zum Hauptinhalt
Das ist ein Überfall. Die Mücken vermehren sich wie seit Jahren nicht mehr.

© picture-alliance/ dpa

Mückenplage in Berlin und Brandenburg: Ein Summen und Stechen

Berlin und Brandenburg erleben eine Mückenplage wie seit Jahren nicht. Viel spricht dafür, dass sie eine Weile anhält.

Zurzeit juckt es selbst jene, die sonst wenig juckt: Berlin und das Umland erleben die größte Mückenplage seit Jahren. Ungewöhnlich ist vor allem, dass es auch in der Innenstadt an allen Ecken schwirrt und sticht. Aber der Ärger war absehbar.

Mücken entwickeln sich aus Larven, die in Gewässern leben. Wobei nach Mückenmaßstäben auch ein vollgelaufener Blumenuntersetzer, eine Pfütze oder Gießkanne genügt. All diese Gefäße waren gefüllt nach dem Rekordregen Ende Juni – selbst in der City, deren Parks in den vergangenen Sommern staubtrocken und deshalb weitgehend mückenfrei waren. Und: Es war tagsüber praktisch durchweg über 20 Grad warm und auch abends mild, was die Mücken in Hochform bringt. Auch der Wind wehte meist nur schwach, was Ausflüge der Mücken erleichterte.

Mücken sehen den Menschen im Dunkeln am besten

„Fünf Tage braucht die Larve, und nach zwei Wochen kann die Mücke stechen“, sagt Derk Ehlert, Wildtierexperte beim Senat. Mücken seien vorwiegend in der Dämmerung aktiv. Wenn die Sonne untergegangen ist, finden sie die Menschen am besten: Sie sehen uns gewissermaßen als Infrarotbild, dessen Wärme dann ohne Sonnenlicht umso heller strahlt. Deshalb fliegen sie durchaus auch – anders als manchmal behauptet – zu Lichtquellen, weil die in aller Regel auch (oder im Fall der guten alten Glühlampe: hauptsächlich) Wärme abstrahlen.

Das Märchen vom "süßen Blut"

Wenn sie erst mal da sind, gibt es fast kein Entrinnen – für niemanden. „Das mit dem süßen Blut ist nur ein altes Gerücht“, heißt es im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg (Kreis Märkisch-Oderland), das auch den „Mückenatlas“ herausgibt. Mücken orientierten sich am höchstpersönlichen olfaktorischen Gesamtpaket aus CO2 und Körperausdünstungen einschließlich dem Geruch von Kosmetika.

Da das ausgeatmete Kohlendioxid der stärkste Lockstoff sei, gebe es außer einem sicheren Ort hinterm Fliegengitter praktisch keine Zuflucht.

Wie sich die Mückenschwärme weiter entwickeln, hängt wegen ihres kurzen Lebenszyklus maßgeblich vom Wetter der nächsten Zeit ab. Und das verheißt wenig Gutes: Schon am Wochenende soll es teils kräftige Regengüsse geben, und Mitte nächster Woche ist sogar wieder kräftiger Landregen in Sicht. Dabei wird es nicht allzu kalt, sodass die Mücken zu neuen Höhenflügen getrieben werden könnten. Immerhin sind nach Auskunft von Ehlert die eher beißenden als stechenden Kriebelmücken in der Stadt recht selten. Die Bissstellen schwellen bei vielen Menschen an – und jucken stärker als ein Wald-und-Wiesen-Mückenstich.

Zur Startseite