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Mal was im Plan. Richtfest für das BER-Regierungsterminal.

© Patrick Pleul/dpa

Hauptstadtflughafen BER: Richtfest ohne Politiker

Für den neuen Regierungsflughafen am BER wird Richtfest gefeiert, hier sollen künftig die Kanzlerin, Minister und Staatsgäste ein- und auschecken. Doch zu den Feierlichkeiten erschien keiner.

Man merkt sofort, dass ein Mensch vom Bau redet. Denn Jens Quade, Chef der Direktion Nord der Züblin AG, spricht gleich klar aus, was wirklich seltsam ist bei diesem Richtfest am Donnerstag auf dem künftigen Hauptstadt-Flughafen in Schönefeld. „Ich wundere mich, dass gar kein Politiker gekommen ist. Dabei ist doch in wenigen Monaten Bundestagswahl.“  Und das Gebäude, an dem der Richtkranz hochgezogen wird, ist immerhin das künftige Regierungsterminal Deutschlands. Hier sollen, wenn der BER mal eröffnet, Kanzlerin, Minister und Staatsgäste ein- und auschecken. Trotzdem fehlen die künftigen Hausherren, sind keine Berliner Minister oder Staatssekretäre da, lediglich einige Mitarbeiter aus dem Auswärtigen Amt, dem Bundesverteidigungsministerium und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Aber Züblin-Direktor Quade hat auch eine Erklärung parat, warum Politiker des Bundes diese Baustelle scheuen - nämlich den BER daneben. „Vielleicht macht man da lieber einen großen Bogen um dieses Gelände? Dabei sieht man hier, dass Dinge schnell gehen können.“

Nur 18 Monate Bauzeit angesetzt

Tatsächlich hat es kaum ein halbes Jahr gedauert, in dem Züblin gemeinsam mit der Firma Habau seit dem Baubeginn im Januar den Rohbau hochgezogen haben, während bei der Sanierung des BER nebenan zugleich quasi Stillstand herrschte. Schon nächsten Sommer soll das Interims-Regierungsterminal fertig sein, nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit, auf jeden Fall vor dem BER, für den kein Eröffnungstermin in Sicht ist. Endlich klappt mal was. Kein Wunder, dass Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup vom „schönen Tag für den Flughafen“ schwärmt, und vom Interimsterminal sowieso, das viel größer, besser und repräsentativer als der Protokollbereich in Tegel sein wird: Würde man den hierher verlegen, sagt er, „wären das ein Drittel im Erdgeschoss.“ Platz ist genug, auch draußen für fünf parkende Regierungsmaschinen, es gibt VIP-Bereiche für die Kanzlerin, das Auswärtige Amt, das Bundesverteidigungsministerium, Konferenzräumen, Dolmetscherkabinen, einen extra Raum für Pressekonferenzen, natürlich alles ein Hochsicherheitsbereich. Allein das Gebäude kostet 30 Millionen Euro. Und mit allem drum und dran, den Rollwegen und Abstellflächen, wird das Interimsterminal mit 79 Millionen Euro kalkuliert. „Wir werden etwas drunter liegen“, sagt Lütke Daldrup.

Das SXF-Terminal ist unverzichtbar

Trotzdem haben sich für das Provisorium die Kosten verdreifacht. Aber darüber redet an diesem Tag natürlich niemand, da das Regierungsterminal nach den bisherigen offiziellen Plänen nur kurze Zeit benötigt wird, ein paar Jahre, bis das richtige, mit 250 Millionen Euro kalkulierte, noch größere und teurere richtige Regierungsterminal fertig ist. Dessen Bau liegt auf Eis, kann nicht beginnen, solange am alten Schönefelder Terminal noch Passagiere abgefertigt werden müssen. Und das werden immer mehr, 12 Millionen wohl 2017. Das SXF-Terminal wird auch nach Start des BER, wo gerade mal so viele Passagiere wie in Tegel (22) abgefertigt werden können, noch Jahre unverzichtbar sein.

Wie lange wird der Interims-Staatsflughafen nun in Betrieb sein? 2024, 2025, noch länger? Dazu will sich beim Richtfest niemand festlegen. Wer weiß, manche Provisorien halten ewig, wird am Rande geraunt. In keinem Fall werde die Investition umsonst sein, betont Rainer Bretschneider, der Chef des Flughafen-Aufsichtsrates. „Es ist nicht gebaut worden, damit es nach fünf Jahren abgerissen wird.“ Zieht die Bundesregierung irgendwann wieder aus, soll es Empfangsgebäude für Geschäftsflieger werden.

Und zum Schluss dürfen Journalisten doch noch in die abgesperrte obere Etage, in den künftigen VIP-Bereich, jetzt noch eine weite Halle, blanker Beton, Ausblick zum BER inklusive. Und wo ist der Raum, in dem die Kanzlerin mal mit dem US-Präsidenten plauschen wird? Das sei geheim, „irgendwo hier.“ 

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