wuchern können. In der Stadt gibt es ganz viele Sportverrückte, die auch bereit sind, ehrenamtlich zu arbeiten. Jugendliche werden zum Sport motiviert

Und als Vereinspräsident habe ich noch einen ganz besonderen Aspekt im Auge: Ich hoffe, nein, eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass durch Olympische Spiele in Berlin viele Jugendliche bereit sein werden, in den Vereinen Sport zu treiben. Und zwar in allen möglichen Sportarten.

Die Vielfalt der sportlichen Wettbewerbe ist ja der Reiz von Olympischen Spielen, diese Vielfalt ist ja die beste Werbung für einen Sportverein wie den Berliner SC, bei dem man 12 verschiedene Sportarten betreiben kann. Man muss sich ja bloß mal die olympische Kernsportart Leichtathletik anschauen. Die hat in ganz Deutschland derzeit Probleme, die Mitgliederzahlen nicht gerade berauschend. Olympia würde auch diese Sportart, die in unserem Verein eine wichtige Rolle spielt, wieder nach vorne bringen.

Der Berliner SC würde natürlich von Olympia hoffentlich auch in anderer Hinsicht profitieren. Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat die Hubertusanlage, also unser Vereinsgelände, beim Senat als potenzielle Trainingsstätte angemeldet. Wir waren ja auch Mitausrichter des ISTAF, des größten Ein-Tages-Leichtathletik-Meetings der Welt. Weltklasseathleten haben schon damals diese Sportanlage genützt, weil sie sehr ruhig und sehr idyllisch liegt und für Trainingszwecke sehr geeignet ist.   

Hans-Joachim Fenske, 67, ist Präsident des Berliner Sport-Club. Der Berliner SC war jahrelang Mit-Veranstalter des Leichtathletik-Treffens Istaf. Sein Beitrag erscheint im Rahmen der Tagesspiegel-Debatte zu Olympischen Spielen in Berlin.

Hans-Joachim Fenske

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