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Nichts geht mehr am Anhalter Bahnhof. Mal wieder, muss man hier sagen. Und wir sollten es wissen: Die Rolltreppe führt hoch zum Tagesspiegel-Haus.

© Doris Spiekermann-Klaas

Monatelanges Treppensteigen: Rolltreppen in Berlin rollen nicht

In Berlin funktionieren die Rolltreppen häufig nicht. Wir zeigen Ihnen, wo der Rekord im Stillstand aufgestellt wurde und wo die meisten Rolltreppen ruhen. Und was sagt eigentlich die BVG zu der Sache?

Sie steht seit Tagen – die Rolltreppe im U-Bahnhof Brandenburger Tor zum Ausgang Pariser Platz. Getriebeschaden. Einen Termin zur Wiederinbetriebnahme gibt es nicht. Und auch die fahrende Treppe am Anhalter Bahnhof zur Bernburger Straße bewegt sich seit Tagen nicht mehr. Bereits 2013 hatte sie mehr als ein halbes Jahr Pause gemacht. Keine Ausnahmen.

MEHR ALS ZWEI MONATE

Treppen steigen oder mit dem Aufzug fahren mussten Fahrgäste im Jahr 2013 in den U-Bahnhöfen Turmstraße, wo gleich zwei Rolltreppen mehr als zwei Monate außer Betrieb waren, sowie in den Bahnhöfen Pankow und Osloer Straße. Dies teilte die Senatsverkehrsverwaltung jetzt auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Ole Kreins mit, der sich nach den Ausfällen von Rolltreppen bei der BVG in den Jahren 2012 und 2013 erkundigt hatte. Die BVG begründet die lange Ruhezeit der Rolltreppen mit „notwendigen Instandhaltungsarbeiten. Diese seien sehr arbeitsaufwendig. Zudem könnten „kostenintensive Ersatzteile“ aus wirtschaftlichen Gründen weder bei der BVG noch bei den Lieferanten vorgehalten werden. Besonders bei älteren Anlagen führe dies zu langen Lieferzeiten, weil die Teile erst auf Bestellung hergestellt würden.

MEHR ALS EINEN MONAT

Rolltreppen mit einem Stillstand von mehr als einem Monat gab es demnach 2013 in den U-Bahnhöfen Altstadt Spandau mit zwei Anlagen sowie in den Stationen Blissestraße (U 7), Brandenburger Tor (U 55), Kurt-Schumacher-Platz (U 6), Prinzenstraße (U 1), Schloßstraße (U 9), Wittenau (U 8) und Zoologischer Garten (U 2/U 9). Auch hier nennt die BVG als Grund Instandhaltung.

REKORD

Den längsten Ausfall dürfte es am Bahnhof Rathaus Steglitz (U 9) geben. Dort regt sich eine Treppe schon jahrelang nicht mehr. Sie soll erst repariert werden, wenn die Station grundlegend saniert wird. Vielleicht beginnen die Arbeiten im nächsten Jahr. Wie eine gefühlte Ewigkeit waren empfundene Stillstandszeiten in diesem Jahr auch auf den U-Bahnhöfen Alt-Tegel (U 6), Blaschkoallee (U 7), Kaiserin-Augusta-Straße (U 6) und Wedding (U 6).

VORGABEN

Nach dem mit dem Land abgeschlossenen Verkehrsvertrag muss bei der BVG aufs Jahr gerechnet eine „Betriebsfähigkeit“ von 95 Prozent erreicht werden. Diese Quote sei 2012 und 2013 erfüllt worden, teilte die Verwaltung mit. Bei Aufzügen lag die Quote im Jahr 2012 bei 98,1 Prozent – und 2013 bei 97,9 Prozent. Bei den Rolltreppen waren 2012 demnach 96,8 Prozent verfügbar, 2013 waren es 97,2 Prozent. Grundsätzlich dürfen Rolltreppen nicht länger als vier Monate still stehen, Aufzüge sogar nur zwei.

INFORMATION

Ausfälle von Rolltreppen meldet nur die S-Bahn auf ihrer Internetseite. Die BVG beschränkt sich auf defekte Aufzüge. Am Donnerstag waren für die S-Bahnhöfe Bornholmer Straße, Friedrichstraße, Gesundbrunnen und Pankow Ausfälle von Rolltreppen angegeben. Defekte Aufzüge gab’s in den Stationen Bergfelde, Beusselstraße, Bornholmer Straße, Bundesplatz, Griebnitzsee, Hoppegarten, Königs Wusterhausen, Lichterfelde Ost, Westend und Zehlendorf. Wegen einer Modernisierung waren bei der BVG Aufzüge auf den Stationen Bülowstraße, Kochstraße, Krumme Lanke und Rudow außer Betrieb; wegen Störungen waren sie in den Bahnhöfen Fehrbelliner Platz, Gesundbrunnen, Hauptbahnhof, Lipschitzallee, Ruhleben, Südstern und Tempelhof ausgefallen.

AUSSTATTUNG

Derzeit sind 94 der 173 U-Bahnhöfe mit Fahrtreppen und 89 mit Aufzügen ausgestattet. Bei der S-Bahn haben von 166 Bahnhöfen 38 Stationen Fahrtreppen und in 104 sind Aufzüge eingebaut. Nur Aufzüge und Rampen werden als barrierefrei eingestuft. Rolltreppen dagegen gelten lediglich als Komfortverbesserung. Vielleicht stehen sie deshalb so häufig so lang still.

Im besten Fall ist ein Aufzug der U-Bahn nach vier Jahren fertig. Manchmal dauert es aber bis zu zehn Jahre. Warum das so ist, lesen Sie hier - und erfahren außerdem mehr über die Geschichte eines ganz konkreten Bahnhofs.

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