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Kein Anschluss. Die Brücke Nummer 5 ist zwar saniert, aber nur optisch.

© Kitty Kleist-Heinrich

Lösung für die Berliner Yorckbrücken: Die Brücken können jetzt saniert werden

Für die denkmalgeschützten Brücken an der Yorckstraße ist eine Lösung gefunden. Damit können neue Wege für Besucher des Gleisdreieck-Parks kommen.

Wenn sie inzwischen nicht total verrostet sind, können die vier ausgehängten Bahnbrücken über der Yorckstraße bald wieder an ihren alten Platz zurückkehren. Statt Zügen sollen sie dann Fußgänger und Radfahrer tragen, die neue Verbindungswege zwischen den nördlichen und südlichen Bereichen des Grünzugs vom Gleisdreieckpark bis zum Südgelände erhalten. Derzeit gibt es zum Überqueren der Yorckstraße nur eine provisorisch instandgesetzte ehemalige Bahnbrücke.

Die vier der einst mehr als 30 Brücken waren Anfang 2016 ausgebaut worden. Für rund vier Millionen Euro sollten sie bis zum Herbst saniert und dann wieder eingehängt werden. Doch Pustekuchen. Noch immer gammeln sie – ungeschützt – auf einem Lagerplatz dicht neben ihrem alten Standort vor sich hin.

Erst nach dem Ausbau hatte man gemerkt, dass sich die Statik der Brücken und der Denkmalschutz, unter dem sie seit 1993 stehen, widersprechen. Ein denkmalgerechtes Sanieren war nicht mit den heutigen Sicherheitsvorschriften vereinbar. Es muss gewährleistet sein, dass die Brücken halten, wenn die Stützen bei einem Unfall beschädigt werden. Dabei sind die Vorschriften für eine Fußgänger- und Radlerbrücke inzwischen strenger als beim Bau der Brücken für die schweren Züge zu den einstigen Fernbahnhöfen Anhalter und Potsdamer Bahnhof.

Das alte Erscheinungsbild bleibt erhalten

Die alten Bauwerke bestanden aus drei so genannten Feldern, die auf je zwei Stützenreihen ruhten. Jetzt müssen die Brücken zu einem durchgehenden Stück werden, um statisch auf die Stützen verzichten zu können. Dafür müssen die Brücken durch Anbauten verstärkt werden. Dafür habe man jetzt eine Lösung erarbeitet, teilte die Senatsverkehrsverwaltung auf Anfrage mit. Die Stützen sind dann nur noch „zur Zierde“ da, um das alte Erscheinungsbild des Denkmalensembles zu erhalten. Die meisten der Brücken stammen aus dem 19. Jahrhundert. Inzwischen haben sich aber moderne Betonbauten für die 2006 eröffnete Nord-Süd-Fernbahn eingefügt. Auch S-Bahn-Brücken sind in den vergangenen Jahren ersetzt worden.

Für 423.000 Euro ließ das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg bereits 2012 eine der Brücken denkmalgerecht sanieren – die Nummer 5 dicht an der Bautzener Straße. Aber nur optisch. Auch bei ihr entspricht die Tragfähigkeit noch nicht den neuen Normen. Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) hofft nun, dass sich die nun gefundene Lösung für die vier anderen Brücken auf „seine“ Nummer 5 übertragen lässt. Die Vorbilder werden im Auftrag von Grün Berlin und der Deutschen Bahn saniert. Ob die einst dafür vorgesehenen vier Millionen Euro ausreichen, steht nach der langen Lagerzeit nicht fest.

Die Brücke Nummer 5

Genutzt werden könnte die Nummer 5 derzeit aber ohnehin nicht. Das Bauwerk steht isoliert über der Straße, an beiden Enden fehlen die Anschlüsse zu Wegen. Im Norden musste die Rampe dem Neubau eines Biomarktes weichen, im Süden war der Anschluss dem Bau des Wohn- und Gewerbekomplexes Bautzener Straße im Weg.

Der Bauherr hat sich vertraglich verpflichtet, auf seine Kosten das Queren der Yorckstraße über die Brücke Nummer 5 zu ermöglichen. Im Norden verläuft der Weg dann über das Dach des Biomarktes, wozu eine kleinere Rampe erforderlich wird. Im Süden führt er dann durch das Wohnquartier, wird aber öffentlich zugänglich sein.

Diese Verbindung ermöglicht dann auf der Westseite der Parkanlagen einen durchgehenden Weg von den Kanaluferstraßen am Gleisdreieck bis zum Bahnhof Südkreuz.

Schon heute nutzen Fußgänger und Radfahrer diese Variante, bei der sie – noch – die Yorckstraße ebenerdig queren müssen. Dabei komme es häufig zu gefährlichen Konflikten mit dem Autoverkehr, sagt Helge Hedtke. Er setzt sich seit 2007 dafür ein, die Brücke Nummer 5 zu erhalten. Mit Baujahr 1883 ist sie die älteste des Ensembles.

Und dann ging's ganz schnell

Weil sich Senat und Bezirk beim Bau der Parkanlagen beiderseits der Yorckstraße nicht einigen konnten, hatte man auf eine niveaufreie Verbindung über die Straße hinweg zunächst verzichtet. Nach der Eröffnung des so genannten Flaschenhalsparks auf der Südseite Anfang 2014 war es zu lebensgefährlichen Situationen gekommen: Fußgänger und Radfahrer querten an den Eingangsbereichen ungeschützt die stark befahrene Yorckstraße. Ampelanlagen gab es erst mehrere hundert Meter entfernt. Für rund 50 000 Euro stellte der Bezirk dann Gitter auf, die das Queren der Straße verhindern sollten. Rund ein Jahr sollte es so bleiben.

Erst als der Tagesspiegel darüber berichtet hatte, ging es ganz schnell. Innerhalb weniger Tage war es möglich, eine der Brücken so herzurichten, dass sie provisorisch als Fuß- und Radweg genutzt werden kann. Sie muss aber auch noch endgültig saniert werden.

Oltmann hofft nun, dass die Arbeiten an den Brücken noch in diesem Jahr beginnen können. Dann wäre immerhin eine Berliner Posse bald beendet.

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