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Der Angeklagte muss sich vor dem Berliner Landgericht verantworten.

© Soeren Stache/dpa

Mordprozess in Berlin: Schwangere Frau erstochen: Lebenslang oder Freispruch?

Mit acht Stichen hat er seine schwangere Ex-Freundin erstochen. Die Verteidigung fordert Freispruch. Am Donnerstag wird das Urteil in dem Mordprozess erwartet.

Die schwangere Frau hatte aus Sicht des Anklägers keine Chance: Geplant und mit "absolutem Vernichtungswillen" habe ihr Ex-Freund und Vater ihres Kindes auf die Lehrerin eingestochen. Acht wuchtige Stiche, heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen. Der Staatsanwalt forderte lebenslange Haft gegen Merwan B. wegen Mordes und Schwangerschaftsabbruchs. Die Verteidiger aber sprachen von Stichen aus "Angst um sein Leben". Sie forderten Freispruch. Das Landgericht will das Urteil Donnerstag verkünden.

Der 29-jährige B., ein aus Tunesien stammender Asylbewerber, soll sich am 10. Juni vor der Wohnung seiner 35-jährigen Ex-Freundin in Schöneberg auf die Lauer gelegt haben – bewaffnet mit einem Messer. "Weil er nicht ertragen konnte, dass sie sein Kind alleine großzieht", so der Ankläger. Als die Lehrerin die Tür öffnete, habe er sie zurück in ihre Wohnung gedrängt, "abgeschlachtet". Nach Stichen in den Oberkörper verblutete sie am Tatort.

Eltern des Opfer fordern Höchststrafe

Die Staatsanwaltschaft beantragte auch die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Eine Haftentlassung nach 15 Jahren auf Bewährung wäre damit ausgeschlossen. "Er hat zwei Leben ausgelöscht", begründete der Ankläger. Auf Höchststrafe plädierten auch die Anwälte der Eltern der Getöteten. Merwan B., voll schuldfähig und überdurchschnittlich intelligent, habe die Tat "von langer Hand geplant".

Die Verteidiger widersprachen: "Das Kind wäre ein Garant dafür gewesen, dass er nicht abgeschoben worden wäre." B. habe der Lehrerin als Symbol seiner Gewaltfreiheit das Messer gegeben. Als sie plötzlich schrie, habe er ihr das Messer abnehmen wollen. "Dann setzt die Erinnerung aus."

Kerstin Gehrke

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