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Schloss Biesdorf wurde letztes Jahr saniert, das ZKM war eine neue Einrichtung.

© Kitty Kleist-Heinrich

Update

Marzahn-Hellersdorf: Grün Berlin gibt den Kunstort Schloss Biesdorf auf

Das „Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum“ war erst im Herbst 2016 eröffnet worden, jetzt kommt das schnelle Aus. Nun soll die Galerie M ins Schloss einziehen.

Die Kulturszene in Marzahn-Hellersdorf steht vor einem großen Umbruch: Ganz beiläufig hat Kulturstadträtin Juliane Witt (Linke) am Donnerstagabend in der Bezirksverordnetenversammlung das Aus für das Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum (ZKR) im Schloss Biesdorf verkündet.

Der Träger Grün Berlin hat den Vertrag zum 1. Februar aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt, der Bezirk übernimmt das Gebäude wieder. Danach soll die kommunale Galerie M in die denkmalgeschützte Turmvilla ziehen. Das bisherige Zuhause der Galerie an der Marzahner Promenade wird als Kulturstandort voraussichtlich aufgegeben.

Die aktuelle dritte Ausstellung des ZKR mit dem Titel „Blick Verschiebung“ wird nach Witts Angaben wie geplant bis April fortgeführt. Seitens der Grün Berlin hieß es dazu am Freitag, sie sei „bis auf Weiteres gesichert“.

"Einige Bürger waren betrübt"

Unklar ist, was aus den Zusatzangeboten wird: Zum Beispiel war gerade erst ein monatlicher „ZKR-Sonntag“ mit mehreren gebündelten Programmpunkten wie Führungen, Filmvorführungen und Workshops eingeführt worden. Die für diesen Sonntag geplante zweite Auflage hatte das ZKR jedoch erst vor wenigen Tagen abgesagt.

Das ZKR soll sich in besonderer Weise der DDR-Kunst und dem Wandel des öffentlichen Raums widmen. Während es überregional durchaus Lob für die Ausstellungen gab, stand das ZKR im Bezirk Marzahn-Hellersdorf seit seiner Eröffnung im Herbst 2016 in der Kritik. Viele Anwohner fanden sich in der Konzeption nicht wieder.

Stadträtin Witt machte deutlich, dass auch das Bezirksamt nicht gerade glücklich über die Umsetzung war: Es seien „nicht nur Bilder an Wänden“ vorgesehen gewesen, sondern auch Musik und Veranstaltungen, sagte sie. „Einige Bürger waren betrübt, dass unser Flügel, den wir schon platziert hatten, wieder aus dem Haus gegangen ist.“

Grün Berlin kritisiert Erwartungen des Bezirks

Die landeseigene Gesellschaft ließ am Freitag Kritik an den Vorstellungen der Kommunalpolitiker durchblicken. „Trotz geringer finanzieller Ausstattung und hohen Betriebskosten“ habe sie das Budget eingehalten. Dieses lag 2017 für den gesamten Betrieb des Schlosses einschließlich der Ausstellungsorganisation bei 498 500 Euro.

Der Bezirk sei jedoch von „zu hohen Einnahmeerwartungen“ ausgegangen, schrieb die Grün Berlin in einer Pressemitteilung. „Diese Einnahmeerwartungen hätten sich in den kommenden Jahren deutlich erhöht und zu einer unverträglichen Kommerzialisierung des Kunstortes geführt, die in Widerspruch zu den geltenden Förderrichtlinien steht – eine Entwicklung, die die Grün Berlin GmbH nicht verantworten kann.“

Der ZKR-Betreiber beansprucht für sich, das Schloss erfolgreich geführt zu haben. Seit Eröffnung habe man in den drei Ausstellungen und rund 120 Begleitveranstaltungen mehr als 48 000 Besucher gezählt. Zum Vergleich: Die Vorgabe für 2017 lautete auf 30 000 Besucher. Allerdings ist auch schon seit Monaten bekannt, dass nur ein Teil der Schlossgäste zahlendes Publikum ist, da es auch einen offenen Bereich samt Café gibt.

Die Grün Berlin glaubt jedenfalls an die Idee hinter dem Zentrum. Geplant sei, das ZKR schon 2018 „als Produktions- und Diskussionsort“ für das Zusammenspiel künstlerischer Projekte mit der Stadt- und Landschaftsplanung weiterzuführen – dann allerdings „an neuem Standort und mit neuem Ansatz“. Von DDR-Kunst ist in der Mitteilung nicht mehr die Rede.

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