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Nur in jüdischen Schulen können sich jüdische Kinder völlig angstfrei zu ihrem Glauben bekennen.

© Imago

Offener Brief nach Angriff an Berliner Schule: Berliner Muslime verurteilen Antisemitismus und werben für Toleranz

Der Angriff auf einen jüdischen Schüler in Berlin-Friedenau hat für Aufsehen gesorgt. Muslime wollen nun gemeinsam mit jüdischen Vertretern an der Schule für Toleranz eintreten.

Nach einem antisemitischen Vorfall an einer Schule in Friedenau vor rund einem Monat haben nun zwölf muslimische Vereine aus Berlin und sechs Imame einen offenen Brief verfasst. Darin verurteilen sie „die Diskriminierung und Ausgrenzung von jüdischen Mitschülern“. "Dies lässt sich nach unserer Überzeugung nicht mit dem islamischen Glauben rechtfertigen“, heißt es in dem Schreiben. Zudem bieten die Initiatoren – darunter die Islamische Föderation, der Zentralrat der Muslime in Deutschland und der bekannte Imam Ferid Heider – betroffenen Schulen an, sie im Rahmen des Projektes „meet2respect“ gemeinsam mit jüdischen Vertretern zu besuchen.

"Meet2respect" ist schon länger an Berliner Schulen unterwegs, um für ein besseres Verständnis zwischen Muslimen und Juden zu werben. Bereits im Sommer 2016 hatte das Projekt eine "Grundsatzerklärung zum friedlichen Zusammenleben" verfasst.

Wie berichtet, hatten muslimische Mitschüler an der Friedenauer Gemeinschaftsschule einen jüdischen Jungen beleidigt und geschlagen. Der Fall hatte für viel Aufsehen gesorgt, zumal die Schule Mitglied im Netzwerk "Schulen ohne Rassismus" ist. Antisemitische Äußerungen von muslimischer Seite sind an Berliner Schulen im Übrigen kein Einzelfall.

"Nicht mit dem islamischen Glauben zu rechtfertigen"

In dem Brief heißt es daher: "Mit Entsetzen haben wir den Medien entnehmen müssen, dass Schüler*innen jüdischen Glaubens aufgrund ihrer Religion von muslimischen Mitschüler*innen gehänselt, beschimpft und bedroht wurden und werden. Wir verurteilen dies sehr und appellieren an alle, die sich als muslimisch betrachten, sich auch unserem Glauben würdig zu verhalten." Die Diskriminierung von Andersgläubigen lasse sich "nach unserer Überzeugung nicht mit dem islamischen Glauben rechtfertigen". Als Beleg zitieren die Verfasser des Briefes eine Textstelle aus dem Koran, die sie folgendermaßen übersetzen: „O ihr Menschen! Ich erschuf euch als Mann und Frau und machte euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennen lernt".

"Meet2respect" wirbt für Verständigung

Als Absender des Briefes werden neben Heider die Imame M. Taha Sabri, Abdel Aziz Khoudari, Khedr Ibrahim, Khaled Sedeeq und Murat Gül genannt sowie die Vereine Insann, Interkulturelles Zentrum für Dialog und Bildung, Islamisches Jugendzentrum, Deutschsprachiger Muslimkreis, Arresalah Moschee, Initiative Berliner Muslime, Rat Berliner Muslime, Islamisches Erziehungs- und Kulturzentrum, die Neuköllner Begegnungsstätte und das Teiba Kulturzentrum.

Antisemitismus ist unter muslimischen Jugendlichen ein verbreitetes Phänomen. Das Projekt "meet2respect" wurde schon 2012 gegründet, um für Toleranz zu werben - etwa indem durch konkretes Kennenlernen in Schulklassen und durch das demonstrative gemeinsamen Auftreten eines jüdischen und eines muslimischen Erwachsenen - auch Geistlichen - Vorurteile bekämpft werden.

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