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Rettungskräfte untersuchen am 20.11.2017 in Berlin die Trümmer des eingestürzten Hauses.

© dpa/Maurizio Gambarini

Nach Hauseinsturz in Berlin-Staaken: Ermittler schließen Erdgasexplosion mittlerweile aus

Warum stürzte am Montagabend in Spandau ein Haus ein? Der erste Verdacht bestätigte sich nicht. Nun verfolgt die Polizei zwei andere Spuren.

Zwei schwarz-blaue Winterhandschuhe hängen im Gebüsch. In der Einfahrt des Nachbarhauses liegen die Reste eines weinroten Fensterrahmens. Wo bis gestern Abend ein Einfamilienhaus stand, ist heute ein Trümmerfeld. Das Gebäude ist komplett in sich zusammengesackt, kein Stein steht mehr auf dem anderen. Auch der BMW in der Einfahrt ist von Trümmern bedeckt.

Die Ursache für die Explosion im Spandauer Ortsteil Staaken ist jedoch weiterhin unklar. Bis nach Mitternacht war die Feuerwehr mit 75 Einsatzkräften, mehreren Löschfahrzeugen und Rettungswagen sowie Rettungshunden am Unglücksort. Seit den Morgenstunden suchten Brandexperten der Polizei nach der Ursache für das Unglück. „Die Ermittler stehen jetzt erstmal vor einem im wahrsten Sinne des Wortes riesigen Trümmerhaufen“, sagte eine Polizeisprecherin.

Eine Erdgasexplosion, wie anfangs vermutet, schließen die Behörden mittlerweile aber aus. Laut der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg, die in dem Gebiet für die Versorgung mit Erdgas zuständig ist, sei das Haus als einziges in der Straße nicht an das Gasnetz angeschlossen gewesen. Mitarbeiter des Unternehmens, die noch am Abend der Explosion vor Ort gewesen waren, konnten auch in der Umgebungsluft kein Erdgas nachweisen. Wie die "B.Z." berichtet, könnte allerdings eine im Haus gelagerte Gasflasche das Unglück ausgelöst haben.

Nach Informationen des Tagesspiegels geht die Polizei außerdem zwei anderen Spuren nach. Auf dem Dach des Hauses sei eine Photovoltaik-Anlage installiert gewesen. Diese Anlagen erzeugen elektrische Energie aus Sonnenlicht. Für die Speicherung der Energie werden normalerweise Batteriespeichersysteme genutzt. Ob solch eine Batterie die Explosion verursacht haben könnte, werde jetzt geprüft. Auch die Wärmepumpe, über die die Familie die Energie für die Fußbodenheizung bezogen haben soll, stehe im Fokus der Ermittler von der Brandkommission.

„Ich habe geweint vor Angst“

Die Explosion hatte das Haus am Montagabend gegen 20.45 Uhr zerstört. Nach Polizeiangaben befanden sich zu dem Zeitpunkt vier Personen darin. Ein siebenjähriger Junge konnte sich selbst in Sicherheit bringen, die Eltern und ein fünfjähriger Junge mussten von der Feuerwehr aus den Trümmern gerettet werden. Das jüngere der beiden Kinder erlitt lebensgefährliche Verletzungen und befand sich laut Berliner Feuerwehr am Dienstag weiterhin in Behandlung. Zu seinem Zustand machten weder Polizei noch Feuerwehr weitere Angaben.

Am Morgen nach der Explosion ist den meisten Anwohnern der Schock noch anzusehen. Während Polizei und Technisches Hilfswerk mit schwerem Gerät anrücken, um den Schutt vom Grundstück zu räumen, hat sich vor dem Absperrband eine Menschentraube gebildet. Vittorio Salvatore wohnt drei Häuser weiter. Er war einer der ersten, die nach der Explosion vor Ort waren. „Das ganze Haus hat gewackelt“, erinnert sich der 60-Jährige. „Ich habe geweint vor Angst“, sagt Salvatore.

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