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"Starkes Berlin" - der Slogan brachte dem damaligen CDU-Spitzenkandidaten Frank Henkel bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2016 nicht viel.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dp

Nach der Wahl: CDU-Retter Frank Henkel? Das war einmal

Frank Henkel war mal der starke Mann in der Berliner CDU, holte sie aus der Versenkung. Dann ging es bergab – nun geht das Private vor.

Von Ronja Ringelstein

Er hat das Bild jetzt ausgetauscht. Da, wo bis Dienstag noch „Frank Henkel für Sie in den Bundestag“ stand, steht nun, seit ein paar Stunden, „Frank Henkel, MdA. Ihr Abgeordneter für Mitte“. Es ist sein neues Titelbild auf Facebook. Frank Henkel, 53-jährig, hat einiges hinter sich. Er ist der Ehemalige der Berliner CDU. Ehemaliger Innensenator, ehemaliger Parteivorsitzender, ehemaliger Kreischef in Mitte und nun ehemaliger Direktkandidat in dem Bezirk für die Bundestagswahl. „MdA“ steht für Mitglied des Abgeordnetenhauses. Das ist er noch.

Auch das Profilbild auf Facebook wechselte er aus: schwarz-weiß, Rollkragenstrickpullover. Es wirkt privat. Politisch? War es ein langer Sinkflug. Aber Henkel wäre nicht Henkel, wenn er das nicht mit seiner Berliner Schnauze-Art weglachen würde, es zumindest versucht.

„Fragen Se mich jetz’, wat ick morgen mache, oder wat?“

Es ist der Wahlabend, der CDU-Politiker wird das Direktmandat nicht gewinnen, das zeichnet sich früh ab. Ein Anruf bei ihm und die Frage, was er als Nächstes vorhat? „Fragen Se mich jetz’, wat ick morgen mache, oder wat?“, berlinert Henkel gewitzt zurück. Es schockt ihn nicht, er hat es kommen sehen. Der Bezirk Mitte, Wahlkreis 75, sei eben schwierig und nicht gerade „christdemokratisches Kernland“. Aber schwieriger war es schon lange.

Als noch der rot-rote Senat unter Klaus Wowereit Berlin regierte, wurde Henkel vom innenpolitischen Sprecher 2008 zum Fraktions- und Parteichef. Er war „der starke Mann“, der die Berliner CDU retten sollte. Da war er bereits drei Jahre parlamentarischer Geschäftsführer und Kreischef der CDU Mitte, war beliebt bei der Basis und schaffte es, die CDU 2011 wieder in die Regierung zu bringen. Sein Verdienst. Klaus Wowereit bescheinigte ihm Authentizität. Aber die Zustimmung, auch in den eigenen Reihen, sank.

Henkel war mal "Law and Order"-Mann, als Senator sollte er liefern

So war das damals, 2008, Frank Henkel als neuer CDU-Fraktionsvorsitzender, hier mit Monika Grütters.
So war das damals, 2008, Frank Henkel als neuer CDU-Fraktionsvorsitzender, hier mit Monika Grütters.

© Wolfgang Kumm dpa/lbn

Während er als Oppositionsführer den „Law and Order“-Mann geben konnte, war er als Innensenator am Zug. Verlor Machtkämpfe, wurde beim Debakel um den von Flüchtlingen besetzten Oranienplatz 2013 von Wowereit düpiert, bewirkte mit seiner „Null Toleranz“-Parole im Görlitzer Park nicht viel gegen die Drogenkriminalität und blamierte sich mit einer Räumung in der Rigaer Straße, die sich als rechtswidrig herausstellte. Als er dann als Spitzenkandidat für die Berlinwahl 2016 Regierender Bürgermeister werden wollte, glaubten selbst Parteifreunde nicht an den Sieg. Dann kamen auch noch Sexismus-Vorwürfe hinzu. Einen Listenplatz für die Bundestagswahl bekam Henkel nicht. Und nun auch kein Direktmandat.

Im November kommt das zweite Kind - ein Neuanfang

„Natürlich bin ich enttäuscht“, sagt er. Aber er wolle sich jetzt voll auf seine Arbeit im Wahlkreis und im Abgeordnetenhaus konzentrieren. Auf die Frage, ob es jetzt genug sei mit der Politik, lacht er nur wieder. Und wenn er Angebote hätte, das wäre doch privat, sagt er. Ein klares Nein gibt es nicht.

Das Profilbild im Rollkragenpulli hatte er schon einmal. 2010, als es bergauf ging. Es könnte für einen Neuanfang stehen, auch einen privaten. Am Tag nach dem Wahlabend war der Privatmann Henkel übrigens gut gelaunt beim Arzt mit seiner Frau. Im November kommt das zweite Kind.

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