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Luftbrücken-Geschichte: Der Rosinenbomber soll wieder fliegen lernen

2010 wurde die Berliner DC-3 bei einer Bruchlandung schwer beschädigt. Jetzt wurde aus England eine zweite Maschine nach Schönefeld geflogen, die als Ersatzteillager dienen soll. Noch aber fehlen 300 000 Euro für die Arbeiten.

Zuerst war es nur ein dünner kurzer Strich am Horizont, südlich von Schönefeld. Über Michendorf hatte sich die DC-3 mit der Kennung G-AMRA dem Flughafen genähert, passierte ihn und legte sich in die Kurve zum Vorbeiflug an den wartenden Kamerateams und Fotografen, schwenkte dann ein zur Rechtswende über dem neuen Tower, drehte zwei, drei Ehrenrunden über dem Flughafen, was angesichts nur sporadisch landender Linienmaschinen weiter kein Problem war. Es ist eben SXF, nicht JFK. Schließlich eine letzte Kurve, das endgültige Einschwenken, Fahrwerk raus und runter – eine Bilderbuchlandung. Am Dienstag, Punkt 14 Uhr, hatte Berlin wieder einen flugfähigen Rosinenbomber, erklang hier erneut das einst so vertraute Dröhnen der Pratt & Whitney-Motoren.

Verein sammelte Spenden für die Ersatzteile des Berliner Rosinenbombers

Drei Jahre herrschte zumindest auf diesem Feld Ruhe, den vielen auch diesmal wieder versammelten Planespottern und Freunden solcher Traditionsmaschinen zum Kummer, was Fluglärmgegner aber wohl anders sehen. Am 19. Juni 2010 hatte die DC-3 des Air Service Berlin beim Startversuch in Schönefeld mit gebrochener Kurbelwelle des linken Triebwerks eine Bruchlandung hingelegt, seither harrte das Wrack in einem Hangar seiner Wiedergeburt. Ein Verein hatte sich gegründet, Spenden gesammelt und nach einer Zweitmaschine Ausschau gehalten, die als Ersatzteillager für den Berliner Rosinenbomber dienen könnte. Im englischen Coventry war man fündig geworden, bei der auf solche Traditionsmaschinen spezialisierten Gesellschaft Air Atlantique, die noch zwei weitere DC-3 besitzt. Unlängst hat man, wie berichtet, den Kaufvertrag unterschrieben, für 210 000 Dollar wechselte die Maschine den Besitzer und wurde nun gestern von den britischen Piloten Kath Burnham und Jon Corley nach Schönefeld geflogen.

Wie Gerd Gebhardt, einer der Vorsitzenden des Fördervereins Rosinenbomber, erläuterte, sollen das Berliner Wrack und die britische Maschine zu einer flugtüchtigen DC-3 zusammengefügt werden. Einfach die neue Maschine zu betreiben, wäre nur mit erheblichen Mehrkosten möglich gewesen. Gebaut 1944, war sie zwar wie die Berliner Maschine während der Luftbrücke eingesetzt worden und ist für den Flugbetrieb, nicht aber für den gewerblichen Personentransport zugelassen. Das Wrack allerdings besitzt die erforderliche Genehmigung und Spezialausstattungen, beispielsweise zugelassene Sitze und die notwendige Notfallbeleuchtung.

Erster Flug zur BER-Eröffnung oder am 65. Jahrestag des Endes der Luftbrücke

Welche Teile aus dieser oder jener Maschine übernommen werden, sei Sache der Techniker, sagte Gebhardt. Zusammengefügt werden sie in der Flugzeugwerft Kamenz in Sachsen, wo alle Maschinen des Air Service Berlin gewartet werden. Der ist allerdings nicht Besitzer der Maschinen, die dem Verein gehören – auch wenn es zwischen Verein und Fluggesellschaft personelle Überschneidungen gibt. Noch fehlen für die Arbeiten allerdings 300 000 Euro, die durch Spenden reinkommen sollen. Wunschtermin für den Start: der Tag der BER-Eröffnung oder der 12. Mai 2014, der 65. Jahrestag des Endes der Luftbrücke.

Von der war auch gestern viel die Rede, als die Maschine durch ein von zwei Löschfahrzeugen gespritztes Wassertor fotogen inszeniert vors Abfertigungsgebäude gerollt war. Andrew Noble, Gesandter der britischen Botschaft, war eigens gekommen, Vertreter diverser Sponsoren, schließlich Heinz-Dieter Kallbach, der lange Jahre für den Air Service Berlin den Rosinenbomber steuerte und damit sogar bis nach Gibraltar flog. 1989 hatte er eine Iljuschin-Passagiermaschine auf der Graspiste des Landeplatzes bei Stölln gelandet, die seither nahe der Lilienthal-Gedenkstätte besichtigt werden kann. Dagegen war die gestrige Landung in Schönefeld ein Kinderspiel.

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