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Schmutziger Wahlkampf. Satiriker Martin Sonneborn mit dem neuen Plakat. Foto: dpa

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Hauptsache geschmacklos: Satire-Partei überklebt NPD-Plakate

Mitglieder der Spaß-Partei des Satirikers Martin Sonneborn haben umstrittene Wahlplakate der NPD mit einem Foto des verunglückten österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider überklebt. Die Rechtsextremisten behalten sich rechtliche Schritte vor.

Von Sabine Beikler

Erst zog „Die Partei“ des Satirikers Martin Sonneborn mit Fackeln durch das Brandenburger Tor, jetzt hat sie auch noch NPD-Plakate überklebt. „Wir sind der Meinung, dass wir die Einzigen sind, die geschmacklose Plakate haben sollten“, sagte der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“ dem Tagesspiegel. Das NPD-Plakat zeigt Parteichef Udo Voigt auf einem Motorrad und den Spruch „Gas geben“. Dieses Plakatmotiv in der Umgebung des Jüdischen Museums ist überklebt. Jetzt prangt dort das Foto des 2008 in seinem Auto tödlich verunglückten österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider. Über seinem demolierten VW Phaeton steht: „Gas geben“.

Sonneborn steckt hinter der Aktion. Öffentlich sagt er aber, dass er sich nicht sicher sei, wer diese Plakate überklebt hat. Er vermute aber, dass es „übereifrige Praktikanten“ seiner Partei gewesen sein könnten. Offenbar waren diese nachts auch in Köpenick unterwegs. Dort wurden NPD-Plakate an der Zentrale der rechtsextremen Partei ebenfalls mit dem Motiv der Sonneborn-Partei überklebt. Mit der NPD sieht sich der Satiriker in einem „schmutzigen Wettbewerb im Wahlkampf“. Nachdem 30 bis 40 „Partei“-Mitglieder mit Fackeln durch das Brandenburger Tor gezogen waren, sagte Sonneborn: „Wir wollten zeigen, dass wir die NPD locker rechts überholen können.“ Einigen Mitgliedern droht ein Strafverfahren. Der Satiriker hofft, dass er bei einer Vorladung am kommenden Mittwoch im Polizeipräsidium seine Beweggründe noch einmal erklären könne. „Die Partei“ hat nach Sonneborns Angaben bundesweit rund 8000 Mitglieder und versteht sich als eher „inhaltsleer und populistisch“.

Die NPD-Wahlplakate erregen wie berichtet nicht nur vor dem Jüdischen Museum großen Ärger bei den Berlinern. Politiker waren sich darin einig, dass dieses Plakat „unsäglich“ und eine „Provokation“ sei. Juristisch kann man nichts dagegen machen. Der Inhalt des Plakates ist laut Staatsanwaltschaft durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

Die NPD teilte gestern mit, dass die „linksextremistische ,Partei’ eine menschenverachtende Propagandaaktion“ mit dem Haider-Motiv inszeniert habe. Ob die Rechtsextremen strafrechtlich dagegen vorgehen, müsse juristisch geklärt werden, sagte NPD-Landeschef Uwe Meenen auf Nachfrage.

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