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Zwei Obdachlose im Kleinen Tiergarten.

© imago/epd

Obdachlosigkeit: Berlin bekommt das Elend nicht in den Griff

Dass günstige Wohnungen fehlen, ist längst bekannt, getan wurde nicht viel. Inzwischen führt das zu Verelendungserscheinungen bei den Bitterarmen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Barbara John

Obdachlose verspeisten Schwäne im Tiergarten, das meldeten Berliner Medien kürzlich und machten auf eine dramatische Verelendung aufmerksam: Immer mehr Obdachlose, darunter auch Kinder, leben auf der Straße, trotz eines umfassenden Hilfesystems für wohnungs- und obdachlose Personen mit etwa 7000 Heimplätzen.

Zuständig und verantwortlich für die Unterbringung sind die Bezirke, nicht der Senat. Von November bis März gibt es zusätzliche Plätze im Rahmen der Berliner Kältehilfe. Für diesen Winter wurde deren Zahl gerade auf 800 Plätze erhöht, der neue Senat will die Zahl auf 1000 ausweiten. Das ist gut gedacht. Doch inzwischen macht sich eine Obdachlosenrealität breit, der die Stadt nicht mehr gewachsen ist.

Die Gründe sind vielfältig. Aus vielen osteuropäischen EU- Staaten, wie Polen, Bulgarien, Ungarn, der Slowakei, kommen Arbeitssuchende nach Berlin, oft mit ihren Familien. Sie halten sich hier legal auf, sind aber nicht berechtigt, soziale Leistungen zu erhalten. Was die Ämter ihnen anbieten, ist eine Rückfahrkarte für den Reisebus. Doch viele bleiben, denn mit Kleiderkammern, Suppenküchen, medizinischen Hilfen lässt sich in Parks oder auf der Straße überleben. Auch im Winter?

Auch Flüchtlinge leben in Obdachlosenheimen

Für die anspruchsberechtigten Berliner Obdachlosen sind inzwischen auch anerkannte Flüchtlinge ungewollt zur Konkurrenz geworden. Wenn die ihre Notunterkünfte verlassen müssen und keine Wohnung finden, bringt man sie in Obdachlosenwohnheimen unter. Jeder vierte Platz soll so besetzt sein.

Alle wissen, dass keine Stadt, erst recht keine Metropole, Obdachlosigkeit verhindern oder beseitigen kann. Darum geht es nicht. Aber das Berliner Hilfesystem ist nicht auf der Höhe der Zeit. Seit Langem schon hält es nicht mehr Schritt mit neuen Problemen wie wachsender Wohnungsnot, dem starken Zuzug von EU-Ausländern, der Unterbringung von Flüchtlingen. Noch nie wurden überhaupt verlässliche Zahlen über die Gruppe der Wohnungslosen erhoben. Und die zuständigen Bezirke sind alleine nicht in der Lage, es besser zu machen. Sie können die Campierenden verscheuchen, den Müll einsammeln und die Schwäne umsiedeln. Aber ist das eine wirksame Strategie gegen Obdachlosigkeit?

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