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Bitte reindrängeln. Die Regionalexpresslinien haben die Grenzen der Kapazität längst erreicht, besonders im Berufsverkehr.

© C. Koserowsky/Imago

Mobilitätskonferenz in Potsdam: Weiter Strapazen für Pendler zwischen Berlin und Brandenburg

Die Politik bereitet Bahnpendler darauf vor, dass es eng bleiben wird in den Regionalzügen. Erst in fünf bis sieben Jahren könnte sich etwas ändern.

Für die rund 280.000 Pendler bleibt es in Berlin und Brandenburg noch einige Jahre strapaziös, überfüllte Züge werden weiter zum Alltag gehören. Das war die Botschaft der ersten Mobilitätskonferenz der beiden Bundesländer, die am Montag in Potsdam stattfand und nun einmal jährlich wiederholt werden soll. Und zwar, weil der Druck aus der Bevölkerung wächst, das Thema auf der Agenda der beiden Regierungen oben steht – was vor wenigen Jahren noch anders war.

Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) formulierte es so: „Wir werden noch eine Durststrecke von fünf bis sieben Jahren haben. Aber dann sehen wir Licht am Ende des Tunnels. Dann wird es besser.“ Ja, in den vergangenen Jahren habe die Verkehrsinfrastruktur nicht Schritt gehalten. „Wir haben erheblichen Nachholbedarf.“ Es gehe um dichtere Takte, längere Züge. „Wir müssen schnell sein.“

Die realen Möglichkeiten seien begrenzt

Aber das ist schwierig. Denn die realen Möglichkeiten sind nach Worten von Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) begrenzt: „Alle sagen: Umsetzung möglichst sofort. Wir brauchen es gleich. Aber das wird nicht gehen.“ Und dies liege weniger am Geld als vor allem daran, dass die dafür nötigen Fahrzeuge Mangelware auf dem deutschen Markt seien. Trotzdem versuche man auch kurzfristig, versicherten beide Politikerinnen, den einen oder anderen Engpass zu lindern. Man hält also Ausschau, ob irgendwo – notfalls ausrangierte Züge – geordert werden können. Vielleicht klappe das zum Fahrplanwechsel 2018.

Ab 2021 soll der RE 1 dreimal stündlich fahren

Mit der laufenden Neu-Ausschreibung des Elbe-Spree-Bahnnetzes soll es ab 2022 einen qualitativen Sprung geben. Nicht nur, weil dann in allen Zügen freies Wlan garantiert sein soll. Das Netz sei immerhin ein „Herzstück“, mit zwei Dritteln der Verkehrsleistungen, sagte Susanne Henckel, die Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Zu diesem Netz gehören 17 Regionalexpress- und Regionalbahnlinien, darunter auch der meist rappelvolle RE 1 zwischen Magdeburg über Berlin nach Frankfurt (Oder), der ab 2021 dann drei Mal statt bisher zwei Mal stündlich fahren soll.

„Es wird so eng bleiben wie jetzt“

Oder auch der künftige FEX-Flughafenexpress zum BER in Schönefeld, der kurz 2020/21 vielleicht eröffnet sein wird. Laut Henckel hat man die bisherigen 28 Millionen Zugkilometer jährlich im Elbe-Spree-Netz um 25 Prozent aufgestockt. Nur um 25 Prozent? Sie zeigte sich zuversichtlich, dass das auch für künftiges Pendler-Wachstum reichen wird. Und wenn nicht, könne man über Öffnungsklauseln flexibel reagieren. Bei der vorigen Vergabe 2011 war das noch nicht so. Damals hatte man etwa für Cottbus mit 3000 Ein- und Aussteigern kalkuliert, berichtete Schneider. „Jetzt haben wir 6000.“ Der Fahrgastverband Pro Bahn oder auch der frühere Bahn-Regionalchef Hans Leister fürchten, dass sich so etwa wiederholt, weil wieder zu knapp geplant wird. „Es wird so eng bleiben wie jetzt“, sagte Leister.

„Da müssen wir uns schon sputen.“

Auch das Schienennetz selbst setzt technische Grenzen. Langfristig wollen deshalb Berlin, Brandenburg und die für das Netz zuständige Deutsche-Bahn- Tochter DB Netz mit dem Projekt „i2030“ sieben Trassen-Korridore aus dem Umland nach Berlin und das S-Bahn-Netz ausbauen. Zwar sind dafür die Korridore dafür identifiziert, wie Renado Kopp von der DB Netz sagte. Das sind etwa Verbindungen wie zwischen Spandau und Nauen, die frühere Potsdamer Stammbahn, der RE 1 oder auch die Strecke nach Cottbus. Ehe solche Projekte – darunter auch S-Bahn-Verlängerungen – angeschoben oder gar einmal fertig sind, wird es noch bis 2030 dauern, mindestens. VBB-Chefin Henckel: „Da müssen wir uns schon sputen.“

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