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Weiter, immer weiter? Das Internationale Congress-Centrum (ICC) wurde im Frühjahr 2014 geschlossen. Die Sanierung könnte teurer werden als gedacht.

© dpa

Kongresszentrum in Berlin: Das ICC wird schon wieder teurer

Die Finanzplanung spricht jetzt von 250 Millionen Euro für die Teilsanierung des Internationalen Congress Centrums. Aber das dürfte nicht reichen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Auf dem Internationalen Congress Centrum (ICC) scheint ein Fluch zu liegen. Alle Pläne und Kostenprognosen, die der Senat in den letzten 15 Jahren erarbeitet hat, um das gigantische „Raumschiff“ am Messedamm zu sanieren, wurden über den Haufen geworfen. Und es sieht so aus, als wäre auch der jüngste Beschluss der Landesregierung, das ICC bis 2022 für 200 Millionen Euro aus dem Haushalt teilweise wieder flott zu kriegen, schon wieder Makulatur. Völlig unabhängig von der Diskussion, ob im ICC zwischenzeitlich Flüchtlinge untergebracht werden können.

Denn in der Finanzplanung des Senats, die kürzlich beschlossen wurde, stehen für die „Sanierung des ICC“ bereits wieder neue Zahlen. Die Fertigstellung des Bauvorhabens wird erst für 2025 erwartet. Und die voraussichtlichen Kosten werden auf 250,5 Millionen Euro korrigiert. Das sind rund 50 Millionen Euro mehr als die Regierungsfraktionen von SPD und CDU genehmigen wollen.

Ob mit weiteren Überraschungen zu rechnen ist, wird sich erst 2017 zeigen, nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl, wenn die Stadtentwicklungsverwaltung einen Bebauungsplan vorlegt. Dazu gehört dann eine detaillierte Zeit- und Kostenprognose für die Beseitigung von Asbest und anderen Schadstoffen, die „Ertüchtigung für einen modernen Kongressbetrieb mit flexibel nutzbaren Flächen“ auf 10.000 Quadratmetern und die Erneuerung der Gebäudetechnik (Heizung, Lüftung, Brandschutz usw.). Erst dann kann das ICC wenigstens teilweise wieder genutzt werden – für Kongressveranstaltungen und private Zwecke.

Beim Nachrechnen kommt man auf 350 Millionen Euro

Aber es ist zu befürchten, dass die Teilsanierung des Gebäudes noch teurer wird als es jetzt in der Finanzplanung des Senats steht. Eine Kostenanalyse des Beratungsunternehmens Drees & Sommer, das verschiedene Sanierungsvarianten für das ICC berechnete, legt dies nahe. Nach deren Zahlen kostet die Schadstoffbeseitigung (einschließlich der Wiederherstellung der kontaminierten Bauteile) insgesamt 69 Millionen Euro. Die Erneuerung der völlig veralteten Gebäude- und Veranstaltungstechnik wird mit 114 Millionen Euro veranschlagt. Die Sanierung von bröseligem Beton, undichten Fassade- und Dachteilen schlägt mit 26 Millionen Euro zu Buche. Die Ertüchtigung des Brückenbauwerks über den Messedamm oder des Haupteingangs – als Zugang zu den frisch sanierten Kongressräumen – wird laut Gutachten sechs Millionen Euro kosten.

Hinzu kommen, nach den Berechnungen von Drees & Sommer, Baunebenkosten von 44 Millionen Euro und die Mehrwertsteuer. Macht insgesamt 308 Millionen Euro brutto, allerdings auf dem Niveau der Baupreise von Ende 2011. Rechnet man die voraussehbaren Preissteigerungen bis zum geplanten Sanierungsbeginn 2018 hinzu, kommt man auf mindestens 350 Millionen Euro.

Der übliche Puffer von mindestens fünf Prozent für „Unvorhergesehenes“ ist darin noch nicht enhalten. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind mögliche Auflagen für den Denkmalschutz, unter den das ICC voraussichtlich noch 2015 gestellt wird. Es bleibt vorerst das Geheimnis des Stadtentwicklungssenators Andreas Geisel (SPD), wie er den vom Abgeordnetenhaus beschlossenen Kostendeckel von 200 Millionen Euro trotzdem einhalten will.

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