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Friedlich rutschen. Kein Allheilmittel, aber schon mal ein Anfang: Konfliktlotsen der Initiative „Cool am Pool“ .

© picture alliance / dpa

Hilfe für Berliner Freibad: Notruf an die Moschee bleibt Theorie

Imame der Sehitlik-Moschee sollten in Neukölln randalierende Jugendliche mit Migrationshintergrund am Becken besänftigen – mussten sie aber gar nicht.

Der Imam persönlich wäre sicher nicht gekommen, obwohl er allein schon seiner Funktion wegen Eindruck gemacht hätte. Aber der Imam der Sehitlik-Moschee in Neukölln ist „ein wenig scheu und spricht schlecht deutsch“, sagt Ender Cetin. Deshalb hätte er einen Schlichter-Einsatz bei Randale im Columbiabad ohnehin abgelehnt.

Statt seiner wäre Ender Cetin gekommen, Vorsitzender des Vereins „Moschee zu Neukölln“. Er hätte versucht, im Columbiabad, 300 Meter von der Moschee entfernt, arabische oder türkische Jugendliche, die Stress machen, zu beruhigen. Er hätte einen anderen Ton angeschlagen als Polizisten oder die Security. In der Hoffnung, dass wieder Ruhe einkehrt. Wäre Cetin verhindert gewesen, hätte er einen Stellvertreter geschickt. Aber das alles war nicht nötig. Es gab keinen Alarm-Anruf aus dem Bad mehr.

Eine Art Hilferuf, verpackt in eine dringliche Frage, hatte es schon im Juni gegeben. Da fragte die Bad-Chefin den Vereinschef Cetin: „Können Sie uns bei Randale mit arabischen oder türkischen Jugendlichen helfen?“ Zu Pfingsten war die Polizei dreimal angerückt.

Wenig Badegäste bei dem schlechten Wetter

„Es gab keine Notwendigkeit, jemanden von der Moschee anzusprechen“, sagt Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäderbetriebe. „Der August war ja herbstlich, es waren kaum Menschen im Bad.“ Einmal im Sommer hatte ein Vertreter der Bäderbetriebe mit Cetin telefoniert, mehr Kontakt war nicht.

Trotzdem wollte die Moschee den Text zu einem Flyer liefern, der an alle Badegäste verteilt werden sollte. Auf dem Flugblatt sollte die Moschee als „Kooperationspartner“ des Bades erwähnt werden. Auch ein Zitat aus dem Koran sollte gedruckt werden. „Aber leider wurden wir nicht fertig“, sagt Cetin. Die Moschee bietet auch einen Workshop an, bei dem Bad-Mitarbeiter „von Leuten aus der Moschee, die interkulturell fit sind, informiert werden“, sagt Cetin. „Die Leute können in Bezug auf den arabischen oder türkischen Background der Jugendlichen vieles mitteilen.

Die Vereinsmitglieder stellten Cetin noch eine ganz andere Frage: Ob die Mitarbeiter wüssten, dass bekennende Muslime gar nicht in ein Bad gehen, in dem Männer und Frauen gleichzeitig sind, dass Randale-Zwischenfälle nichts mit Religion zu tun hätten und deshalb auch kein religiöser Vertreter als Schlichter kommen müsse. Cetin sieht das genauso, erklärte aber, er wolle dennoch helfen.

Bäderbetriebe suchen neue Sicherheitslösung

Die Bäderbetriebe gehen das Thema Sicherheit im nächsten Jahr gezielt an. „Wir werden einige Partner einbinden“, sagt Oloew. „Auch die Moschee. Alle guten Ideen werden gesammelt.“

Die Anlage neben der Moschee fällt als potenzieller Einsatzort derzeit schon aus saisonalen Gründen aus: Das Columbiabad ist geschlossen.

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