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Am 20. und 21. Mai findet die Loveletter Convention in Berlin statt.

© dpa

Loveletter Convention in Berlin: Liebesbuch-Fans zieht es nach Prenzlauer Berg

Am Wochenende treffen sich die Freunde von Liebesromanen bei der "Loveletter Convention" in Berlin. Die Organisatoren wollen Vorurteile abbauen. Denn das Genre wird vielfältiger.

„Ich griff in sein Haar, sprang ihm stürmisch in die Arme, und schlang meine Beine um seine Hüften. Unsere Münder fanden einander, obwohl es stockfinster war. Seine Zunge drang erst zaghaft, dann fordernd in meinen Mund ein. Als ich seine herbe Note einatmete, befürchtete ich, in Ohnmacht zu fallen.“ Ein Auszug aus dem Buch „Kill my Fear – Hingabe“. Typischer Schundroman, den Frustrierte Samstagabend allein zuhause lesen? So etwas will Katrin Graßmann nicht hören. „Jeder soll lesen, was ihm gefällt“, sagt die Organisatorin der Loveletter Convention – eine inzwischen jährliche Versammlung von Liebesbuchfans und Autoren in Berlin.

Am Sonnabend und Sonntag treffen sich 39 Autorinnen und Autoren von Liebesromanen mit mehr als 800 begeisterten Lesern in der German Language School (GLS Sprachenzentrum) in der Kastanienallee in Prenzlauer Berg. Der Veranstaltungsort in Spandau war bereits nach zwei Jahren zu klein für den Besucherandrang.

Liebesromane gehören zu meistgekauften Büchern

Auf der Loveletter Convention treffen sich Autoren und Leser des inzwischen ziemlich vielschichtigen Liebesbuch-Genres. Die Bücher, die auf der Convention vorgestellt werden, handeln von Romanzen zwischen Vampiren, Liebesgeschichten in den Schottischen Highlands vor hunderten von Jahren, aber auch von Rockstars oder von modernen jungen Frauen auf der Suche nach sich selbst.

Liebesromane sind ein Millionengeschäft für die Verleger. Sie gehören zu den meist gekauften Büchern neben Krimis. „Das Genre ist eines unserer wichtigsten Standbeine“, sagt etwa Steffen Haselbach, Verlagsleiter der Belletristik bei Droemer Knaur. Publikum sowie Autoren sind zum großen Teil weiblich.

Die Reihe Loveletter Conventions beginnt an einem Wochenende Anfang Juni 2012. Es knallt der Sommer in Berlin. Gerade ist die Eröffnung des BER abgesagt worden; und Katrin Graßmann ist nervös. Wie sollen die Autoren anreisen, ohne funktionierenden Flughafen?

Am Eröffnungswochenende des BER findet nämlich die erste Loveletter Convention statt. Graßmann hat sie gemeinsam mit ihrer Kollegin und Freundin Kris Alice Hohls organisiert. Hunderte Gäste hatten Tickets gekauft. Im Kulturhaus Spandau ist alles vorbereitet. Präsenttaschen und Signierstände stehen bereit für die Fans der verschriftlichten Verliebtheit. „Zum Glück gab ja noch die anderen beiden Flughäfen und alles hat geklappt“, erzählt Graßmann. Fünf Jahre später ist der BER immer noch eine Baustelle und die Loveletter Convention findet zum sechsten Mal in Berlin satt.

Katrin Graßmann organisiert die Loveletter Convention seit 2012.
Katrin Graßmann organisiert die Loveletter Convention seit 2012.

© Mike Wolff

„Bei diesen Romanen ist es vor allem wichtig, dass eine Liebesgeschichte erzählt wird. Alles andere drum herum ist der Vorstellungskraft der Autoren überlassen“, sagt Graßmann. Sie wollte mit der Loveletter Conventionen einen Ort schaffen, an dem sich Fans mit ihren Lieblingsautoren treffen können.

„Es gibt viele Vorurteile rund um die Branche. Ich werde immer wieder gefragt, warum ich denn so etwas lese“, erklärt die selbstständige Verlegerin, die sich schon oft als Hausfrau beschimpfen lassen musste, die Schundromane lese. In den letzten Jahren sei aber der Ruf der Romane besser geworden, vor allem seit dem Erfolg von „Fifty Shades of Grey“. Zurzeit liegen Romanzen im Trend, die in vergangenen Jahrhunderten spielen. Die Nachfrage nach Vampirgeschichten, die mit „Twighlight“ stark anstieg, ist abgeebbt.

Gewalt gegen Frauen gibt es in den Geschichten kaum mehr

Zudem gibt es durch die Möglichkeit, Bücher selbst zu publizieren, immer mehr deutsche Autoren. Zuvor kamen die großen Namen der Branche fast immer aus den USA. Eine deutsche Autorin, die auf die Loveletter Convention kommen wird, ist Emily Bolt. Sie stellt ihr neues Buch „Wenn Liebe Cowboystiefel trägt“ vor. Bolt hat bereits 25 Bücher veröffentlicht. „Bei dem Treffen in Berlin ist es nicht so steif wie auf so mancher Messe“, sagt Bolt. Das Wochenende in Prenzlauer Berg ist eben nicht aufgebaut wie eine Messe. Es gibt keine Verkaufsstände, dieses Jahr kann man überhaupt zum ersten Mal dort Bücher von Autoren kaufen. Das sei aber nicht der Fokus.

An den beiden Tagen gibt es mehr als 100 Einzelveranstaltungen. Fragerunden, Workshops und Signierstunden. Am Samstag findet etwa eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Manche mögen's heiß – Sex im Liebesroman“ statt. Hier können Leser mit Autoren über die Darstellung von Erotik in ihren Werken sprechen. Um 17 Uhr findet ein Workshop zu „Gay Romance – Wenn Männer Männer lieben“ statt. Gay Romance wird immer öfter nachgefragt, lesbische Liebe gibt es kaum. Meist schreiben Frauen für Frauen Geschichten über die Liebe zwischen zwei männlichen Charakteren.

Die steigende Popularität von Romanzen, in denen es nicht um die Liebe zwischen Mann und Frau geht, zeigt wie der Liebesroman inzwischen die gesellschaftliche Entwicklung spiegelt. „In den 80er Jahren war Gewalt gegen Frauen oft noch Teil der Geschichten und Sex grenzte auch mal an Vergewaltigung“, erzählt Graßmann. Das sei zum Glück fast zur Gänze verschwunden.

Die Liebe zu Cowboys und Seesternen

Das Genre Liebesroman bringt den Verlagen Millionen ein und in Berlin gibt es seit Jahren eine eigene Convention für Fans. Die Titel der Bücher wirken dennoch teils ungewollt komisch. Etwa „Landluft-Duft“ – auf dem Buch breitet eine Gans neben Gummistiefeln die Flügel aus.

Zur Präsentation des Romans „Wenn Liebe Cowboystiefel trägt“ bringt die Autorin zur Loveletter Convention übrigens einen Cowboy mit, der gerne für Fotos bereitsteht. Manche Titel sind kryptisch wie „Zeit der Seesterne“, andere wollen den Erzählfaden gleich am Cover haben: „Kill my Fear – Hingabe“. Auf dem Buch zu sehen: ein dubios wirkender Mann mit Schusswaffe, darunter liegt eine Frau in Unterwäsche im Bett, über sie beugt sich ein Mann mit nacktem Oberkörper.

Loveletter Convention, 20. bis 21. Mai, GSL Sprachschule, Kastanienallee 82, Tickets zwischen 45 und 59 Euro unter www.loveletterconvention.com

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