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Bis hier ein neues Stadtquartier entstanden ist, dürfte noch etwas Zeit ins Land ziehen.

© promo

Neues Stadtquartier: Am Pankower Tor geht es langsam voran

Die Baupläne sind Jahren Streitthema. Doch jetzt "ziehen alle an einem Strang", verspricht Pankows grüner Baustadtrat Vollrad Kuhn.

Der Verein „Für Pankow“ hat schon mal den Grundstein gelegt für eines der größten Bauvorhaben Berlins. Symbolisch. Aus Protest gegen die „Blockaden“ in der Verwaltung, die das „Pankower Tor“ seit Jahren ausbremsen.

2009 hat der Möbelhändler Kurt Krieger die rund 40 Hektar von einer Bahn-Tochter gekauft, um neue Möbelmärkte zu bauen, einen Stadtpark, ein Einkaufszentrum und ein paar Hundert Wohnungen. Doch wie das alles auf die 40 Hektar verteilt und mit der restliche Stadt sinnvoll verbunden werden kann, darüber streiten sich seitdem Bezirk, Senatsverwaltung, Investor und etliche Gutachter.

Das Problem: Seit 2009 verändern sich jedes Jahr die Pankower Rahmendaten. Der Bezirk wächst berlinweit am schnellsten. Es fehlen Wohnungen, Schulplätze und Verkehrsmittel. Zweites Problem: Alle fünf Jahre gibt es eine neue Senatskoalition, auf Rot-Rot folgte Rot-Schwarz, dann Rot-Rot-Grün.

Rot-Rot-Grün ließ Kompromisspaket platzen

Gegen Ende von Rot-Schwarz, im Sommer 2016, war ein fertiges Kompromisspaket geschnürt. Die Verkehrsplaner des Senats verzichteten auf eine neue Ost-West-Straße, die den zusätzlichen Verkehr aus dem Neubaugebiet aufnehmen sollte und segneten ein 30 000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum ab, das der Bezirk haben möchte. Im Gegenzug ließ Krieger einen acht Hektar großen Park sausen, in dem er sich und den Berliner Bezirken ein Denkmal setzen wollte, und verdoppelte die Zahl der Wohnungen von 500 auf 1000.

Statt einer Straße sollte eine Tram in Ost-West-Richtung zwischen S-Bahnhof Pankow und Heinersdorf verkehren. Alle waren erleichtert, nur wagte niemand, den fertig ausverhandelten städtebaulichen Vertrag zu unterschreiben. Schließlich standen Wahlen ins Haus.

Rot-Rot-Grün ließ den Kompromiss denn auch platzen und gab neue Gutachten in Auftrag. Besonders den Grünen ist das Einkaufszentrum zu groß, und die Möbelmarktwürfel von Höffner und Co. mit ihren Parkplätzen halten sie für eine Verschandelung der Stadt. „Die Bedeutung des Quartiers hat sich gewandelt“, sagt der Bauexperte der Grünen, Andreas Otto. Man sollte die Diskussion über das Gebiet „neu aufstellen.“

Braucht der Norden ein weiteres Einkaufs-Center?

Das ist auch die Forderung von Helmut Jagdfeld, Geschäftsführer der DI-Gruppe, die das nahegelegene Rathaus-Center betreibt. Kriegers Pläne folgten einer völlig überholten Philosophie aus den 1960er Jahren. Auch andere Einkaufs-Center im Umfeld, am Gesundbrunnen und an der Schönhauser Allee, würden in Bedrängnis geraten, wenn ein weiteres hinzukommt. Die meisten Bezirkspolitiker sind jedoch der Ansicht, das wachsende Pankow mit seinen gut situierten Neubürgern könne ein weiteres Center vertragen.

Das Haus von Bausenatorin Katrin Lompscher wünscht sich ein „offenes Center aus mehreren nutzungsflexiblen Baukörpern“ statt einer „großen, introvertierten und baulich geschlossenen Mall“. Zudem müssten Leerstand und Verdrängung des Einzelhandels im Umfeld vermieden werden.

Viele offene Fragen

Auch die Verkehrsbelastung des Umfeldes sollte berücksichtigt werden. Ein weiteres Gutachten wurde in Auftrag gegeben, bezahlt von Kurt Krieger, außerdem ein „städtebauliches Leitbild“, um Gebäudehöhen, Grünflächen und Sichtbeziehungen festzulegen. Die Tram soll kommen, aber natürlich muss erst mal eine Trasse festgelegt werden. Für die geplanten Schulen – eine Grundschule im Westen, eine weiterführende im Osten – laufen Machbarkeitsstudien.

Ein Projektsteuerer wurde beauftragt, um die vielen Planungen aufeinander abzustimmen. Bis Ende dieses Jahres soll ein neuer Kompromiss zwischen den beteiligten Senatsverwaltungen und dem Bezirksamt geschnürt sein, verspricht Pankows grüner Baustadtrat Vollrad Kuhn. „Alle ziehen jetzt an einem Strang.“

Bei einem Gespräch zwischen Senatorin Katrin Lompscher und Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (beide Linke) soll die „grundsätzliche Übereinkunft“ besiegelt werden. Dabei könnte herauskommen, deutet Kuhn an, dass die Zahl der Wohnungen „noch ein bisschen nach oben gehen kann“.

Ob Investor Krieger an dem Gespräch teilnehmen wird, ist unklar. Er will sich nicht mehr öffentlich äußern, verweist in allen Fragen auf das Bezirksamt. Kurt Krieger kennt Berlin und weiß, dass man hier für Bauvorhaben einen langen Atem braucht.

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